In Irland sind Abtreibungen illegal. Bei einem Referendum soll die Bevölkerung nun über eine Reform des Gesetzes entscheiden.
Das restriktivste Abtreibungsgesetz der EU
1983 fand in Irland ein Referendum statt: 67 Prozent des katholisch-geprägten Landes stimmten damals dafür, das Verbot von Schwangerschaftsabbrüchen in einem Zusatzartikel in die Verfassung aufzunehmen. Heute hat das Land damit das restriktivste Abtreibungsgesetz der gesamten EU – obwohl es zum Beispiel in Polen nicht wirklich besser aussieht – und wurde dafür schon mehrmals vom Ausschuss für Menschenrechte der Vereinten Nationen kritisiert. Erst vergangenes Jahr bezeichnete dieser den Umgang Irlands mit Frauen im Bezug auf Schwangerschaftsabbrüche als „gemein, inhuman, entwürdigend”, wie die taz berichtete.
Die irischen Gesetze verbieten derzeit selbst im Fall einer Fehlbildung des Fötus oder nach einer Vergewaltigung einen Schwangerschaftsabbruch. Auf Abbrüche drohen bis zu 14 Jahre Haft. Tausende Frauen reisen deshalb jedes Jahr nach England oder müssen sich illegal Pillen besorgen.
Bis 2013 waren Abtreibungen sogar komplett verboten. Erst in Reaktion auf die breite Empörung innerhalb der Bevölkerung auf den Tod einer Frau, die an den Folgen einer Fehlgeburt in der 17. Schwangerschaftswoche starb, nachdem ihr in einer Klinik verweigert worden war, die begonnene Fehlgeburt medizinisch zu verkürzen. Sie starb an einer Blutvergiftung – ihr Tod wäre leicht vermeidbar gewesen. Seitdem sind Schwangerschaftsabbrüche erlaubt, wenn das Leben der Mutter in Gefahr ist. Im Falle einer Fehlbildung des Fötus oder nach einer Vergewaltigung sind Abtreibungen aber weiterhin verboten.
2018 wird es ein Referendum geben
Ende 2017 hatte die irische Bürgerversammlung, die aus 99 Mitgliedern besteht, die die Bevölkerungsstruktur repräsentieren sollen, dem Premierminister Leo Varadkar vorgeschlagen, die 12-Wochen-Regelung auf Verlangen der Bevölkerung zu erlauben. Am 29. Januar kündigte dieser nun über Twitter ein Referendum zum Abtreibungsparagraphen für dieses Jahr an. Das könnte ermöglichen, dass Abbrüche bis zur zwölften Schwangerschaftswoche erlaubt werden. Dazu schrieb er: „Wir wissen, dass tausende von irischen Frauen – aus jeder Region in Irland – jedes Jahr für Abtreibungen in ein anderes Land gehen. Wir wissen, dass viele Frauen sich per Post Abtreibungspillen zuschicken lassen, um ihre Schwangerschaften zu beenden. Also gibt es Abtreibungen in Irland, sie sind aber unsicher, ohne Regularien und illegal.”
Ankündigung des Referendums per Twitter. Quelle: Leo Varadkar | Twitter
Im Mai oder Juni wird voraussichtlich darüber abgestimmt werden. In der Bevölkerung soll es für diese lebensrettende Gesetzesinitiative eine Mehrheit geben. Große Teile der Iren wollen schon lange eine Änderung des Gesetzes. Für all die irischen Frauen, die sich sonst für eine Abtreibung in Gefahr bringen und schlicht nicht über ihren eigenen Körper entscheiden können, bleibt zu hoffen, dass das Referendum tatsächlich der Anstoß für eine längst überfällige Reform wird.
Titelbild: Flickr | William Murphy | CC BY-SA 2.0
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