Einer will Kinder, der andere nicht! Kinderplanung kann zur Zerreißprobe in der Partnerschaft führen. Hier hilft nur eins: Prioritäten setzen. Und zwar die eigenen.
Die Zeit vergeht, erst tickt die Uhr leise, dann aber, irgendwann tickt sie laut. Und leider, wenigstens bei uns Frauen, ziemlich bald sehr laut, denn ab 40 wird
es biologisch immer schwieriger Kinder zu bekommen. Und wenn der andere, dann immer noch nicht weiß, ob er überhaupt Kinder. Oder vielleicht noch ein Kind ? Sich am Ende sogar sicher ist, dass er es nicht will?
Du hast das Gefühl, an einem Abgrund zu stehen. Oder mit dem Rücken an der Wand. Eines ist sicher, das Kind gibt es schon, mindestens in deinem Kopf. Und du hoffst auch, wenigstens bald, in deinem Körper. Irgendwo muss sie doch sein, diese kleine Zelle, die nur darauf wartet, befruchtet zu werden. Jetzt ist der Moment, für dich. Für deinen Partner nicht. Der Andere sagt nein, im besten Fall. Im schlimmsten Fall hält er dich hin, mit Ausflüchten und Versprechungen, morgen, nächsten Monat, vielleicht nächstes Jahr. Und irgendwann musst du dir
eingestehen, dass es nichts mehr wird mit dem Kind, jedenfalls nicht mit diesem
Mann. Er wird nicht der Vater deines Kindes. Und dann fällst du, tief, sehr
tief. Weil es keinen Halt gibt. Ein vielleicht existiert nicht. Es gibt nur ja
oder nein.
Und das nein ist hart, es tut weh. Egal, ob du schon ein Kind hast, oder zwei oder gar keines. Sicher, wenn du noch kein Kind hast, ist es besonders hart. Aber der Kinderwunsch ist etwas Einmaliges. Wir haben ihn oder nicht, und deswegen sollten wir ihm jedem frei zugestehen. Ob er null, oder vier Kinder hat. Es geht ja nicht um eine Zahl, es geht um einen Menschen, um ein Kind. Jedes Kind ist einmalig. Jeder Kinderwunsch ist es auch.
Die Diskussion um den Kinderwunsch kann schnell zu einer Endlosspirale werden. Ein falsches Argument ist: die Samenspende. Einer Frau vorzuwerfen, sie wolle nur eine Samenspende, ist albern. Wer heute eine Samenspende will, findet sie auch. Das war mal in einem anderen Jahrhundert. Wenn eine Frau sich ein Kind mit Partner wünscht, dann will sie keine Samenspende. Egal, was ihre
Motive sind. Das sollte jeder respektieren, vor allem der eigene Partner.
Mein Tipp dazu: tausche dich ruhig mit deinem Partner aus, versucht einen gemeinsamen Konsens zu finden.
Meist geht es nur um ein Kind. Nicht um fünf, um zwei oder drei. Es geht um eins. Dass du willst und dein Partner nicht. Zwei Menschen haben eine Familie gegründet, oder wollen sie gründen, der eine möchte sie vergrößern, der andere nicht. Aber es ist ein Kind. Ein Mensch. Für diesen Menschen werdet ihr die Verantwortung tragen müssen. Das kann Ängste auslösen.
Nennt eure Argumente, schreibt sie vielleicht am besten auf. Diskutiert das pro und kontra. Er will noch ein paar Jahre seine Freiheit genießen. Kannst du so lange warten? Oder kostet das Warten dich zu viel Kraft? Ihr habt schon ein Kind, du willst ein zweites, er nicht? Wie wichtig ist dir die Familie, die ihr schon zusammen habt?
Wenn ihr dann immer noch nicht auf den gemeinsamen Punkt gekommen seid, nehmt eine Auszeit.
Eine Auszeit vom Thema, von der Diskussion, vielleicht auch von der Beziehung.
Wenn ihr dann wieder zusammen kommt, sollte sich jeder sehr klar sein. Es gibt
vielleicht nichts Schlimmeres, als mit Ungewissheiten leben zu müssen. Sorge
dafür, dass du Klarheit bekommst. Sollte dein Partner nun immer noch kein Kind
wollen, du aber schon: Die Entscheidung deines Partners gegen ein Kind hat
nichts mit dir zu tun. Er will kein Kind, das wäre bei jeder anderen Frau
genauso.
Erst einmal wirst du das Gefühl haben, in einem Tunnel zu stehen. Die Zeit ist wie gefroren oder vergeht bleiern. Du weißt nicht wohin, und möchtest am liebsten weg rennen. Jetzt gilt es, Atem holen. Kraft schöpfen. Es ist dein Leben. Du musst jetzt dein Leben wieder unter Kontrolle bekommen.
Ein Kinderwunsch ist mit keinem anderen Wunsch zu vergleichen. Es geht nicht um ein Ding, sondern um das Leben. Für mich waren die Kinder, die ich mir wünschte, immer eine Realität, auch wenn ich sie nicht bekam oder bekommen konnte.
Deswegen ist es wichtig, sich Zeit zu geben und zu trauern. Wir dürfen genauso
um ein Kind trauern, das wir und wünschten, aber nie hatten, wie wir über eine
Beziehung trauern, die zu Ende geht.
Am Ende, ist es allein deine Entscheidung. Wie wichtig ist dir ein Kind? Wie wichtig ist dir die Partnerschaft? Du musst deine Prioritäten setzen. Dabei geht es vor allem um deinen Lebensentwurf. Würdest du auch alleine ein Kind bekommen wollen?
Möchtest du bei deinem Partner bleiben, weil er einfach der Beste ist, den du
dir vorstellen kannst? Glaubst du, dass du die Trauer um den Kinderwunsch
überwinden kannst? Oder möchtest du es lieber noch mit jemand anderem
versuchen?
Erst wenn du diese Wahl getroffen hast, weißt du, ob ihr noch einen gemeinsamen Weg finden könnt oder nicht. Nur wer sich der Krise stellt, wird sie auch meistern können.