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Warum redet mein Kind eigentlich nicht mit mir?

In ihrer Kolumne „Familie und Gedöns“ schreibt Lisa über alles, womit sich Eltern so beschäftigen (müssen), diesmal: Warum gelingt es nicht, die Kinder über die Schule auszufragen?

Der heilige Familientisch

Neulich so: Ich sitze mit den Kindern am Küchentisch, das siebenjährige Kind hat einen Kindkollegen zu Besuch. Ich mache meine üblichen Smalltalk-Versuche, getrieben von der schwachen Hoffnung, der kleine Freund könnte womöglich einen Hauch gesprächsbereiter sein als das eigene Kind, das sich seit dem ersten Schultag ein übersichtliches Repertoire an Antwortbausteinen zusammengestellt hat, die auch nur selten variiert werden. „Wie war es in der Schule?“ „Gut“. Oder, leicht dadaistisch: „Ja.“

Ich wiederum variiere natürlich bei den Fragen, weil: In amerikanischen Parenting-Blogs lese ich öfters Beiträge von aufmerksamen und achtsamen Müttern, die es fertigbringen, abends am Familientisch schöne, gehaltvolle und wertschätzende Gespräche zu führen, bei denen jedes Kind gesehen wird und seinen Raum bekommt, während sich bei uns das sechsjährige Kind seit neuestem sämtliche Mahlzeiten aufs Nachtkästchen servieren lässt, um diese allein und im Liegen zu sich zu nehmen („… und bring mir noch ein Glas Apfelsaft mit einem Strohhalm mit einem Pinguin dran, drei Scheiben leicht gesalzene Gurke und zweimal Paprika!“ – ich renne natürlich, denn: Das Kind möchte Rohkost!!!). Jedenfalls schlagen diese Mütter vor, Fragen zu stellen wie „Und was hat dich heute am glücklichsten gemacht?“ oder „Was hat dich heute besonders bewegt?“. Solche Beiträge tragen Überschriften wie „8 fun questions for a healthy family dinner conversation“  (Ich verstehe dabei nicht, ob diese Fragen nun gesundheitsfördernd bezüglich des Essens oder der Konversation sein sollen …)

Wie wird man als Grundschulkind zynisch?

Jedenfalls „connecten“ diese Mütter so mit ihren Kindern – und wie ihr sicher auch schon oft gelesen habt, sind gemeinsame Mahlzeiten mit der kompletten Familie das aller- wirklich allerwichtigste überhaupt, um eine gesunde Entwicklung der eigenen Kinder zu gewährleisten und keine übergewichtigen, sozial gestörten, suchtanfälligen Monster aus ihnen entstehen zu lassen.

Ich versuche also auch, mit dem kleinen Freund meines Kinders zu connecten, um überhaupt mal irgendetwas aus diesem unbekannten Kosmos Grundschule zu erfahren. „Herr x (Klassenlehrer) ist ja schon ganz schön lange krank, oder? Der Arme, wissen wir denn, was ihm fehlt?“

Kindkollege: „Der hat Krebs.“

Bäng.

„Oh, Oje, das ist ja schrecklich, wirklich, woher weißt du das?“

Kindkollege, gelangweilt auf die Tischplatte guckend: „Nee, der hat gar keinen Krebs. Ist mir egal, was der hat.“

Ich verfalle angesichts solcher wenig achtsamer oder wertschätzender Konversationsverläufe natürlich in Selbstzweifel: Sind meine Fragen so schlimm, dass es nur schlimme Antworten darauf gibt? Wie leicht können mich siebenjährige Früchtchen verarschen? Warum ist man eigentlich mit sieben Jahren schon zynisch?

Immerhin: Gerade finde ich die Antwortbausteine meines eigenen Kindes nicht mehr ganz so deprimierend. Auf dieser Seite übrigens gibt es einiges an Fragefutter, mit dem man sicher auch die ein oder andere Erwachsenen-Dinnerrunde sprengen könnte.

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