Foto: Lady Gaga | Instagram

Lady Gaga: „Ladies, es ist an der Zeit unsere Korsetts abzulegen!”

Lady Gaga ist vor allem für ihre Musik und ihre ausschweifenden Kostüme und Bühnenshows bekannt. In einem starken Essay ruft sie nun alle Frauen dazu auf, sich aus den Zwängen der Gesellschaft zu befreien.

 

Rassismus, Sexismus, Homophobie: Willkommen in Trumps Amerika 

Kaum zu glauben, dass die Wahlnacht in den USA erst eine gute Woche zurückliegt –so viel wurde seitdem geschrieben, diskutiert und protestiert. Gerade, wenn man kurz vergisst, welche weitreichenden Konsequenzen Donald Trump als neuer Präsident der Vereinigten Staaten vor allem für dortige Migranten, Homosexuelle, Muslime und Frauen hat, wird man durch einen Artikel, einen Facebook-Post oder die Bilder von Protesten in New York, schmerzhaft daran erinnert. Das ist gut so. Denn wir müssen uns damit auseinandersetzen, wegschauen hilft nicht – und ist gefährlich. Wir müssen uns mit den Problemen auseinandersetzen und uns fragen, wie es weitergeht.

Aber was bedeutet es denn heute beispielsweise eine Frau zu sein und warum schaffen wir es immer noch nicht, eine gelebte Gleichberechtigung zu etablieren? Dieser Frage hat sich nun, neben vielen anderen, Lady Gaga für das Magazin Harper´s Bazaar angenommen. In einem starken Essay erklärt sie, woher sie ihre Kampfkraft nimmt, welche Frauen sie geprägt haben und was wirklich zählt im Leben.

”Growing up, I was always told I was a rebel.”

Wenn Lady Gaga, die mit richtigen Namen Stefani Joanne Angelina Germanotta heißt, auf ihre Kindheit zurückblickt, stellt sie fest, dass sie schon immer als Rebell galt und das gemacht und getragen hat, worauf sie Lust hatte. Im Gegensatz zu vielen von uns, hat sie ihre innere Stärke also schon von Kindesbeinen an – dank der Frauen, die sie erzogen haben: ihrer Großmutter und ihrer Mutter.

Geprägt von einer Frau, die sie nie kennengelernt hat 

Für den weltberühmten Star, der sich schon einmal auf beeindruckende Weise öffentlich gegen sexualisierte Gewalt geäußert hat, gibt es aber noch eine andere weibliche Bezugsperson, eine die sie nie getroffen hat: ihre Tante Joanne, deren Namen die Sängerin trägt und die mit 19 Jahren verstarb, noch bevor die bekennende Unterstützerin von Hillary Clinton überhaupt geboren wurde. Joanne, nach der Lady Gaga auch ihr neuestes Album benannte, starb an Lupus, einer seltenen rheumatischen Hautkrankheit, die in besonderen Fällen auch die Organe angreifen kann. Negative psychische Erfahrungen können den Verlauf der Krankheit, die in Schüben abläuft, verschlimmern. Deshalb war, laut Lady Gaga, ein Grund, warum die Krankheit, an der man nicht zwingend stirbt, bei Joanne schlimmer wurde und letztlich zum Tod führte, die Tatsache, dass diese sexuell belästigt wurde. Auch deshalb musste der Star an Joanne denken, als das Video, in dem Donald Trump sexuelle Belästigung verharmlost, durch die Medien ging.

”To me, Joanne was my hope and my faith. I always felt that I had somebody looking out for me, and I looked to her to protect me. As I’ve gotten older, I’ve also really looked to her to help understand myself. I thought about Joanne as I was watching the news during the election about the scandal surrounding the Access Hollywood tape. Here we were, in 2016, and the fact that the sort of language that was being used to talk about women was everywhere—on TV, in politics—was eye-opening.”

Ihre Tante Joanne, ihre Mutter, ihre Großmutter – all diese Frauen haben Lady Gaga geprägt und sie so früh zu so einer starken Persönlichkeit werden lassen. Während des Wahlkampfes und in Reaktion auf die verletzenden Worte Donald Trumps, hat Lady Gaga aber vor allem die Reaktion Michelle Obamas darauf, berührt. Als die scheidende First Lady beschrieb, wie viele Frauen oft nichts sagen, weil sie nicht überdramatisch erscheinen wollen, aus einer vermeintlichen Mücke keinen Elefanten machen wollen, erkannte die Sängerin ihre eigene Verletzlichkeit wieder. Die Angst zu übertreiben ist aber unberechtigt, da ist sich Lady Gaga sicher.

„But we’re not. We’re fighting for our lives. Being a lady today means being a fighter. It means being a survivor. It means letting yourself be vulnerable and acknowledging your shame or that you’re sad or you’re angry. It takes great strength to do that.“

In ihrem Essay blickt die gebürtige New Yorkerin auf die Frauen, die sie geprägt haben, damit sie selbst, mit gerade einmal 30 schon so sicher weiß, was sie will und wo ihr Platz im Leben ist.

”I turned 30 this year, and I’m a fully formed woman. I have a clear perspective on what I want. That, for me, is success. I want to be somebody who is fighting for what’s true—not for more attention, more fame, more accolades.”

Lady Gaga ist angekommen. Für sie persönlich heißt in der heutigen Zeit eine Frau zu sein, für das zu kämpfen, was wahr ist, zu überleben und dabei genau zu wissen, was sie will. Damit das für alle Frauen Realität werden kann, müssen, so glaubt Gaga, die realen und metaphorischen Korsetts, die wir immer noch tragen, aufgeschnürt und ausgezogen werden. 

”You know, I never thought I’d say this, but isn’t it time to take off the corsets? As someone who loves them, I think it’s time to take them off.”

Starke Worte von einer beeindruckenden Persönlichkeit. Worte, die wichtig sind und vielen Frauen Kraft geben können, die sich seit letzter Woche in einer Weise bedroht fühlen, die wir längst überwunden hatten – dachten wir zumindest.

Den gesamten Text von Lady Gaga könnt ihr hier lesen.

Titelbild: Monster Mons | Flickr |CC BY-SA 2.0

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