Jugendliche, die in US-Staaten leben, in denen die „Ehe für alle“ ins Gesetz geschrieben wurde, begehen weniger oft Suizid als in anderen Staaten, wie eine amerikanische Studie jetzt gezeigt hat. Gesellschaftlicher Fortschritt kann also Leben retten.
Eingetragene Partnerschaft ist keine rechtliche Ehe
Die „Ehe für alle“, eine Eheschließung die auch lesbischen und homosexuellen Paaren ermöglicht zu heiraten, ist bereits in 17 Ländern der Welt landesweit erlaubt und in weiteren fünf Ländern in einzelnen Staaten erlaubt. Finnland erließ zuletzt sogar ein Gesetz, dass es gleichgeschlechtlichen Paaren ermöglicht zu adoptieren. Und Deutschland? Hier akzeptierte man zwar einen offen homosexuellen Außenminister und eine lesbische Bundesumweltministerin, aber heiraten und adoptieren dürfen gleichgeschlechtliche Paare immer noch nicht. Wo kämen wir denn auch hin, wenn wir das erlauben würden?
Gleichberechtigung kann Leben retten
Eine aktuelle US-amerikanischen Studie hat nun gezeigt, dass die „Ehe für alle“ Leben retten kann, wie Juliane Löffler in „der Freitag“ berichtet. Buchstäblich! In dieser Studie wurden Selbsttötungen und Suizidversuche von LGBTIQ-Jugendlichen in verschiedenen US-amerikanischen Staaten über Jahre hinweg dokumentiert. In Staaten, die die „Ehe für alle“ bereits vor der landesweiten Legalisierung in 2015 eingeführt hatten, begangen 15 Prozent weniger Jugendliche Suizid oder versuchten sich umzubringen.
Juliane Löffler sieht den Grund für die starke Abnahme von Suizidversuchen vor allen Dingen darin, dass Jugendliche durch die Legalisierung der „Ehe für alle“ das Gefühl bekommen „normal“ zu sein und das Gesetz somit auf ihre Selbstwahrnehmung wirke. Denn wenn das Gesetz die Liebe zwischen gleichgeschlechtlichen auf eine Ebene mit der heterosexueller Menschen stellt, muss die Gesellschaft irgendwann nachziehen. So zumindest der Wunsch.
Fast jeder 3. Suizid wird von einem homosexuellen Jugendlichen unternommen
Auch in Deutschland haben Jugendliche Angst, sich zu öffnen, Angst aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder Identität, ausgestoßen, beleidigt oder angegriffen zu werden. Und diese Angst führt leider häufig dazu, dass Jugendliche sich dazu entschließen, ihr Leben zu beenden. Laut „Coming Out Day e.V.“ wird fast jeder dritte Suizidversuch in Deutschland von lesbischen oder schwulen Jugendlichen begangen. Einer der Hauptgründe für die hohe Anzahl an Suizidversuchen oder Suiziden, ist laut Thomas Hermanns, Botschafter der Initiative, auch in Deutschland die fehlende Akzeptanz der Gesellschaft.
„Je geringer die Akzeptanz und soziale Einbindung, desto größer der Selbstzweifel und desto tiefgreifender möglicherweise die Krise.“
Bei diesen Zahlen sollte wir einmal inne halten und uns die Frage stellen, ob uns konservative Werte wichtiger sind als Menschenleben. Wir sollten uns fragen ob wir unsere Kinder und Jugendlichen, auch noch im Jahr 2017, in dem Glauben aufwachsen lassen wollen, dass sie nicht okay sind, weil sie jemanden lieben.
Artikelbild: mathiaswasik | flickr | CC by 2.0
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