Und was macht gutes Marketing aus? Und wie behauptet man sich, wenn man jung in eine Führungsposition kommt? Das erzählt uns Liz von Loewen, Head of Marketing bei Jovoto.
„Lerne aus deinen Fehlern und sei offen für Neues!“
Wer eine Leidenschaft hat, kann auch über Umwege zu seinem Traumjob kommen. Genau so war das auch bei Liz von Loewen. Heute ist sie Head of Marketing bei Jovoto, einer Plattform, die Unternehmen mit Kreativen aus aller Welt zusammenbringt – doch der Weg dahin war alles andere als geradlinig.
Was gutes Marketing ausmacht, wer für den Job geeignet ist und welche Aufgaben sie täglich zu meistern hat, das hat die 28-Jährige uns erzählt.
Liz, du bist Head of Marketing bei
Jovoto. Was ist denn das Kerngeschäft der Web-Plattform?
„Jovoto ist eine offene Innovationsplattform, die sich auf das Lösen von
komplexen Problemen und Designaufgaben spezialisiert hat. Wir bringen Brands und NGOs mit kreativen
Professionals aus aller Welt zusammen, mit denen sie gemeinsam brainstormen und
kollaborieren können, um ihre Herausforderung mit Kreativität zu lösen. Wir
nennen diesen Prozess „Crowdstorming“. Unsere Community umfasst mittlerweile
80.000 Kreative aus 153 Ländern.“
Klingt spannend. Wie kann man sich denn einen typischen
Arbeitstag von dir vorstellen?
„Das Beste an meinem Job ist, dass es so etwas wie einen
typischen Arbeitsalltag eigentlich gar nicht gibt. Ich habe bei dem Aufbau des
Jovoto Markting-Ressorts bei Null gestartet und so
bringt jeder Tag etwas Neues. Hier bin ich für die verschiedensten Aufgaben verantwortlich, von der strategischen Planung
bis zur Ausführung – und allem dazwischen. Konkret heißt das: E-Mail Marketing, Social
Media, Event-Planung, SEO, Werbung, Produktentwicklung, Markenbildung, Kundengewinnung- und bindung, PR, und und und.
Das alles zu meistern ist nicht einfach, aber was mir dabei hilft ist, dass ich
einen sehr erfahrenen Mentor habe, mit dem ich mich alle zwei Wochen austausche.
Er hilft mir dabei, im Trubel des Alltags immer wieder einen Schritt
zurückzutreten, mich zu fokussieren und den Weg nicht aus den
Augen zu verlieren.“
Welcher Aspekt an deinem Job macht dir denn am meisten Spaß?
„Am meisten Spaß macht mir der Umstand, dass ich jeden Tag mit
unterschiedlichen Themen zu tun habe. Wir haben die unterschiedlichsten
Projekte auf der Plattform, von der Kommunikationskampagne für NGOs bis zum
Produktdesign für Villeroy & Boch, und setzen uns jeden Tag mit großen
Fragen auseinander – wie etwa, wie die Zukunft aussehen wird und gestaltet werden kann. Und meine Aufgabe
als Head of Marketing ist es, die Außenwelt über all diese Dinge auf dem Laufenden
zu halten.“
Liz von Loewen bei der Arbeit: Erzählen, was bei Jovoto bewegt wird. Bild: Jovoto.
Und was ist nicht ganz so einfach?
„Was das Schwerste ist? Zu lernen, Nein zu sagen. Ich bin ein großer
Teamplayer und will meine Kollegen so gut wie möglich unterstützen. Aber
manchmal ist es einfach nicht möglich, jedem zu helfen und zeitgleich all meine
To-Do’s am Laufen zu halten. Da verliert
man sich schnell mal im Augenblick – doch meine Augen fest auf das Ziel
gerichtet zu haben, ist unfassbar wichtig dafür, wie erfolgreich ich meinen Job
mache.“
Wie bist du eigentlich dahin gekommen, wo du heute bist? Kannst du kurz etwas zu deinem Werdegang erzählen?
„Meine Karriere im Marketing startete
etwas unkonventionell, um es vorsichtig auszudrücken. Ich habe damit begonnen,
in Afrika für NGOs zu arbeiten, habe recherchiert, geplant, mich um die Kommunikation
gekümmert. Später habe ich dann politische
Ökonomie in Den Haag studiert, nur um mich dann irgendwann in Köln
wiederzufinden, wo ich für mein erstes E-Commerce Startup gearbeitet habe. Auch
hier wieder in der Kommunikation, im Produktbereich und zusätzlich habe ich mich um den Ausbau
der internationalen Geschäfte gekümmert.
Falls sich das für eine Menge Verantwortung für einen Anfänger anhört:
das war es auch! In dieser Zeit habe ich den stärksten Lernprozess meines
Lebens hingelegt, aber auch den Wichtigsten für meine berufliche Laufbahn. Aber
eines habe ich trotzdem vermisst: Ich wollte auch in und mit meiner Arbeit
meine persönlichen Werte reflektieren. Und genau deshalb habe ich mich auch für
meinen jetzigen Job entschieden. Hier
arbeite ich mit Blick auf die größeren Fragen, die uns als Gesellschaft beschäftigen
und zeitgleich an Themen, die mir am Herzen liegen – wie etwa durch
NGOs wie Transparency International und Greenpeace.“
„Ich will auch in und mit meiner Arbeit
meine persönlichen Werte reflektieren.“
Was ist denn die richtige Strategie, um erfolgreiches Marketing für ein
Unternehmen zu betreiben?
„Ich glaube, das hängt von der Größe des
Unternehmens ab. Aber wenn man neu in einem Unternehmen anfängt, ist es meiner Meinung nach generell sinnvoll, sich messbare
Zwischenziele zu setzen und an der gesetzten Strategie festzuhalten. Vor allem: Habe keine
Angst davor, Neues auszuprobieren und lerne aus deinen Fehlern. Und wenn du
denkst, dass ein anderes Unternehmen etwas wirklich gut macht, habe auch keine
Hemmungen sie zu kopieren!“
Was bringt einen in diesem Job
schneller weiter: Ein Studium bzw. eine
Ausbildung in dem Bereich zu haben, oder die Erfahrung, die man dann im Job
sammelt? Anders gesagt: Wie sehr eignet sich der Job für Quereinsteiger?
„Deinen ersten Marketing-Deal zu landen,
sollte für alle, auch die Quereinsteiger, möglich sein – vorausgesetzt man hat
etwas Arbeitserfahrung, ausgeprägte Kommunikationsfähigkeiten und ein
unternehmerisches Denken – und ein bisschen Geduld. Bist du organisiert? Bereit,
von deinen Fehlern zu lernen? Dann mach dich bereit, deine Komfortzone zu
verlassen, abonniere ein paar Newsletter – mein Tipp für den Anfang:
Hubspot – lese viele Bücher, umgebe dich mit Menschen aus der Branche und
natürlich: sei bereit, richtig Gas zu geben. Wenn du dagegen lieber in einem eher konventionellen Unternehmen einsteigen willst, ist ein Marketingstudium dagegen unbedingt notwendig.“
Du bist noch relativ jung. Hattest
du Bedenken, ob du der Position schon gewachsen bist, als das Angebot kam?
„Ich muss ganz offen sagen, dass ich nie
an meiner Fähigkeit gezweifelt habe, in meinem neuen Job erfolgreich zu sein.
Zu Beginn habe ich noch stark auf die Ratschläge von anderen Menschen, die auch
in dem Bereich arbeiten, vertraut – musste aber schnell da hineinwachsen, auch
auf meine eigenen Instinkte zu vertrauen, wenn es darum ging, Entscheidungen zu
treffen. Ich finde wirklich, dass niemand Rückschlüsse von seinem Alter auf das
eigene Potential ziehen sollte. Allerdings sollte man sich darauf einstellen,
dass man in einem jungen Alter vielleicht sein eigenes Können etwas
mehr unter Beweis stellen muss, als andere.“
„Ich finde, dass niemand Rückschlüsse von seinem Alter auf das
eigene Potential ziehen sollte.“
Was hat dir denn dabei geholfen, dich durchzusetzen?
„Ich würde lügen, wenn ich sagen würde,
es wäre immer leicht gewesen, so ein junger Mensch in einer Senior-Position zu
sein – aber es hilft, gute Soft Skills zu haben, um die
zwischenmenschlichen Team-Dynamiken zu managen (lacht). Auch dass
wir ein relativ kleines Team von 26 Leuten sind, wir eine relativ flache
Hierarchie haben und eine familiäre Mentalität bei uns herrscht, war dabei enorm von Vorteil.“
Teammeeting im Betahaus. Bild: Jovoto.
Für alle, die mit einem Job im
Marketing liebäugeln: Was braucht man denn für Eigenschaften und/oder Skills,
um hier wirklich gut aufgehoben zu sein?
„Sorge dafür, dass du aufgeschlossen bist
und bleibst – und habe keine Angst davor, das Ungewöhnliche auszuprobieren. Voraussetzung
sind natürlich auch, wirklich gute Kommunikationsfähigkeiten zu haben und ein
guter Zuhörer zu sein.“
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