Dass Madonna eine starke Frau ist, ist kein Geheimnis. Nur wie stark, das hat sie uns letzte Woche ganz klar deutlich gemacht! Mit einer Rede, die uns sehr bewegt hat.
Madonna: Woman of the Year – aus guten Gründen
Vergangene Woche hat Madonna den „Woman of the Year“ award erhalten. Eine verdiente Ehre, jedoch nicht der Hauptgrund unserer Aufmerksamkeit. Denn die Rede, die die 58 Jährige auf die Bühne brachte, ließ uns sprachlos. Begeistert, erschüttert und zu Tränen gerührt.
„Danke, dass ihr meine Fähigkeit, meine Karriere für 34 Jahre angesichts radikalem Sexismus und Frauenfeindlichkeit und konstanter Drangsalierung und erbarmungslosem Missbrauch anerkennt.“
Mit diesen Worten begann sie ihre Rede – und fesselte uns an unsere Bildschirme. Denn ein solcher Satz fordert Erklärung. Und, oh, wie wir aufgeklärt wurden!
Sie erzählt vom Beginn ihrer Karriere, als es kein Internet gab und die Leute ihr daher die Beleidigungen ins Gesicht sagen mussten. Wie sie in ihrem ersten Jahr in New York, 1979, im Teenageralter auf einem Dach mit einem Messer am Hals vergewaltigt wurde. Wie sie über die Jahre fast alle ihrer Freunde an AIDS, Drogen oder Waffengewalt verlor. Und wie ihr all diese Ereignisse geholfen haben, diese tapfere Frau zu werden, die sie heute ist. Wie sie sie daran erinnern, wie verletzlich sie ist.
Sie erklärt, dass die einzige wahre Sicherheit im Leben der Glaube an sich selbst sei. Das, und das Wissen, dass wir nicht die Besitzer unserer Talente sind, nicht die Besitzer von irgendetwas. Denn alles was wir haben, sei ein Geschenk Gottes. Genauso wie all die abscheulichen Erfahrungen, die sie bis heute macht. Geschenke, die uns lehren, die uns stärker machen.
Ihre größte Inspiration sei David Bowie gewesen – ein Künstler, der Männlichkeit und Weiblichkeit gleichermaßen verkörperte und auslebte, ein Mensch der sie glauben ließ, es gebe keine Regeln. Doch sie habe sich geirrt. Es gebe keine Regeln – für Jungs. Doch als Mädchen, müsse man ein Spiel mitspielen. Ein Spiel, deren Regeln sie präzise darlegt:
„Es ist dir erlaubt, hüsch zu sein, und süß und sexy. Aber benimm dich nicht zu schlau! Hab keine Meinung. Oder zumindest keine Meinung, die nicht dem Status Quo entspricht. Es ist dir erlaubt, von Männern zum Objekt gemacht zu werden und dich wie eine Schlampe anzuziehen, aber stehe ja nicht zu deiner ,Slutiness’. Und teile nie, ich wiederhole nie, deine eigenen sexuellen Phantasien mit der Welt. Sei das, was Männer wollen, dass du bist und vor allem sei etwas, mit dem sich Frauen wohl fühlen, wenn sie in der Nähe anderer Männer sind. Und schließlich: altere nicht. Denn zu altern ist eine Sünde. Du wirst dafür kritisiert und verunglimpft und definitiv nicht im Radio gespielt werden.“
Danke, für diesen Einblick, diese erschreckend wahren Worte, liebe Madonna!
Aber es geht noch weiter. Die Königin des Pop erzählt, wie die Menschen empört und verwirrt waren, als sie sich nicht von den Nacktbildern hat schockieren lassen, die zu Beginn ihrer Karriere in diversen Magazinen aufgetaucht sind. Die Bilder hatte jemand heimlich gemacht, als sie in Kunstschulen als Aktmodel Geld verdiente. Wie die Leute sie erst in Ruhe ließen, als sie mit Sean Penn verheiratet war. Weil sie vom Markt war und so keine „Bedrohung“ mehr darstellte. Wie sie Jahre später, geschieden und single, wegen ihres Albums „Erotica“ und ihres Sex-Buches in allen Headlines beschimpft und verteufelt wurde, die Medien über sie herzogen und sie als Hure, Hexe und Satan bezeichnet wurde. All das passierte, während Prince sich auf allen Ebenen genauso und provokanter benahm. Der Unterschied? Er war ein Mann. Und für Männer, das wusste sie jetzt, gab es keine Regeln.
Sie erinnert sich, wie sie sich weibliche Unterstützung wünschte und stattdessen bezichtigt wurde, Frauen zu schaden, indem sie sich selbst zum Objekt mache.
„Wenn du also eine Feministin bist, hast du keine Sexualität? Fuck it. Ich bin eine andere Art von Feministin. A bad feminist.“
Sie schließt mit einer Botschaft an alle Frauen: Frauen würden für eine so lange Zeit unterdrückt, dass sie an all das glauben, was Männer über sie sagen. Und sie glauben, dass sie einen Mann brauchen, um voranzukommen. Es gebe ein paar sehr gute Männer – die seien aber nicht gut, weil sie Männer sind, sondern weil sie wertvolle Menschen sind. Als Frauen müssten wir uns unseres Werts bewusst werden und des Wertes von anderen Frauen.
Am Ende ist Madonna zu Tränen gerührt, bedankt sich bei ihren Unterstützern. Doch vor allem bedankt sie sich bei all ihren Zweiflern, ihren Hatern, den Menschen, die sie durch die Hölle geschickt haben. Denn diese Menschen haben sie zu der Kämpferin gemacht, die sie heute ist.
Quelle: Youtube
Dass Madonna eine großartige, inspirierende Künstlerin ist, ist kein Geheimnis. Mit dieser Rede hat sie uns deutlich vor Augen geführt, was für einen steinigen Weg sie hinter sich gelegt hat. Und wie viele Steine noch immer auf all unseren Wegen liegen. Die Musikindustrie hat sich verbessert und erlaubt langsam aber sicher mehr und mehr weiblichen Künstlerinnen, ihr eigenes Ding durchzuziehen. Doch sind wir – in allen Bereichen – noch lange nicht am Ziel!