Eigentlich möchte ich mich mit Männern nicht über Schuhe unterhalten. Und schon gar nicht mit meinem 7-Jährigen Sohn.
Sam sitzt auf einer kleinen Bank auf dem Bürgersteig – mit Blick auf
ein Schuhgeschäft. Ich musste ihn um 13 Uhr von der Schule abholen. Er
hatte sich in der großen Hofpause den Fuß verknackst. Behauptet er
zumindest. Ich denke eher, dass er einen halben Tag frei haben wollte.
Zumindest kommt mir der Gedanke, wenn ich sehe wie er auf dem
Nachhauseweg herum hüpft, wenn er seinen „verknickten“ Fuß vergisst.
Jetzt hat er eine Pause eingelegt („Ich kann kaum auftreten. Echt,
Mama!“). Er starrt auf das Schaufenster des Schuhladens und versucht die
Preisschilder zu lesen, hochkonzentriert und mit lautlosen
Lippenbewegungen.
Dann bricht es aus ihm heraus: „Haben die einen Knall, Mama?????“,
fragt er mich entsetzt, „Einhundertzwanzig EURO!!!! Für Schuhe!!! Wer
bezahlt denn soviel für Schuhe??“
Ähhh…. Also, ähhhh….. ich sehe peinlich berührt zu Boden, zucke
schuldbewusst mit den Schulter und stottere irgendwas von „Qualität“ und
„Preis“ und „Investition“.
Sam hört mir nicht zu. Er liest das nächste Preisschild. „Neunundneunzig Euro!! Die spinnen doch, Mama!“
Zum Glück kann ich ihm hier beipflichten. Die Schuhe sind wirklich
irre hässlich. Für die hätte noch nicht mal ich 20 Euro ausgegeben.
„Aber Mama, wer zahlt denn soviel für Schuhe?“
Ich kann nicht noch schuldbewusster schauen und keine Antwort haben. Warum fällt mir bloß nichts ein?
Aber ich bin auch baff. Ich habe hier eine Unterhaltung mit einem
7-Jährigen, die fast jede Frau mit ihrem Mann kennt. Ist das genetisch?
An mir kann es nicht liegen. Ich lebe hier ganz klar das klassische
Rollenbild einer Frau vor, die bei Schuhen durchdreht und lieber 8
Wochen trocken Brot isst, als darauf zu verzichten. Ich muss darüber mal
nachdenken. Aber zuerst überlege ich, ob ich Sam von der Schule
abmelde. Wer muss so jung denn schon lesen können?