Foto: Claude Stahel

Miriam Meckel: „Du musst nicht allein die Welt verändern“

Bei der Event-Reihe „Rolemodels“ hat die Wirtschaftswoche-Chefredakteurin Miriam Meckel einen Abend lang ihre Karrieretipps mit jüngeren Frauen geteilt und erzählt, was sie motiviert.

 

Vorbilder haben, Vorbild sein

Bei der Event-Reihe „Rolemodels“ laden Isa Sonnenfeld und David Noël, beide engagiert in der Sache, mehr Frauen für die Tech-Branche zu begeistern, jeden Monat eine inspirierende Frau als Talkgast ein, die über ihren Berufsweg und ihre Vorbilder spricht, um wiederum genau das für die Gäste zu sein: ein Vorbild. Am vergangenen Freitag war Miriam Meckel die Frau, die ihre Erfahrungen an das vorwiegend weibliche Publikum weitergab. Die 48-Jährige ist aktuell Chefredakteurin der Wirtschaftswoche und damit in eine Männerdomäne vorgestoßen. Die studierte Kommunikationswissenschaftlerin war zuvor Professorin für Corporate Communication und Direktorin am Institut für Medien- und Kommunikationsmanagement der Universität St. Gallen und hat diese Rollen auch nach wie vor inne. Ihre Berufslaufbahn begann Meckel als Journalistin und hat auch Erfahrung in der Politik gesammelt: 2001 wurde sie Staatssekretärin in Nordrhein-Westfalen, zunächst als Regierungssprecherin dann als Staatssekretärin für Europa, Internationales und Medien. 

Wir haben ihre wichtigsten Erfahrungen, Tipps und Standpunkte des Gesprächs, das auf Englisch stattfand, zusammengetragen und übersetzt.

Miriam Meckel über Vorbilder in ihrer Jugend 

Als ich jung war, gab es kaum Frauen, zu denen ich aufschauen konnte. Ich hatte also eher das Negativ vor Augen: Ich wollte nicht zu den Frauen werden, die ich um mich herum sah.

Sie merkte, dass Vorbilder wichtig sind, als …

Studentinnen nach einer Vorlesung in Münster auf sie zukamen auf und sagten: „Wir können ja auch Professorinnen werden!“

Spannende und große Aufgaben geht sie mit diesem Mantra an

Ich möchte das schaffen. Ich will die Herausforderung. Ich will beweisen, dass Frauen das können.

Über ihren Führungsstil bei der Wiwo sagt sie

Wenn du eine Marke repositionieren willst, dann musst du präsent sein und mit den Leuten reden. Du kannst Menschen nicht per Mail überzeugen, dass sich etwas ändern muss. Du musst da sein. 

Ich versuche eine gute Chefin zu sein, das ist hart genug. Ich versuche nicht, eine bestimmte weibliche Rolle auszufüllen.

Als Frau in einer hohen Position, erlebt sie …

Du wirst sehr genau beobachtet, es gibt eine andere Art der Beurteilung von Frauen, die in Führungsrollen sind.

Was sie als Chefredakteurin bei der Wiwo anders macht

Mein Ziel ist es, einen breiteren Blick auf Wirtschaft zu werfen und zu schauen, was Wirtschaft noch sein kann.

Wie sie die Situation für Frauen im Journalismus empfindet

Den Blick von ihrem Rednerpult bei den Münchner Medientagen beschreibt sie wie folgt: Männer in dunkelgrauen Anzügen mit hellgrauem Haar in einer
staubig grauen Umgebung. 

Die Dinge bewegen sich langsam. Der Wandel muss schneller und umfassender sein und wir brauchen mehr Diversität.

Was sich aus ihrer Sicht in Deutschland ändern sollte

Menschen in Deutschland sind nicht oft genug mit Vielfalt konfrontiert. Das muss sich ändern.

Über die eigene Filterbubble in sozialen Medien sagt sie

Die Filterblase ist nicht nur ,Echo Chamber‘ (Hallraum) sondern vor allem eine ,Ego Chamber‘ – ein Raum, in dem die eigenen Meinungen Bestätigung finden. Man muss proaktiv nach anderen Meinungen schauen.

Frauen für die Tech-Welt zu begeistern ist wichtig, weil

Wir bauen die digitale Infrastruktur unserer Gesellschaft und Frauen sind daran nicht genügend beteiligt. Sie müssen in dieser Zukunft involviert sein.

Man begeistert Menschen durch …

Erfahrung ist das, was den Wunsch nach Veränderung auslöst. Deswegen ist es so toll, wenn Frauen an Coding-Workshops teilnehmen. Um zu erleben, dass es Spaß macht. 

Was sie Wichtiges von anderen Frauen gelernt hat

Wichtig ist, dass ich von Frauen umgeben war, die mir gesagt
haben, dass ich mich auch mal entspannen kann. Das ich nicht ganz allein die
Welt verändern muss. Es ist jetzt okay für mich, dass ich nicht alles allein verändern kann.

Die schönste Überraschung an ihrem neuen Job ist es 

Talente entdecken und fördern zu können.

Der Rat an ihr 14-jähriges Ich

Rock’n Roll! Denk darüber nach, was das Richtige für dich selbst ist und folge deinem Herz. Lass dich nicht von dem verunsichern, was andere für das Beste halten.

Miriam Meckel (rechts) im Gespräch mit Isa Sonnenfeld. (Bild: EDITION F)


Wenn ihr selbst an einem Abend mit einem Rolemodel teilnehmen wollt, folgt der Initiative auf Facebook oder Twitter für die neuen Termine. Wenn ihr mehr von Miriam Meckel lesen wollt, abonniert ihren Newsletter Serendipity.

Hier noch ein sehr schönes Zitat von ihrer Website zum Thema Lebenslauf:

„Wir können uns einen Lebensweg als eine Leiter vorstellen, deren Stufen man Schritt für Schritt erklimmt. Manchmal bricht eine Sprosse ein, manchmal muss man länger auf einer Stufe pausieren und manchmal klettert man einfach wieder runter, weil es oben gar nicht so schön ist.

Wir können uns einen Lebensweg aber auch wie ein Netzwerk aus Interessen, Fähigkeiten und Kontakten vorstellen, dessen Knotenpunkte sich immer wieder verändern, weil sie für denjenigen, der an dem Netzwerk knüpft, zu verschiedenen Zeiten eine jeweils unterschiedliche Bedeutung haben.“

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