Die DLDwomen wird lernorientiert und will Angst vor Digitalisierung vermeiden. Schüsseltechnologien müsse man anwenden, findet Gründerin Steffi Czerny.
Wie verändert sich die Welt?
Die Dinge angehen, anstatt abzuwarten und an der Digitalisierung nur als passiver oder gar ängstlicher Beobachter teilzunehmen, das motiviert die DLD-Geschäftsführerin Steffi Czerny, die seit zehn Jahren die „Digital Life Design“-Konferenzen organisiert. „Über die Zukunft nachzudenken, das macht mir Spaß”, sagt sie. Die DLDwomen findet in diesem Jahr zum fünften Mal statt.
„Es ist ein interdisziplinärer Kongress, keine Quotenkonferenz, keine Karriere-Konferenz“, erzählt Czerny im Interview, daher kämen selbst hochkarätige Referentinnen aus den Vorjahren als Teilnehmerinnen immer wieder. Das Organisationsteam der DLD hat keinerlei Probleme damit, Frauen für Vorträge zu gewinnen. Im Netzwerk, das über viele Jahre gewachsen hat, gibt es sie. Für Czerny stellt sich daher auch die Frage nach einer spezifisch weiblichen Perspektive nicht, sie sucht nach Menschen, die konkrete Ideen für die Zukunft haben. Für den Eröffnungsvortrag hat sie daher Gabi Zedlmayer, VP und Chief Progress Officer von Hewlett-Packard ausgewählt: „HP ist mit 320.000 Mitarbeitern an der Vorfront der technologischen Entwicklung, wenn sie darüber erzählt, wie sich aus ihrer Sicht die Welt verändert, finde ich das spannend und möchte mich einklinken.”
Die DLDwomen bringt vor allem Frauen aus ganz unterschiedlichen Bereichen miteinander ins Gespräch. Gleich nach Zedlmayer wird Staatssekretärin und Amtschefin des Bundesministeriums für Bildung und Forschung sprechen, Cornelia Quennet-Thielen. Für die Konferenz, die traditionell in München stattfindet, ist es nicht ungewöhnlich, an einem Vormittag Vorträge zu technologischer Innovation, Bildungspolitik und dann wieder Mode auf die Bühne zu bringen. Steffi Czerny findet, die DLD sei immer „ein wenig chaotisch und unerwartet“, und übergeht damit geschickt den Begriff „Disruption“ – so etwas wie der heilige Gral der Techbranche, von dem sich sowohl bahnbrechende Erfindungen als auch Markterfolg versprochen werden. Czerny macht das mit der DLDwomen einmal jährlich mit einer simplen Methode: Sie bringt Menschen miteinander ins Gespräch.
Schlüsseltechnologien anwenden
Doch Sprechen allein reicht nicht. Czerny sagt, es sei ihr besonders wichtig Interesse für neue Dinge zu befördern. Technologieskepsis erklärt die Mitgründerin der DLD mit „Angst, den Anschluss zu verlieren”. Bei der diesjährigen DLDwomen soll es daher vor allem ums Machen gehen, damit die Teilnehmerinnen mehr von der Konferenz mitnehmen als theoretisches Wissen. „Wir haben allein drei Coding-Workshops“, kündigt Czerny an, „Programmieren kann man nicht in drei Stunden lernen, aber man kann neugierig werden.” Zudem gebe es einen Workshop „Wie lernt man schnell Chinesisch?” aber auch work-live-balance-orientierte Angebote wie „How to stay healthy”. „Wir versuchen ein echtes Doing hinzukriegen“, fasst Czerny den lernorientierten Ansatz zusammen.
Blick auf die Digitale Agenda
Da die Konferenz international ausgerichtet ist – von europäischer Ebene nimmt die EU-Kommissarin Viviane Reding teil – wird die Digitale Agenda der Bundesrepublik nur Randthema der Konferenz sein können. Verfolgenswert ist sie vor allem für diejenigen, die schon ein wenig weiter denken, es könnte aber den Frust der Wirtschaft verstärken, über den das Handelsblatt am Wochenende berichtete. Denn sie erwartet Entscheidungen, um Deutschland als Standort der digitalen Wirtschaft zu stärken. Vom Konzeptstau spricht dort Oliver Süme, Vizechef vom europäischen Branchenverband ECO.
Auf der DLD-Konferenz im Januar hatte einer der zuständigen Bundesminister, Alexander Dobrindt, noch die Bedeutung des Breitbandausbaus für die Wirtschaft betont. Sechs Monate später mutet es noch immer vor allem bürokratisch an, dass gleich drei Ministerien für die Digitale Agenda zuständig sein wollen – aber auch ein wenig chaotisch. Was bei der DLD für Disruption steht, ist in der Netzpolitik jedoch eher Entschleunigung.