Aus Liebe zur Fotografie hat Pauline Bossdorf ihren Instagram-Account „livingthehealthychoice“ erstellt, drei Jahre später hat sie über 270.000 Follower. Wir haben die 22-Jährige getroffen.
Mut zum Experimentieren
Smoothie-Bowls mit jeder Menge Nüssen, Samen und Früchten, saftige Orangen, Avocado-Snacks, bunte Salat-Quinoa-Gemüse-Kombinationen und Cookies mit Chocolate-Overload – schmackhafter geht’s wirklich nicht.
Was aussieht, als käme es aus einer Sterneküche und könnte direkt in einem Hochglanz-Food-Magazin abgedruckt werden, sind Paulines Koch- und Experimentierkünste. 2012 postete sie das erste Foto auf ihrem Instagram-Account „livingthehealthychoice“, mittlerweile hat sie über 270.000 Follower auf Instagram und führt begleitend ein Blog. Wie die Idee entstanden ist, worauf Pauline bei der Ernährung achtet, und was sie an Instagram gar nicht mag, erzählt uns die 22-Jährige im Interview.
Liebe Pauline, warum heißt dein Blog „livingthehealthychoice“, und wie ist die Idee entstanden?
„Die Idee ist tatsächlich in Leipzig während meiner Ausbildung zur Mediengestalterin entstanden. In dem Moment, als ich von Zuhause ausgezogen bin, habe ich
angefangen, mehr auf meine Ernährung zu achten. Ich habe schon immer sehr, sehr gerne gegessen. Das Essen verbindet meine Familie auch. Wir haben immer zusammen gefrühstückt, egal wer wann aus dem Haus musste, abends haben wir zusammen gekocht.
Man kennt das ja: Solange man noch bei den Eltern wohnt, füllt sich der Kühlschrank von ganz alleine, dann zieht man aus und
merkt: Okay, irgendwie muss ich jetzt für mich sorgen. Um genau diese kleine Reise zu beschreiben, habe ich mich für den Namen ,livingthehealthychoice‘ entschieden.“
Machst du das hauptberuflich?
„Ja, ,livingthehealthychoice‘ mache ich hauptberuflich. Zum Ausgleich arbeite ich aber nebenbei noch als Kamerafrau und Fotografin. Das ist mir äußerst wichtig, denn man wird ganz schnell von dieser Social-Media-Welt gefangen.“
Was ist denn deine „healthy choice“?
„Meine Wahl ist, mich wohlzufühlen mit dem, was ich esse. Wenn man mir verschiedene Gerichte vorsetzt, würde ich mich immer für den Teller mit dem meisten Gemüse, viel Obst, Vollkornprodukte, Samen, Nüsse entscheiden – einfach sehr natürlich, hochwertig und mit guten Fetten. Ich verzichte dafür auf industriellen Zucker, Milch, Weizenprodukte und beispielsweise auch auf Schnittkäse.“
Wann hast du realisiert, dass dein Account mehr ist als ein kleines Projekt aus Liebe zur Fotografie?
„Als ich vor drei Jahren mit Instagram angefangen habe, war die App noch ganz neu und anders. Ich habe die App nur benutzt, um meine eigenen Fotos zu posten – als Fotografin wollte ich das einfach mal ausprobieren.
Ich habe wirklich nie auf Instagram angefangen, um Erfolg zu haben. Das habe ich alles nur für mich gemacht und ich glaube, dass das ein ganz wichtiger Punkt ist, der mittlerweile in Vergessenheit geraten ist. Viele werden mittlerweile auf Instagram aktiv, nur um sich eine Karriere aus dem Social-Media-Dasein aufzubauen – das ist gefährlich.
Bei meinem Account war es irgendwann ein Schneeballeffekt, die Follower wurden einfach immer mehr. Und mit jedem Tausender, der dazu kam, wurde es schwieriger, sich eine Masse vorzustellen. Das war einfach verrückt.“
Die steigenden Follower-Zahlen spiegeln zum einem das Interesse an guten Fotos, aber vor allem an gesunder Ernährung wider. Wie schätzt du die Entwicklung ein, dass gerade in den vergangenen Jahren so viele neue Ernährungstrends an die Oberfläche gekommen sind?
„Es ist doch super, wenn gerade junge Menschen sich dafür interessieren, dazu inspiriert und motiviert werden, auf die Ernährung zu achten. Zwar sollte man mit Trend auch immer ein bisschen vorsichtig sein, die sind schließlich auch irgendwann wieder vorbei, oder werden durch Gegentrends überschattet. Aber, es ist doch super, wenn soziale Netzwerke genutzt werden, um jungen Leuten etwas mitzugeben.“
Und, warum gerade jetzt? Hätte das Thema Ernährung auch ohne Social Media diese Aufmerksamkeit erhalten?
„Ich glaube, das ist eine Generationsfrage. Unsere Eltern sind die Generation, an der wir gar nicht so viel aussetzen können. Sie haben hart gearbeitet, etwas erschaffen, die meisten haben noch die Wende mitgemacht und wir sind ihnen sehr nah und sehr ähnlich. Es gibt nicht viel, mit dem wir uns absetzen können. Und deswegen haben wir die Themen Ernährung und Umwelt für uns entdeckt – wo aber auch wirklich etwas getan werden muss. Ich denke, dass wir uns dadurch von unseren Eltern ein wenig abgrenzen wollen. Nach dem Motto: Für uns ist das ein wichtiges Thema, ihr habt das nicht richtig gemacht, also machen wir es jetzt umso besser.“
Wäre die vegane Ernährung auch eine Option für dich?
„Ich habe anderthalb Jahre vegan gelebt, die Entscheidung habe ich relativ schnell getroffen, nachdem ich die neue Ernährungsweise für mich entdeckt habe. Vorher habe ich gern Fleisch gegessen. Ich habe mich damit lange sehr wohl gefühlt, an einem bestimmten Punkt habe ich dann aber beschlossen, so nicht weitermachen zu wollen. Ich ernähre mich sehr bewusst und schaue auch sehr genau darauf, wo die Sachen herkommen, will mir aber keinen Zwang auferlegen. Wenn ich Lust habe auf etwas, liegt es an mir, das selbst zu entscheiden. Man wird schnell schlecht dargestellt, wenn etwas Tierisches auf dem Teller liegt.“
Ist Konkurrenz auf Instagram ein Thema für dich?
„Konkurrenz schafft man sich ja nur selber, indem man andere Leute als Konkurrenz ansieht. Ich poste nur das, was ich wirklich mag – auch aus einem gewissen Anspruch an mich selbst. Das hat aber sicherlich auch viel mit Erfahrung zu tun. Ich mache das mittlerweile seit drei Jahren und ich war auch mal in einer Phase, in der ich an nichts anderes als an Instagram gedacht habe. Zum Glück habe ich schnell gemerkt, dass es ungesund ist, wenn man sich nur auf eine Sache fixiert. Mittlerweile versuche ich ganz real und entspannt zu bleiben. Natürlich ist es wichtig und Teil meines Jobs, aber es bringt nichts, sich ständig verrückt zu machen.“
Erst das Foto, dann essen. Hast du Angst, dass Instagram zu viel Platz einnimmt in deinem Leben und vor allem auch deinen Alltag zu sehr bestimmt?
„Mein tägliches Essen zeige ich auf Instagram natürlich nicht immer, ich kann ja nicht zum fünften Mal mein Roggenbrot mit Avocado fotografieren (lacht).
Es kommt immer darauf an, wieviel Ruhe ich habe und wieviel Hunger, weil ich will ja auch essen, was ich da gerade fotografiere. Um Fotos zu machen, gehört außerdem das richtige Licht dazu, ich muss auch selber in der richtigen Stimmung sein, das bringt nichts, wenn ich gerade keine Lust habe und mich nicht danach fühle.
Manchmal habe ich Shootingdays, wo ich zwei Gerichte mache, die perfektioniert sind, bei denen ich weiß: Da stimmt das Rezept und dann mache ich Fotos. Und das wird natürlich auch alles gegessen.“
Hast
du manchmal Angst, dass dein gesunder Essensstil zum Zwang wird und du in eine
einseitige Ernährung gerätst?
„Nein, aber ich sehe das bei einigen anderen, die wirklich zu konzentriert darauf waren, das ist ein sehr feiner Grad. Aber das muss man wirklich mit sich selbst ausmachen. Man darf sich nicht zu sehr versteifen. Ich liebe einfach die Art zu essen, wie ich es tue und wie ich es auch zeige. Na klar, esse ich hin und wieder ein Stück Schokolade, ich liebe dunkle Schokolade, das ist aber auch vollkommen okay und da mache ich mir auch gar keine Gedanken drüber.“
Was willst du deinen Followern mit den auf Weg geben?
„Ich improvisiere total gerne beim Kochen und ich versuche, die Leute zu ermutigen, sich nicht immer an irgendwelche Grammzahlen und Zutaten zu halten. Man muss natürlich gucken, was man Zuhause hat. Man sollte kreativer und mutiger in der Küche werden und einfach ausprobieren.
Ich mache keinen Blog nur für Vegane oder nur für Vegetarier, sondern für alle. Das ist total universell. Wenn man zu einem Gericht Fleisch essen will, ist das doch völlig okay. Ich will da niemandem etwas vorschreiben.“
Quelle aller Bilder: livingthehealthychoice | Pauline
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