Auch die Facebook-Geschäftsführerin plagen manchmal Selbstzweifel. Wie man sie überkommt, verriet sie Absolventen bei einer Abschlussrede in Chicago.
Der Aufwand lohnt sich
City Colleges sind keine Eliteschulen, sie sind die öffentlichen Universitäten der Vereinigten Staaten. Bei der diesjährigen Abschlussfeier in Chicago, die über 2.000 Studierende von sieben verschiedenen Bildungseinrichtungen gemeinsam feierten, sprach die Facebook-Geschäftsführerin Sheryl Sandberg die Abschlussrede. Motivierende Abschlussreden von hochkarätigen Gästen haben an amerikanischen Universitäten Tradition und werden oft weit über die anwesenden Studenten und Angehörigen hinaus wahrgenommen.
Viele der Absolventen seien die ersten in ihren Familien, die einen Universitätsabschluss machten, so Sandberg. Sozialen Aufstieg durch Bildung kenne sie aus ihrer eigenen Familiengeschichte. Nächte am Schreibtisch, Freizeit-Verzicht und auch die College-Gebüren seien es wert – denn Bildung verbessere die Chancen von ganzen Familien.
Sandberg gab den Graduierten aus Chicago drei Ratschläge mit.
Glaubt an euch selbst
„An etwas zu glauben ist der erste Schritt, es umzusetzen”, sagt Sandberg. Selbstzweifel habe jeder einmal, auch sehr selbstbewusste Menschen. Sandberg zitiert dazu Arianna Huffington, die sagt, jeder hätte einen unausstehlichen Mitbewohner im Kopf, der einem einrede: das kannst du nicht; die Frage ist dumm; diese Idee wird niemals funktionieren. Solche Selbstzweifel zu überwinden sei nicht einfach, doch Sandberg gibt zu: „Auch ich muss mich manchmal immer noch zwingen, bei etwas dabei zu sein, wenn ich mir unsicher bin, ob ich dort überhaupt her gehöre. Und wenn ich mir nicht sicher bin, ob jemand meine Meinung hören will, atme ich tief durch und sage sie laut.”
An sich selbst zu glauben sei der erste Schritt, der zu einem erfolgreichen Uni-Abschluss führe. Diesen Glauben sollten die Absolventen behalten, rät Sandberg. Man solle daran glauben, den Job zu bekommen, den man haben will – auch, wenn es erfordere, auf dem Weg dahin andere Stellen anzunehmen.
Plant und verfolgt euren Traum
„Von Punkt A bis zu Punkt Z zu kommen kann abschreckend sein, es sei denn man erinnert sich, dass man gar nicht von A bis Z kommen muss. Man muss lediglich von A nach B kommen. Große Träume in kleine Schritte aufzuteilen, hilft dabei ihnen näher zu kommen”, so erklärt Sandberg ihren zweiten Karrieretipp. Große Aufgaben können die Panik „Das kann ich nicht“ auslösen – so war es für Sheryl Sandberg in ihrem ersten Job als wissenschaftliche Mitarbeiterin bei der Weltbank, als sie Berechnungen anstellen sollte und das Vorgehen genauso wenig kannte wie das Programm, das ihr Chef ihr sagte. „Wow!”, sagte eben dieser, „Ich kann nicht glauben, dass du diesen Job bekommen hast, wenn du nicht einmal das Programm kennst.” Sandberg war sich sicher, sie würde gefeuert werden. Doch anstatt das zu tun, brachte ihr Chef ihr bei, wie man die Rechensoftware benutzt. Was Sandberg daraus gelernt hat und heute weitergibt. „Wenn du Hilfe brauchst – und das tun wir alle – frag danach. Nach Hilfe zu Fragen ist ein Zeichen von Stärke, nicht von Schwäche.”
Sie rät Berufsanfängern: Behaltet das Ziel im Kopf und wisst dabei, dass eine Karriere manchmal gut vorangeht und manchmal stoppt. Dass sie mal im Zick-Zack verläuft und unerwartete Wendungen nimmt. Sie findet es nicht wichtig, besonders schnell zu sein, sondern sich in seinem eigenen Tempo zu entwickeln und dazu zu lernen: „Ihr werdet nicht jeden eurer Jobs mögen, aber versucht in allen etwas zu lernen.”
Kämpft dafür, die Welt zu verändern
Für den dritten Teil ihrer Rede verwies Sandberg auf ihr Buch „Lean In“ und das Engagement für Gleichberechtigung zwischen Frauen und Männern, was auf diesem aufbaut. „Wenn alle Kinder die Bildung erhielten, die sie verdienen, wenn Führungskräfte verschiedene Geschlechter, Herkünfte und Perspektiven mit an die Orte brächten, an denen Entscheidungen fallen.”
„Meine Generation hat da versagt“, so Sandberg. Trotz Fortschritten sei man überall in der Welt noch weit vom 50-50-Traum entfernt. „Wir haben zwar einen afroamerikanischen Präsidenten, aber wir sind noch weit davon entfernt, Menschen unabhängig von ihrer Herkunft und Hautfarbe die gleichen Chancen zu geben.” Junge Menschen seien daher ihre Hoffnung für eine gleichberechtigte Welt. Jede Person könne einen Unterschied machen. Das hänge jedoch davon ab, ob man bereit sei die Dinge zu tun, die schwierig seien.
„Ihr könnt nicht wissen, wozu ihr im Stande seid, solange ihr es nicht versucht“, so bekräftige Sandberg ihre Botschaft „Lean in“. Sandberg schloss die Rede mit dem berühmten Zitat des Posters, das auf dem Facebook-Campus hängt: „Nehmt euch einen Moment Zeit und fragt euch: Was würdet ihr tun, wenn ihr keine Angst hättet?”
Die Rede von Shery Sandberg bei der Abschlussfeier der Chicago City Colleges könnt ihr hier sehen. Sie beginnt bei Minute 22.
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