Die Zeit, in der deutsche Unternehmer ins Silicon Valley reisen mussten, um sich inspirieren zu lassen und zu lernen, ist endgültig vorbei. Berlin rangiert nun unter den Top 10 der Startup-Zentren und wächst im globalen Vergleich am stärksten.
Berliner Startups schaffen Arbeitsplätze
Das Silicon Valley und die Bay Area um San Francisco waren lange die Zentren für High-Tech-Startups und in manchen Bereichen ist das noch immer so – doch das ändert sich langsam.
Das aktuelle „Global Startup Ecosystem Ranking 2015“, das auf den Report von 2012 folgt, gibt Einblicke in fulminante Entwicklungen weltweit. Die große Überraschung, oder auch keine für alle, die schon länger in der Berliner Startupszene stecken: Berlin ist einer der Standorte für Startups, die am stärksten gewachsen sind und für den die Autoren der Studie das größte Wachstumspotential berechneten. Insgesamt liegt die deutsche Hauptstadt auf dem neunten Platz und ist seit der letzten Analyse damit sechs Plätze noch oben geklettert.
Nach diesen Kriterien wurden die Startups bewertet:
Im Vergleich der Top-20-Startup-Zentren holte Berlin beim Wachstumspotential als einziger Standort die maximale Punktzahl.
Berlin konnte seine Position vor allem so stark ausbauen, da die Exit-Summen in der Metropole überdurchschnittlich stark gewachsen sind. Sie wuchsen um den Faktor 20, was zu großen Teilen auf die IPOs von Rocket Internet und Zalando zurückgeht. Auch die VC-Investments stiegen in Berlin von allen Zentren am stärksten. Derzeit haben zwischen 1.800 und 3.000 Startups ihren Hauptsitz in Berlin. Den Autoren der Studie zufolge könnten mit diesem Potential bis 2020 etwa 40.000 neue Arbeitsplätze geschaffen werden.
Junge Unternehmen stellen sich international auf
Im europäischen Vergleich ist Berlin im Ranking klarer Gewinner: London konnte sich leicht um einen Platz verbessern, liegt noch immer vor Berlin (vor allem Market Reach) und steht nun auf Platz sechs, Paris hält weiterhin Platz 11. Dennoch ist in Europa aktuell deutlich mehr in Bewegung: Die Startup-Zentren wachsen im Vergleich zu den amerikanischen Standorten stärker. Die Autoren des Startup-Rankings gehen davon aus, dass der europäische Markt in den nächsten Jahren zunächst schneller wachsen wird als der US-Markt, bevor sich die Wachstumsgeschwindigkeit wieder angleichen wird.
Insgesamt wird die junge digitale Wirtschaft aber vor allem internationaler und vernetzt sich stärker global. Etwa jedes dritte Startup bekommt Funding von Investoren außerhalb des eigenen Ökosystems, die Anzahl der Unternehmen, die ein zweites Office in einem anderen Land eröffnen konnten, verachtfachte sich seit 2012. In den Top 20 Startup-Zentren liegt der Anteil der internationalen Belegschaft schon jetzt bei 29 Prozent, im Silicon Valley sogar bei 45 Prozent. Kaum eine Branche dürfte damit kulturell so vielfältig sein wie die Startup-Branche – und das ist erwiesenermaßen ein entscheidender Wettbewerbsvorteil.
18 Prozent aller Gründer sind Frauen
Von einer geschlechtergerechten Arbeitswelt ist die Startup-Branche zwar immer noch weit entfernt, doch auch hier bewegt sich einiges. Die Anzahl von Gründerinnen in den analysierten Zentren stieg innerhalb der letzten drei Jahre um beeindruckende 80 Prozent. Der globale Durchschnitt in den Top-20-Ökosystemen liegt nun bei 18 Prozent im Vergleich zu 10 Prozent in 2012. Beim Spitzenreiter Chicago sind 30 Prozent aller Gründer weiblich.
Für Wirtschaftspolitiker, die sich wie das deutsche Wirtschaftsministerium mit verschiedenen Initiativen darum bemühen, mehr Frauen zum Gründen zu motivieren, lohnt sich daher sicher ein Besuch in Chicago.
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