Foto: Tory Burch Foundation

Tory Burch: „Frauen wird Ehrgeiz oft negativ ausgelegt – das muss sich ändern“

Die Modedesignerin Tory Burch will ihr Wissen, das sie als Unternehmerin gesammelt hat, weitergeben. Mit ihrer Stiftung unterstützt sie Frauen auf dem Weg in die Selbstständigkeit.

 

„Wissen, Bildung und Netzwerke können alles verändern!“

Tory Burch ist eigentlich Kunsthistorikerin, doch hatte als Mode-Unternehmerin genau das richtige Gespür: Keine zehn Jahre nach der Gründung ihres Labels für Kleidung, Taschen und Schuhe hatte die US-Designerin weltweit Flagship-Stores und schaffte den Sprung zur Milliardärin. Und sie entschied sich schon früh, etwas zurückzugeben und andere an ihrem Wissen teilhaben zu lassen. 2009 – fünf Jahre nach Gründung ihrer Firma – schuf sie mit der „Tory Burch Foundation“ eine Stiftung, die Frauen auf dem Weg zur Unternehmerin begleitet, sie mit Mentoring-Programmen und Weiterbildungen sowie Mikro-Krediten unterstützt.

Wir haben mit der 51-Jährigen über ihre Karriere als Unternehmerin und ihr Wirken als Mentorin gesprochen.

Was hat dich motiviert, deine eigene Modemarke aufzubauen?

„Als ich selbst in der Modebranche gearbeitet habe, habe ich eine Lücke im Markt gesehen für schöne Stücke mit Designerästhetik, die kein Vermögen kosten. Mein ursprünglicher Plan war es, Jax, eine amerikanische Sportbekleidungsmarke aus den 1960er-Jahren, wiederzubeleben. Meine Mutter trug viel von Jax und die klaren, sportlichen Schnitte fühlten sich immer noch unglaublich modern an. Ich habe die Besitzerin Sally Hanson einfach angesprochen – ohne sie vorher zu kennen. Sie hielt nichts von der Idee, also habe ich mit meiner Marke eben bei null angefangen.“

Was waren die größten Hindernisse, mit denen du in den letzten 14 Jahren als Unternehmerin konfrontiert warst?

„Jeder Tag stellt aus betrieblicher Sicht eine neue Herausforderung dar. Aber  Arbeit und Familie in Einklang zu bringen, das ist meine größte Herausforderung. Wenn es schwierig wird, versuche ich dem Motto ,Grace under Pressure‘ zu folgen und versuche mich immer auf das zu konzentrieren, was gerade ansteht.“

Du hast 2004 die Marke Tory Burch gegründet, dann 2009 die ,Tory Burch Foundation‘. Wie ist die Idee zur Stiftung entstanden?

„Ich habe eine Firma gegründet, weil ich irgendwann eine Stiftung für Frauen gründen wollte, aber das Geschäft musste zuerst erfolgreich sein. Ich wusste, dass unsere Stiftung Frauen zugutekommen sollte, aber ich war mir zunächst nicht sicher, wie … Ich habe als Gründerin selbst mehr und mehr über die Herausforderungen für Unternehmerinnen gelernt – vom Zugang zu Kapital und Netzwerken bis hin zu Bildung. So habe ich erkannt, dass wir durch unsere Erfahrung, selbst ein Startup gründen, anderen Frauen etwas Einzigartiges anbieten und ihnen mit unserem Wissen dabei helfen könnten, das auch zu tun.“

Welche Art von Unterstützung bietet die Stiftung gerade an?

„Unsere Stiftung unterstützt Gründerinnen, indem sie ihnen Zugang zu Kapital, Bildung und anderen Produktionsmitteln verschafft. Ich freue mich sehr darüber, dass wir mittlerweile endlich einen Punkt erreicht haben, an dem die Stiftung wirklich Wirkung zeigt. Seit 2014 haben wir durch unsere Partnerschaft mit der Bank of America eine Summe von 36 Millionen US-Dollar an erschwinglichen Krediten an 1.775 Unternehmerinnen in den USA vergeben. Mehr als 170 Frauen haben ein Weiterbildungssprogramm mit Goldman Sachs absolviert und mehr als 10.000 Frauen haben Business-Pläne über unsere Website erstellt. Durch unser Fellows-Programm bieten wir jedes Jahr zehn Unternehmerinnen eine Reise in unser Büro in New York, um an einem dreitägigen Workshop teilzunehmen, sie bekommen 10.000 Dollar für geschäftliche Weiterbildung und die Chance, an einem Pitch-Wettbewerb teilzunehmen, bei dem sie ein 100.000 Dollar-Investment für ihre Gründung bekommen können. Unser Ziel ist es, ihnen ein Netzwerk an die Seite zu stellen, damit sie ihr Unternehmen über die kritische 1-Millionen-Umsatzschwelle hinaus entwickeln können. Seit der Einführung des Programms im Jahr 2015 haben mehr als 25 Prozent unserer Fellows den Jahresumsatz von über 1 Million US-Dollar übertroffen, und andere sind auf gutem Wachstumskurs.“

Alle Unternehmer*innen brauchen von Zeit zu Zeit Unterstützung. Aber warum, denkst du, müssen insbesondere Gründerinnen dazu ermutigt werden, größer zu denken und die Gelegenheiten zu ergreifen, die sich ihnen bieten?

„Frauen haben großartige Ideen, aber vielen fehlt es an Wissen und Selbstvertrauen, um ihre kühnen Ideen komplett durchdenken zu können. Um ein erfolgreiches Unternehmen aufzubauen, muss man seine eigene beste Fürsprecherin sein und das Selbstvertrauen haben, sich immer wieder dafür einzusetzen. Wissen, Bildung und Netzwerke können dabei alles verändern! Wir dürfen auch nicht die schädliche Doppelmoral vergessen, wenn es um Ehrgeiz geht. Denn so oft wird Ehrgeiz Frauen negativ und Männern als Stärke ausgelegt. Mit unserer globalen Initiative ,Embrace Ambition‘ und dem Summit in New York im April hoffen wir, die Diskussion über Ambitionen so zu verändern, dass sie unabhängig vom Geschlecht als positiv angesehen werden.“

Was bedeutet „Macht“ für dich? 

„Die Möglichkeit zu haben, Veränderung zu bewirken.“

Was würdest du rückblickend in deiner Karriere anders machen?

„Ich hätte schon im College ein paar Business-Klassen genommen – ich musste lernen, wie man CEO ist und Geschäfte führt, als ich schon mitten drin im eigenen Unternehmen war.“ 

Was sind deine drei wichtigsten Tipps für die zukünftige Generation von Unternehmer*innen?

„Bleibt neugierig und hört nie auf zu lernen.

Entwickle dich immer weiter, während du deinen Grundwerten und Idealen treu bleibst.

Denke von Anfang an an soziale Verantwortung – Unternehmen, die keine soziale Komponente haben, sind nicht innovativ.“

Worauf bist du am meisten stolz?

„Ich bin unglaublich stolz auf unsere Arbeit in Mode und Philanthropie. Beides basiert auf dem Commitment,  das Leben von Frauen positiv zu verändern. Und natürlich darauf, meine drei Jungen groß gezogen zu haben, jetzt junge Männer …“

Interviewfragen: Lena Lammers

Übersetzung: Teresa Bücker

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