Foto: Jay Wennington

Der Traumjob: Ein Unternehmen, das zu mir passt

Wer eine neue Stelle sucht, sollte auch das richtige Unternehmen auswählen. Wir stellen das Match-Prinzip vor, das bei der Suche hilft.

 

Was suche ich?

Du suchst einen Beruf, der dich erfüllt? Dann haben wir einen Tipp für dich. Suche nach einem Unternehmen, das zu dir passt, nicht nur nach der passenden Position. Natürlich ist das Jobprofil für die Suche von großer Bedeutung, aber eine zu dir passende Unternehmenskultur sollte das sein, was deine Suche bestimmt. Deine erste Aufgabe ist es also, den passenden Arbeitgeber zu finden. Doch wie macht man das?

Verschiedene Firmen haben unterschiedliche Unternehmenskulturen. Startups zum Beispiel sind geprägt von Teamwork, einer lockeren Arbeitsatmosphäre und flexiblen Arbeitszeiten. Traditionelle Familienbetriebe hingegen weisen klare Hierarchiestrukturen auf und der Alltag besteht eher aus einer festen Routine. Je nach dem wie du dir also deinen persönlichen Arbeitsalltag vorstellst, musst du bei der Unternehmenswahl darauf achten, dass sich deine Vorstellungen mit dem Angebot decken. Das ist kein leichter Prozess. Du solltest dabei aber immer im Hinterkopf behalten, dass es sich lohnt lange zu suchen, da du mit jedem Schritt deinem Traumjob ein bisschen näher kommst.

„Suche dir einen Job, der dir Spaß macht und du wirst nie wieder arbeiten.“

Titus Dittmann, Unternehmer

Wie suche ich richtig?

Für die Suche nach dem passenden Unternehmen gibt es unterschiedliche Ansätze. Vor allem aber gibt es zahlreiche Quellen, die du beachten solltest. Eine Stellenbeschreibung ist meist nur ein Bruchteil der nötigen Information über die jeweilige Firma. Lasse dich nicht von den Image leiten, was du im Laufe der Zeit aus oberflächlichen Informationen gewonnen hast. Ein bekanntes Markenunternehmen wie zum Beispiel Coca Cola, deren Motto „125 Jahre Lebensfreude“ ist, muss sich nicht  als Traumarbeitgeber für dich erweisen. 

Am besten ist es,  wenn du dich als erstes in deinem eigenen Netzwerk umschaust. Gibt es jemanden in deinem persönlichen Umfeld, der bei der Firma arbeitet oder gearbeitet hat? Oder kennst du vielleicht jemanden, der wiederum jemanden bei dem Unternehmen kennt? Nutze zuerst Linie deine persönlichen Kontakte um dir einen Eindruck zu verschaffen, denn sie sind oft eine verlässliche Quelle.

Außerdem kannst du im Internet recherchieren. Lies dir zum Beispiel die Erfahrungsberichte von ehemaligen Mitarbeitern deines potenziellen Arbeitgebers durch. Diese findest du auf verschiedenen Jobportalen. Achte hierbei vor allem auf Dinge, die in der Jobbeschreibung und auf der Internetseite der Firma nicht deutlich werden. Hiermit kannst du dir ein authentischeres Bild von dem Unternehmen machen. Nutze auch Businessnetzwerke um aktuelle Mitarbeiter des Unternehmens direkt anzuschreiben. Wenn du freundlich fragst, wird dir vielleicht jemand nützliche Informationen geben.

Nützliche Informationen über eine bestimmte Firma zu bekommen kann eine Weile dauern. Doch es lohnt sich, unterschiedliche Quellen zu benutzen, um einen guten Gesamteindruck vom Unternehmen zu bekommen und  besser einschätzen zu können, ob es als Arbeitsgeber zu dir passt.

Das Match-Prinzip

Hast du genügend Informationen über eine Firma gesammelt, musst du für dich entscheiden, ob besagter Arbeitsgeber auch deinen Ansprüchen entspricht. Reicht da ein Bauchgefühl? 

„Nur du kennst dich selbst am besten.“

Zunächst musst du dir bewusst machen, dass nur du es bist, die sich selbst am besten kennt. Es gibt viele Alternativen wie zum Beispiel Karriereberater oder Selbsttests im Internet, welche darauf ausgerichtet sind, ein passendes Unternehmen für dich zu finden. Doch deine Bedürfnisse kennst am besten du selbst. Mache dir also als erstes klar, was deine Bedürfnisse, Vorstellungen und Mindestanforderungen sind. Wir schlagen dir eine strukturierte Vorgehensweise vor, mit denen du deine Bedürfnisse mit den Informationen über das Unternehmen abgleichen kannst.  Die Vorgehensweise nennt sich „Match-Prinzip“.

Wie gehst du vor? Schreibe zunächst fünf bis zehn Prioritäten auf, die die Unternehmenskultur deines Traumjobs ausmachen sollen. Überlege dir gut, was dir wirklich wichtig ist und was dir eigentlich banal vorkommt. Anschließend positionierst du deine Prioritäten in einem Ranking. Die Basis eines Präferenzen-Rankings könnte dann so aussehen:

1. Arbeitskollegen

Dein Bedürfnis:
Dir sind deine Kollegen, die dir im Büro begegnen und mit denen du fast jeden Tag zu tun hast, am wichtigsten. Für eine produktive Zusammenarbeit und Kooperation brauchst du Menschen, mit denen du auf einer Wellenlänge bist. Außerdem verbindest du deinen Arbeitsplatz gerne mit deinem Privatleben. Dass deine neuen Kollegen auch neue Freunde werden sollen, ist für dich eine Selbstverständlichkeit.

Die Schlussfolgerung:
Achte bei der Suche nach einem passenden Unternehmen vor allem auf verfügbare Informationen bezüglich der Mitarbeiter: Wie sind Büros strukturiert, gibt es gemeinsame Aktivitäten, gibt es Menschen, die dir ähnlich sind, gibt es Informationen über Diversität. 

2. Aufstiegschancen

Dein Bedürfnis:
In deinem neuen Unternehmen muss es für dich vielversprechende Möglichkeiten und realistische Zukunftschancen geben. Du planst eine langfristige Karriere in dieser Firma und möchtest gerne in mehreren Positionen arbeiten. Dir ist vor allem Fairness wichtig. Jeder Mitarbeiter sollte die gleichen Chancen haben.

Die Schlussfolgerung:
Du solltest bei deiner Unternehmenssuche auf die Struktur und Größe der Firma achtgeben. Bei einem großen Konzern gibt es viele verschiedene Positionen und Möglichkeiten sich zu beweisen und aufzusteigen. Bei einem jungen Unternehmen mit einer geringen Mitarbeiterzahl hat jeder seinen festen Posten und es gibt keinen sichtbaren Karrierepfad. Andererseits kann man hier gut mit dem Unternehmen wachsen.

3. Standort: Heimatstadt

Dein Bedürfnis:
Du möchtest nicht umziehen. Dein Unternehmen muss also in deiner näheren Umgebung sein. Vielleicht hast du Familie, in deren Nähe zu sein möchtest, oder dein Herz hängt sehr an der Stadt. Dein Arbeitsplatz sollte in deiner Stadt oder im Umkreis sein.

Die Schlussfolgerung:
Hier ist es wichtig von vorneherein auf den Standort der Firma oder der Filiale zu achten. Hierzu brauchst du keine Insider-Informationen, sondern du kannst von Anfang an Unternehmen, die zu weit weg sind, ausschließen. Allerdings musst du dir dann auch im Klaren sein, dass die Auswahl kleiner wird. So kommt momentan auch kein Unternehmen in Betracht, bei dem es internationale Karrierechancen gibt.

4. Ruf der Firma

Dein Bedürfnis:
Identifikation mit deinem Arbeitsplatz ist dir wichtig. Deine zukünftigen Arbeitgeber sollten etwas von „Corporate Social Responsibility“ halten und sich nachhaltig engagieren. Du möchtest stolz sein auf deinen Arbeitsplatz und ein guter Ruf der Firma motiviert dich in deinem Job.

Die Schlussfolgerung:
Medienstimmen sind hier eine gute Hilfe, um dir einen Eindruck über das Firmenimage zu verschaffen. Vielleicht hat das Unternehmen zudem renommierte Auszeichnungen bekommen, die du auf der Unternehmenshomepage findest.

5. Mitarbeiterfreundlichkeit

Dein Bedürfnis:
Du suchst einen Arbeitgeber, dem die Zufriedenheit seiner Angestellten besonders wichtig ist und zum Beispiel Konzepte für eine gute Work-Life-Balance hat. Du erwartest zudem von deiner Firma, dass sie sich um deine persönliche Weiterentwicklung bemüht und dir beispielsweise Fortbildungsseminare anbietet.

Die Schlussfolgerung:
Für dieses Anliegen solltest du auf Details in der Jobauschreibung achten oder dich bei den Unternehmen selbst erkundigen. Oftmals bieten sie sogar externe Weiterbildungsprogramme an. Die generelle Mitarbeiterzufriedenheit ist außerdem ein wichtiger Index für dich. Erkundige dich bei Ehemaligen oder aktuellen Mitarbeitern.

Dies ist nur ein Muster-Ranking. Dein individuelles Präferenzen-Ranking kann länger und ausführlicher sein. Wichtig ist nur, dass du dich intensiv mit deinen Bedürfnissen auseinandersetzt und sie für eine klare Darstellung strukturierst. Hast du erst einmal dein Präferenzen-Ranking erstellt, kann die Suche nach dem perfekten Unternehmen beginnen.

Das Match-Prinzip in der Praxis

Wie geht man also in der Praxis vor? Hier ist ein fiktives Beispiel von einer Frau, die wir Sophia nennen.

Sophia ist 27 Jahre alt und auf der Suche nach einer festen Stelle im Marketing-Bereich eines erfolgreichen Unternehmens. Sie studierte Germanistik und Wirtschafts-Psychologie an der Humboldt-Universität in Berlin, absolvierte anschließend beim Hamburger Abendblatt ein Marketing-Praktikum und arbeitet seit zwei Jahren in Teilzeit als Projekt-Managerin bei einer großen Werbeagentur in Berlin. Zu Beginn ihres Berufslebens war ihr Flexibilität sehr wichtig. Sie wollte sich nicht festlegen und neben dem Job noch freie Projekte machen. Jetzt sucht sie etwas Bodenständiges. Sie möchte eine klare Struktur in ihrem Tag und feste Arbeitszeiten. Also hat sie beschlossen, nach einer passenden Firma zu suchen. Obwohl sie nun eine feste Vollzeitstelle sucht, ist ihr Abwechslung im Beruf wichtig. Ihr Traumunternehmen sollte auch einen guten Ruf genießen, denn Sophia möchte sich mit der Firma, in der sie arbeitet identifizieren können. Sie sucht etwas, das ihr für den weiteren beruflichen Werdegang helfen soll. Sie ist bereit viel zu opfern. Dass sie für den Traumjob eventuell in eine andere Stadt ziehen muss, ist für sie kein Problem. Um ihre Gedanken zu strukturieren erstellt Sophia zunächst ein Präferenzen-Ranking. Nach reichlicher Überlegungen kommt sie zu folgendem Ergebnis:

1. Berufliche Flexibilität
2. Ruf des Unternehmens
3. Bezahlung (nur ab € 3.500 aufwärts)
4. Moderne Arbeitseinrichtungen
5. Standort: Großstadt

Sophia weiß nun, worauf sie achten muss und begibt sich auf die Suche. In Foren, Jobmessen und im Internet findet sie verschiedene Stellen. Nach dem ersten Aussortieren wird sie auf die Stelle als Marketing-Managerin bei einem neuen Online-Versandhandel für Mode aufmerksam. Das Unternehmen befindet sich in der Berliner Innenstadt und liegt in einem neuem Bürogebäude mit moderner Einrichtung. Die Bezahlung liegt bei 4.300 Euro. Ideal für Sophia. Besonders bekannt ist der Shop jedoch noch nicht, doch Sophia ist sehr zuversichtlich was den zukünftigen Erfolg der Firma angeht. Da berufliche Flexibilität auf Sophias Präferenzen-Ranking die höchste Priorität hat, ist sie sich unsicher, ob Mode als Schwerpunkt ihr nicht zu wenig sein wird. Auch würde sie gern zu einem Unternehmen, das bereits einen größeren Bekanntsheitsgrad hat. Obwohl ihre anderen Kriterien erfüllt sind, wiegen Punkte 1 und 2 zu schwer, als dass sie sich auf diese Stelle bewerben würde. Der Job ist ein „Mismatch“.

Sophia sucht weiter. Sie streicht einige Stellen von ihrer Liste, weil sie im Abgleich mit ihrem Präferenzen-Ranking große Kompromisse eingehen müsste. Dann findet sie eine Stellenanzeige bei einem großen Verlagshaus in Hamburg. Ein vielfältiges Themenfeld, da sie PR-Kampagnen für verschiedene Zielgruppen konzipieren würde und ganz verschiedene Produkte des Medienhauses vermarkten müsste. Zudem handelt es sich um einen traditionsreichen und erfolgreichen Konzern, bei dem sie auf jeden Fall gute Aufstiegschancen hat. Die Position könnte ihre Karriere in eine richtige Richtung lenken. Die Bezahlung von 3.800 Euro ist in dem von ihr gewählten Rahmen. Zudem würde sie eine Ausstattung für mobildes Arbeiten bekommen und in den modernen Co-Working Spaces der Redaktion arbeiten. Ein Umzug nach Hamburg wäre für sie kein Problem, im Gegenteil: Dazu hätte sie große Lust. Für Sophia ist es ein klares Match. Das Unternehmen passt zu ihren Wünschen. Sie wird sich bewerben.

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