Vicky Heiler ist Wahl-Wienerin, betreibt das Blog Bikinis & Passports, ist Mitgründerin von The Daily Dose und Consultant für verschiedene Unternehmen. Wir haben mit ihr über das Reisen, ihre Jobs und Privatsphäre im Netz gesprochen.
Wo bin ich Zuhause?
Was ist eigentlich Heimat? Und was lässt mich an einem
bestimmten Ort wohlfühlen? Das fragten wir Bloggerin Vicky Heiler, denn sie
muss es wissen: Geboren ist Vicky in Deutschland, dann zog sie für fünf Jahre nach
Kalifornien und heute wohnt sie mit ihrem Freund in Wien.
Warum sie die
Österreichische Metropole nicht mehr verlassen würden, wann sie sich nach dem
Sonnenstaat sehnt und wo es sie in Zukunft hinzieht, erzählte sie uns. Auch hat
sie uns Einblicke in ihre Beziehung zu ihren Lesern gegeben und uns verraten,
wo sie in Sachen Privatsphäre eindeutig die Grenze zieht – und, wie es ist mit der besten Freundin zu arbeiten.
Vicky, dein Blog Bikinis & Passports gibt es seit rund fünf Jahren. Was hat sich bei dir seither inhaltlich oder gestalterisch verändert?
„Im Februar 2010 waren meine Familie und meine Freunde in
Kalifornien der Beweggrund für meinen Blog. Ich wollte eine Art Online-Reisetagebuch starten, da viele Menschen, die mir wichtig sind, auf der ganzen Welt
verstreut wohnen. Als ich dann irgendwann merkte, dass
‚fremde’ Menschen auch
Bikinis & Passports lesen, habe ich die Inhalte langsam aber sicher immer
mehr angepasst. Heute dreht es sich viel mehr um Outfits, Trends und Beauty, wobei
aber meine Reisen und Hotel-Reviews immer noch ein wichtiger Bestandteil des Blogs sind. Natürlich hat sich über die Jahre hinweg auch die Qualität meiner
Bilder verbessert und sich das Design einige Male geändert, aber ich denke
diese Prozesse und Veränderungen durchläuft jeder Blogger. Man entwickelt sich
weiter.“
Wo zieht dich denn deine Reiselust am liebsten hin?
„Ich liebe schöne Handtaschen und Schuhe, aber würde mir
jemand die Wahl zwischen einer Designertasche und einer tollen Reise stellen,
wäre die Antwort immer die Reise. Für mich persönlich ist es der größte Luxus
die Welt zu erkunden und neue Kulturen kennenzulernen. Ich denke das öffnet
einem immer ein wenig die Augen, bereichert und fördert die Kreativität. Lange
Zeit hat es mich immer wieder in die USA gezogen, da ich eine besondere
Verbindung mit Kalifornien habe, doch aktuell möchte ich Europa noch mehr
erkunden. Städte wie Rom oder Istanbul haben mich in den letzten Jahren total
beeindruckt, und als nächstes steht Portugal auf meiner Reisewunschliste.“
Apropos besondere Verbindung: Kalifornien war für fünf Jahre
dein Zuhause. Vermisst du den Sonnenstaat nicht manchmal?
„Lange Zeit habe ich Kalifornien sehr vermisst. Mir liegt
die positive Mentalität der Menschen dort und ich liebe die Sonne. Die Winter
in Wien sind da manchmal eine kleine Herausforderung. Trotzdem habe ich über
die Jahre die Kultur in europäischen Städten lieben gelernt. Während meinem
Studium bin ich vier Wochen durch Amerika gereist und habe im Jahr darauf ein
Praktikum in Venice Beach gemacht. In dieser Zeit ist mir bewusst
geworden, was ich an Wien so sehr liebe und, dass in Kalifornien auch nicht
immer die Sonne scheint. Für Reisen und Urlaube liebe ich den Staat an der
amerikanischen Westküste, doch aktuell würde ich nicht dort leben wollen –
vielleicht später mit Familie oder um die Rente zu genießen.“
Du bist in Deutschland geboren, aber mittlerweile
Wahl-Wienerin. Was macht die Stadt für dich aus und warum hat es dich nicht
etwa nach Berlin oder München verschlagen?
„Ob man es glaubt oder nicht wäre eigentlich München 2008
meine erste Wahl für das Studium gewesen. Leider erwies sich die Wohnungssuche
dann als sehr kostspielig, so entschieden mein Freund und ich uns gemeinsam für
Wien. Eigentlich hatte ich keine sonderliche Verbindung zu der österreichischen
Hauptstadt und war vor dem Umzug erst zwei Mal dort. In der Zwischenzeit bin ich
Hals über Kopf verliebt und könnte mir keine schönere Stadt als meine ‚Hometown’
vorstellen. Wien ist einfach wunderschön, da die Stadt während dem
Krieg relativ verschont geblieben ist. Die historischen Gebäude, aber auch der
Donaukanal, der Naschmarkt und die vielen tollen Frühstückslokale machen Wien zu
meiner geliebten Wahlheimat!“
Was macht eigentlich den Modestil
der Wienerinnen aus?
„Ich denke im Vergleich zu anderen Metropolen ist Wien modisch eher
konservativ veranlagt. Wir orientieren uns an anderen
deutschen Städten mit einem Hauch von Wiener Eleganz. Klassische Outftits sind gerne
gesehen und alles was aus der Reihe tanzt, wird erst einmal kritisch beäugt. Einen
typischen Wiener-Look gibt es meiner Meinung nach nicht – doch vielleicht
brauchen die Wiener einfach noch ein wenig Zeit, immerhin stammen tolle
Designer wie Marina Hoermanseder oder Eva Poleschinkski aus Wien!“
Was sind denn jeweils deine drei liebsten Dinge aus Deutschland, Österreich und den USA?
„Deutschland: Meine Großeltern, München und die Esskultur in
Berlin.
Österreich: Die Natur, Kaiserschmarrn und Wien.
USA: die positive Einstellung der Menschen dort, ‚In-n-Out’
Burgers und der Pazifik.“
Mal weg vom Reisen: Auf deinem Blog erzählst du sehr viel aus deinem
Leben. Hast du manchmal Bedenken, ob etwas zu persönlich sein könnte?
„Als Blogger ist es wichtig eine sehr persönliche, ehrliche
Verbindung mit den Lesern aufzubauen. Ich finde es aber auch generell wichtig, dass sie an
gewissen persönlichen Aspekten teilhaben können, um mich als Person und meinen
Stil besser zu verstehen. Allerdings gibt es für mich ganz klare Grenzen. Mein
Freund ist für mich das Wertvollste in meinem Leben, darum gibt es auch kein
einziges Foto von ihm auf meinem Blog oder meinen Social Media Kanälen wie
beispielsweise Instagram oder Facebook. Natürlich erwähne ich
ihn namentlich und die Leser wissen auch, dass ich glücklich vergeben bin. Wie
er aussieht, was er beruflich macht oder wie er sonst so ist, das möchte ich
allerdings für mich behalten.“
Hast du schon einmal Leser getroffen, die dachten sie würden dich kennen – obwohl sie „nur“ deine Posts lesen?
„Dass man Leser im ‚echten’ Leben trifft ist keine
Seltenheit. Wien ist nicht sehr groß, und da passiert es schon ab und zu,
dass man auf der Straße, bei der Pediküre oder in der U-Bahn von lieben
Leserinnen angesprochen wird. Ich persönlich finde das immer ganz toll – weil
ich so die Möglichkeit habe, auch mal die Personen die meinen Blog tag
täglich verfolgen kennenzulernen. Natürlich haben die meisten das Gefühl mich
persönlich zu kennen, doch das macht mir nichts. Ich nutze diese Treffen dann
gerne um zu fragen, was sie an Bikinis & Passports besonders mögen, wie
lange sie meinen Blog schon lesen oder wie sie über ihn gestolpert sind. Das
sind immerhin Dinge die für mich als Bloggerin total interessant sind, daher
freue ich mich über solche Treffen eigentlich immer total!“
Neben deinem Blog betreibst du mit einer Freundin Kathi auch The
Daily Dose. Wie arbeitet es sich unter Freundin?
„Dazu muss gesagt werden, dass Kathi nicht nur eine Freundin
ist, sondern meine beste Freundin. Wir kennen uns erst etwas länger als drei
Jahre, arbeiten allerdings schon seit über zwei Jahren zusammen. Wir haben sehr früh in
unserer Freundschaft gemerkt, dass wir sehr ähnliche Ansprüche an
unser Leben, unsere Beziehungen und uns selbst haben. Wir pflegen eine sehr
ehrliche Beziehung, sowohl freundschaftlich als auch geschäftlich – und das hat
bis jetzt immer super funktioniert. Natürlich haben wir auch mal
unterschiedliche Meinungen, aber am Ende des Tages geht es darum wie man
kommuniziert, ob man sich gegenseitig respektiert und ernst nimmt. Es ist eine
ganz andere Situation als mit normalen Kollegen, allerdings würde ich es für
nichts in der Welt ändern wollen. Ich glaube, der Grund wieso The Daily Dose in
so kurzer Zeit schon so erfolgreich war, ist weil wir uns gegenseitig
bereichern, pushen und unterstützen. Ein solches Projekt hätte ich mit
niemandem anderen realisieren können als mit Kathi!“
Ein Blog, ein Magazin. Wo soll es für dich in Zukunft
beruflich noch hingehen? Hast du
konkrete Pläne?
„Was die Wenigsten wissen ist, dass Kathi und ich bereits
seit über einem Jahr neben The Daily Dose und unseren eigenen Blogs auch eine
Agentur für Social Media Beratung und Betreuung führen. Dabei unterstützen wir
Kunden im Bereich Mode, Interior und Lifestyle beim Auftritt im Web. Aktuell
sind wir so ausgelastet, dass wir offiziell keine weiteren Kunden mehr annehmen
können. Für die Zukunft würden wir daher gerne unser Team erweitern und die
Agentur ausbauen. Wir lieben das Bloggen und die täglichen Beiträge auf The Daily Dose –
aber die Agentur ist auch ein wirkliches Herzensprojekt von uns beiden, das wir
in den nächsten Jahren definitiv noch weiter ausbauen möchten. Ansonsten möchte
ich weiterhin jeden Tag das machen, was mich glücklich macht. Ich möchte viel
reisen und weiterhin täglich mit meiner besten Freundin im Büro sitzen. Wenn
das in zehn oder 20 Jahren auch noch der Fall ist, dann bin ich wunschlos
glücklich.“
Alle Artikelbilder: Bikinis & Passports
Mehr bei EDITION F
Christine Neder: „Keine Zeit zu reisen? Gibt´s nicht!“ Weiterlesen
Madeleine: „Bewusster Konsum ist auf Instagram kein Thema“ Weiterlesen
„Brands und Blogger brauchen einen gesunden Realismus “ Weiterlesen