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Was hat das ungutes Gefühl im Bauch mit meinen Instinkten zu tun?

Warum unser Zeitgeist laut nach unseren eingeschlafenen Instinkten ruft und eine Buchempfehlung, die es in sich hat…

 

“Eine instinkthafte Frau.”

Was soll das sein?

Das habe ich mich viele Jahre gefragt, ohne zu wissen, wonach ich eigentlich suche und frage.

Rückblickend war das eine sehr harte Schule und doch war alles gut.

Wie ein junges dummes Füchslein bin ich in viele Fallen getappt. Mehrfach in die gleichen. Von außen unerträglich anzusehen. Von innen furchtbar unausweichlich.

Ich bin mit dummen und gefährlichen Männern mitgegangen und habe den falschen FreundInnen vertraut. Anstatt zu reisen und zu spüren, wer ich bin und was ich mir wünsche, habe ich auf meine Eltern gehört und bin erstmal ziellos zur Uni. Ich habe Idioten ihre Meinung über mich geglaubt und ich habe viele egoistische und ungesunde Menschen um mich gehabt. Ich habe überstürzt und jung ein wunderbares Kind bekommen und mit gebrochenem Herzen bin ich aufgewacht.

Vor jeder Falle habe ich meine Instinkte gespürt. Immer. Mein Unbehagen und meine Fragen. Ich bin weitergelaufen und habe im Laufe der Zeit gelernt, mein Unbehagen, den Knoten im Bauch, die flache Atmung und die Unruhe in meinen Gedanken ernst zu nehmen. Nach den Fallen und dem Schreck der jedes Mal dazugehört, habe ich mir “nie wieder!” geschworen und alles abgespeichert was ich gelernt habe. Bis zum nächsten Mal…die Male wurden glücklicherweise immer weniger drastisch.

Ich habe gelernt, mein Instinkt ist messerscharf, oft ohne zu wissen warum. Und genau das macht ihn aus.

Viele Fallen später vertraue ich meinem Instinkt. Ich rieche, höre, fühle, schmecke und sehe ziemlich gut. Ich höre, was Menschen denken und sehe was sie fühlen. Und wenn sie schöne Kleidung tragen und gut riechen, lenkt mich das nicht mehr so sehr von dem ab, was mein Bauch dazu sagt. Und mein Bauch hat sich entspannt, seit ich auf ihn höre. Er ist jetzt viel weniger schreckhaft und alarmiert.

Gerade lese ich “Die Wolfsfrau” von Clarissa Pinkola Estés. Das wäre schon vor 20 Jahren ein echt hilfreiches Buch gewesen! 

Sie erzählt und beschreibt die Instinktnatur von Menschen und wie unsere Instinkte immer da sind. Nur eben durch Fallen, Gifte und Traumata verkümmert. Gleichzeitig beschreibt sie verschiedene Heilmittel ganz wunderbar und vielschichtig. 

Dieses Buch ist wirklich toll und ich bin am überlegen, ob ich es dem Schulamt als Pflichtlektüre vorschlagen soll. Denn das mit der Schule ist so eine Sache…

Im besten Fall geben Mütter ihr instinkthaftes Wissen an ihre Nachkommen weiter. Tun Mütter dies nicht, dann fast immer aus dem Grund weil sie es selbst nie gelernt haben und deshalb nicht weitergeben können. Dann bleibt den Kindern nichts anderes übrig, als sich selbst auf den Weg zu machen. 

Instinkte sind nichts theoretisches. 

Sie sind in unserem Säugetier-Nervensystem körperlich-sinnlich und seit Jahrtausenden verwurzelt und werden vererbt und über Erfahrungen verfeinert. Für mich sind Instinkte auch eine mysteriöse Qualität, da sie oft nicht zu erklären sind. Oft gibt es keine Beweise.

Ähnlich einer tiefen, klaren und nie versiegenden Quelle sprudeln und sprechen unsere Instinkte zu uns. Als Spannung im Magen, als ein erleichterter Atemzug, als Ärger und Freude oder in Form von Gedanken und Eingebungen.

Meiner Erfahrung nach sprudeln sie solange bis wir zuhören. Danach sprudeln sie immer noch; jedoch auf selbstverständlichere Art und Weise.

Der Zustand unseres Planeten, die Konzentration von Macht und Geld auf einige wenige, die politischen Verschiebungen hin zu Bauchschmerzen, oder auch #metoo sind ein deutlicher Weckruf an unsere Instinktkraft.

Die Frage ist wohl, wieviele Menschen sich entscheiden zuzuhören.

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