„Ich kann das schon!“ Nach diesem Motto leben viele Menschen – auch Führungskräfte beim Thema Vorträge und Präsentationen. Ich bin da anderer Meinung: Es ist immer mehr drin!
„Mensch Stefan, was soll ich sagen? Ich fand deinen Vortrag richtig … schlecht. Du kannst zwar ohne Ende reden, aber mit Struktur hatte das nicht viel zu tun! Durch deine großen Gedankensprünge war ich total irritiert und konnte dir kaum folgen.“
Rums! Dieses Feedback von einem guten Freund zu Beginn meiner Vortragskarriere hatte gesessen. Bis zu diesem Zeitpunkt dachte ich eigentlich immer, dass ich ein sehr guter Redner bin. Im Nachhinein weiß ich, dass ich einen wichtigen Fakt übersehen hatte …
Der harte Boden der Realität
„Ich kann das schon!“ Nach diesem Motto lebte nicht nur ich. Viele Menschen – vor allem auch Führungskräfte – denken bei Vorträgen und Präsentationen generell, dass sie da eine gewisse Grundkompetenz haben, weil sie es öfter machen. Klar, schließlich haben sie ja schon die obersten Sprossen der Karriereleiter erklommen. Da lernt man ja quasi nebenbei vor einer Ansammlung von Menschen einigermaßen gut zu sprechen.
Heute weiß ich, nicht zuletzt durch meinen Freund, dass wenn jemand etwas „einigermaßen“ kann, die Selbsteinschätzung und die Realität meist auseinander klaffen.
So war das bei mir auch: Ja, ich war ein Profi in meinen Trainings und Coachings . Ich wusste, wie ich mit meinen Teilnehmern agieren muss, um das Beste aus ihnen herauszuholen. Doch dass ich diese Skills hatte, bedeutete noch lange nicht, dass ich auch ein exzellenter Performer auf der Bühne war. Ich wusste also auf einmal, dass ich nicht nur immerzu an meinen Fähigkeiten als Coach arbeiten muss, sondern auch an denen für meinen Vortrag.
Von der Nullnummer zum gefragten Redner
Ich nahm also damals Kontakt zu einem Profi auf und bat ihn darum, mir bei meinen Skills zu helfen. Ich wollte ganz genau wissen, wie er es schafft, die Zuhörer in seinen Bann zu ziehen, wie er sie mit seinen Inhalten fesselt und letztlich auch, wie er sie gut entertainen kann. Ich holte mir demnach als Coach einen eigenen Coach ins Haus. Nur so konnte ich mich weiterentwickeln.
Und das kann ich Ihnen nur ebenfalls empfehlen. Wenn Sie vorhaben, die großen und kleinen Bühnen mit ihren Inhalten zu bespielen, dann glauben Sie nicht, dass sie das ganz automatisch können. Nur weil Sie Reden können. Ganz nach dem Glaubenssatz „So schwer kann das ja nicht sein.“ Nein, arbeiten Sie an sich, um wirklich gut zu werden. Und das braucht eben auch Zeit und einen richtigen Entwicklungsplan.
Zeit, Zeit, Zeit
Gerade vor Kurzem erlebte ich eine witzige Geschichte in diesem Zusammenhang. Mich rief eine Assistentin eines erfolgreichen Unternehmers an. Sie ließ im Namen ihres Chefs anfragen , ob ich ihn für seine Vorträge und Präsentationen coachen könnte. Ich antwortete selbstverständlich: „Natürlich. Das mache ich gerne.“ Als sie mir jedoch im nächsten Satz mitteilte, dass er nur einen Tag dafür aufwenden wollte, musste ich ihr schnell den Zahn ziehen: „Nein, ein Tag reicht dafür eher nicht. Denn am ersten Tag widmen wir uns ausschließlich der Dramaturgie, am zweiten Tag ist die Inszenierung dran und am dritten üben wir den Auftritt. Im besten Fall!“ Mit einem Lächeln in der Stimme sagte sie: „Aber Herr Reutter, wir brauchen nie so lange …“
Ich schmunzelnd: „Wissen Sie was? Ihr Chef soll es ausprobieren! Und ich rechne nur die Tage ab, die wir wirklich brauchen. Da gebe ich ihm die Hand drauf!“
Sie willigte ein und Ihr Chef war begeistert vom Coaching und aus ursprünglich drei gebuchten Tagen wurden vier.
Heute ist er erfolgreicher Keynote-Speaker und fühlt sich pudelwohl auf der Bühne. Und das können Sie auch. Hinterfragen Sie einfach mal selbst Ihr Können und wenn Sie denken „Das kann ich eigentlich ganz gut!“, dann besuchen Sie trotzdem ein Coaching. Denn Sie wissen doch: „Es ist immer mehr drin!“