Ich hatte irre viel Schiss vor dem Eingriff, denn es war meine erste Operation überhaupt und somit auch meine erste Vollnarkose.
Puuuhh, hinter mir liegt ein spannender Monat. Entgegen meiner Natur und nach 11 Mandelentzündungen in diesem Jahr und 3 bis 5 im letzten entschied ich mich spontan dazu, mir am 14. September die Mandeln entfernen zu lassen. Zuvor wurde genau an diesem Tag überraschend ein Termin zum Operieren frei und zeitlich passte es auch gut bei mir – also gesagt, getan. Hier findest Du das Protokoll der Zeit nach der Operation. Weiter unten meine besten Tipps für die Zeit nach der Mandel OP noch einmal extra kurz und bündig zusammengeschrieben!
Tag 0
Ich packte meinen Koffer und fuhr an diesem Donnerstag mit dem Taxi ins Hamburger Marienkrankenhaus. Eine Stunde später lag ich schon auf dem OP Tisch. Mir wurde die Beatmungsmaske aufs Gesicht gelegt, es wurde plötzlich sehr heiß am Hinterkopf und schwupps war ich weg. Ziemlich gruselig! Als ich aufwachte lag ich auf eine Liege neben einer anderen frisch operierten Person. Bereits wenige Stunden später bekam ich ein volles Abendessen. Und: ich habe es gegessen, denn ich hatte null Schmerzen! Ich bekam von Beginn an ausreichend Medikamente. Das war einfach klasse! Die Operation wurde von meinem eigenen HNO-Arzt durchgeführt, somit wusste ich wer mich operiert und hatte mir dies bewusst vorher ausgesucht. Dies hat für mich die Angst ein wenig gelindert. Ich wollte mich lieber von ihm statt von einem im schlimmsten Falle übermüdeten und mir fremden Chefarzt operieren lassen. Doch natürlich kann bei jedem Eingriff immer etwas schief gehen. Positiv denken ist das Wichtigste.
Tag 1 bis 4
Bereits nach zwei Nächten im Drei-Bettzimmer wollte ich einfach nur nach Hause – und entließ mich einfach selbst. Ich ging also bereits Samstag und nicht wie geplant bis Montag. Achtung! Dies ist nichtvorbildlich und nur wenn ihr euch sehr sicher seid solltet ihr dies tun, denn ihr tragt die Verantwortung für euch ab jetzt zu 100 % selbst. Für mich war es besser zu Hause zu schlafen, denn im Krankenhaus hatte ich keine Ruhe und fühlte mich extrem in meiner Privatsphäre gestört. Und es war die richtige Entscheidung, denn ich konnte in gewohnter Umgebung tun und lassen was ich will. Zu Hause war ich dann irre schlapp, habe viel geschlafen und, von Beginn an, IMMER gegessen. Nur kein heißes, saures, scharfes oder scharfkantiges Essen. Ich hatte mit bereits vor der OP Essen für die Zeit danach passendes Essen gekauft. Das hat sehr viel Zeit gespart. Sprechen ging kaum und nur unter grosser Anstrengung. Wie gut dass es Whats App und FB gibt. Ich habe auch so gut wie nicht gesprochen und Netflix erwies mir große Dienste. Vom vielen Herumliegen bekam ich leider Kreislaufprobleme und Schwindelanfälle. Schlucken ging sehr gut, doch ich merkte wie alles geschwollen war und sich innen drinnen eklig anfühlte. Der Grund: Die weißen Wundbeläge (Fibrinbeläge) lösten sich langsam. Alle vier bis fünf Stunden nahm ich abwechselnd Novaminsulfon in Tablettenform und Ibuprofen 600 mg. Ich leuchtete mir auch regelmäßig mit einer Taschenlampe in den Mund und konnte somit die Wundheilung beobachten. Dies Hineinleuchten hat mich ein wenig Überwindung gekostet, doch es ist doch sehr interessant zu sehen, was da drinnen so los ist.
Tag 5 bis 7
Es geht los. Die Schmerzspitze steigt und die kritische Phase beginnt. So ca. zwei Tage habe ich jetzt wahnsinnige Schmerzen. Die Wundbeläge lösen sich weitgehend komplett. Auch jetzt esse ich weiterhin diszipliniert. Die Schmerzen im Hals ziehen bis in die Ohren. Ohne Tabletten geht nichts mehr. Ich wache in der Nacht auf vor Schmerz auf und am Morgen ist es am schlimmsten. Am sechsten Tag putze morgens ich etwas zu unvorsichtig Zähne und habe eine Nachblutung. Sofort setze ich mich mit Eis im Nacken hin und gelingt mir, die Blutung zu stillen. Danach gehe ich sofort zum HNO und er sieht im Hals eine eingetrocknete Kruste. Zum Glück blieb es bei diese Nachblutung und ich bin weiterhin übervorsichtig. Ich habe weder Lust wieder ins Krankenhaus zu müssen noch Lust auf eine weitere Operation. Dennoch wasche ich mir endlich mal wieder die Haare und das tue ich sehr sehr bedächtig und nur mit lauwarmen Wasser. Das Föhnen hingegen fällt aus. Die Hitze kann auch hier Nachblutungen begünstigen und entsprechend auslösen.
Tag 8 bis 11 Tag
Nachdem das Schlimmste überstanden ist habe ich zwar immer noch Schmerzen und gehe zwei Mal in der Woche zur Nachkontrolle, doch nach und nach kann ich die Schmerztabletten absetzen. Dennoch spüre ich jeden Tag dass ich eine Wunde im Mund habe und ich immer noch sehr vorsichtig sein muss. Ich habe Respekt vor der Arbeit die mein Körper jeden Tag leistet und gebe ihm als Anerkennung die Ruhe, die er verdient. Ich trinken keinen Alkohol, ich rauche nicht und ich vermeide jede Anstrengung. Lasst euch beim Einkaufen in jedem Fall von Freunden und Familie unterstützen und bereitet bis dahin alles vor. Bis jetzt esse ich was ich darf sehr gerne. Ich ahne ja nicht, wie schnell sich das ändern wird …..
Tag 11 bis 18
Seit Tag 11 habe ich plötzlich keinen Geschmacksinn mehr. Der HNO weiß nicht, wie es dazu kommen kann. Egal was ich esse, Schokolade schmeckt nicht wie Schokolade, Banane nicht wie Banane …. Nur süss, sauer, salzig, bitter und scharf kann ich unterscheiden. Ich verliere vor Schreck drei Kilo weil ich schon fast aus Protest nichts mehr essen mag. Heute ist Tag 18 und dieser Zustand ist immer noch so. Ich habe jetzt hochdosiertes Vitamin B bekommen, wenn das nichts hilft bekomme ich Kortison. Beim Recherchieren im Internet stelle ich fest, dass viele Leute dies erleben und im Netz schreiben, dass es bis zu sechs Monaten dauern kann bis es sich wieder normalisiert ….. selten aber manchmal bleibt der Verlust des Geschmacksinns bestehen. Ich halte euch hier auf dem Laufenden wie es sich hier und generell entwickelt! Bis jetzt hatte ich jedoch keine grossen Schmerzen mehr, von Halsweh ganz zu schweigen. Gestern war ich sogar schon wieder feiern und hatte drei Gläser starken Rotwein. Und wenn ich daran denke nie wieder eine blöde Mandelentzündung bekommen zu müssen, dann war es das soooooo wert!
Hier sind jetzt meine Do’s und Dont’s für die Zeit nach der Mandel OP:
Diese Dinge solltest Du besser nicht tun um Nachblutungen zu vermeiden und die Heilung zu beschleunigen:
– Sport und jede Form von Anstrengung wie z.B. Einkäufe schleppen
– Alkohol trinken
– Rauchen
– Drogen nehmen
– Haare und Körper heiß waschen und duschen
– Haare heiß föhnen
– Bitte auch nicht mit irgendetwas Gurgeln, das kann die Nachblutung fördern
– Scharfkantiges, heißes, scharfes und stark gewürztes Essen zu Dir nehmen
– Koffein ist tabu denn es lässt den Blutdruck steigen
– Zu viel sprechen
Diese Dinge hier solltest Du unbedingt tun sofern es Dir möglich ist:
– So schnell wie möglich normal essen (trotz Schmerzen) damit sich die Wundbeläge schnell lösen können und die Heilung voran schreitet
– Dich schonen und viel ausruhen
– Bitte die Zähne nur mit Zahncreme ohne Minze etc. putzen und nur die Vorderzähne! Die hinteren Backenzähne für die ersten zwei Wochen nur mit dem Finger putzen und auch das sehr vorsichtig.
– Wenn Du nicht essen kannst: immer viel stilles Wasser trinken!
– Für Dich einkaufen lassen
– Nicht weiter als 10 bis 15 Fahrminuten vom nächsten Krankenhaus entfernt sein während der Heilungszeit
– Für den Fall von Nachblutungen immer Kühlpacks im Haus haben. Im Fall von Nachblutungen diese sofort in den Nacken legen, das Blut ausspucken (nicht schlucken) und ruhig bleiben. Wenn die Blutung nicht stoppt sofort 110 rufen! Nicht den Helden spielen!
– Bitte warte nicht erst solange, bis Du Schmerzen hast. Das Gehirn bildet dann ein Schmerzgedächtnis aus und Du wirst mehr leiden. Lieber gleich noch eine Schmerztablette beim kleinsten Aua. Auch hier gilt: Bitte nicht den Helden spielen! Die ” Nun stellen Sie sich mal nicht so an junge Dame “ Zeiten zum Glück sind vorbei.
– Den Tipp ” Viel Eis essen! ” wirst Du nicht mehr hören können. Es soll auch gar nicht so gut sein, so viel Eis essen. Ich habe nur am ersten Tag kurz nach er Operation welches bekommen. Habe es weder vermisst noch sehr begehrt. Doch wenn es Dir gut tut: dann ab zum Eisfach.
– Nachblutungen sind bis zum 21. Tag nach der Operation möglich. Und selbst wenn Du alles richtig machst, kannst Du welche bekommen. Es ist also leider auch eine Glückssache. Doch mit diesen Tipps ist die Wahrscheinlichkeit weitaus geringer.
Übrigens: weitere Artikel von mir findest Du hier.