Mal hier ein Gin Tonic, mal hier ein Glas Rotwein. Mal hier ein Pfeffi, mal dort ein Aperol Spritz. So war mein Leben in den letzten drei Jahren. Nach Hause Taxifahrten mit Anhalten für Kotzpausen, stundenlanges Erbrechen nach Partys zu Hause, Blackouts und Hangover gehörten für mich einfach dazu.
Mal hier ein Gin Tonic, mal hier ein Glas Rotwein. Mal hier ein Pfeffi, mal dort ein Aperol Spritz. So war mein Leben in den letzten drei Jahren. Nach Hause Taxifahrten mit Anhalten für Kotzpausen, stundenlanges Erbrechen nach Partys zu Hause, Blackouts und Hangover gehörten für mich einfach dazu. Ich betrank mich fast jedes Wochenende und selbst, wenn ich nicht feiern war, die ungeöffnete Flasche Rotwein hat spätestens zu Hause schon auf mich gewartet. Selbst unter der Woche trank ich manchmal eine ganze Flasche oder zumindest jeden Abend ein Glas. Alkohol ist gesellschaftlich so akzeptiert wie Tattoos und Piercings, wer trinkt gehört dazu und es werden keine Fragen gestellt. Dass ich manchmal tagelang eine Kater nahm ich in Kauf, Hauptsache ich war breit, enthemmt und fühlte mich gut. Selbst auf PR-Veranstaltungen der Fashion Week plünderte ich die Sekttablets so häufig dass ich die Kellner am Ende des Abends besser kannte als meine Blogger Kolleginnen. Irgendwann merkte ich, dass ich Hilfe brauchte. Ich arbeitete zu dieser Zeit in einem Job mit extremen Verkaufsdruck und konnte den Stress nicht mehr normal abbauen. Wenn ich nach Feierabend im Supermarkt stand ging, ich nicht ohne einen trockenen Dornfelder aus dem Laden. Mein Schlaf wurde schlechter und von einem gesunden Durchschlafen konnte ich nur träumen. Ich zog die Notbremse. Nicht nur, dass ich durch den Alkohol an Gewicht zugelegt hatte, nein, ich litt unter Konzentrationsprobleme und meine Aufmerksamkeitsspanne war die eines Legasthenikers bei der Deutsch-Abiprüfung. Ich wusste mir nicht mehr zu helfen: Ich hatte ein Suchtproblem. Eines Tages saß ich in der U-Bahn und sah die Bildschirmwerbung einer Hypnose-Praxis. „ Sie wollen nicht mehr rauchen? Haben Sie Depressionen und Ängste? Dann sind Sie hier richtig!“ Nun gut, schlimmer konnte es nach meinem Empfinden für mich nicht mehr werden. Ich habe mich somit auf diese Sache eingelassen und buchte eine Hypnosesitzung. Mit beruhigenden Worten wurde ich in eine tiefe Entspannung begleitet und zuvor besprochene Themenpunkte wurden mittels behutsamer Stimme in die Sitzung mit hineinverankert. Weniger Trinken, dieses Wunschgewicht mit Kiloanzahl und mehr gesundes Essen. Und was ist passiert? Nach der Sitzung bin ich tiefenentspannt und gehe wie auf Wolken. Ich höre schlagartig auf unter der Woche zu trinken. Ich habe sogar plötzlichen Ekel vor Alkohol. Selbst ein kleines Gläschen Weißweinschorle jagt mir Schuldgefühle ein. Was ist bloß mit mir los? Selbst wenn ich wenig schlafe bin ich am nächsten Tag zwar müde aber fit. In meiner schlimmsten Zeit saß ich manchmal im Büro und plante bereits meinen Weineinkauf für den Feierabend. Heute gehen meine Gedanken automatisch und ohne Anstrengung einen großen Bogen um diese Themen. Als ich mit 15 aufgrund pubertätsbedingter hormonell-depressiver Verstimmungen eine Verhaltenstherapie machte, wurde mir bewusst, wie mächtig unser Unterbewusstsein ist. Es steuert alles ins uns. Unsere Bedürfnisse, Wutpunkte, Süchte und unser tiefstes Verlangen. Mit diesem Wissen fiel es mir leicht mich auf die Hypnose einzulassen, denn unser Unterbewusstsein kann im Prinzip wie eine Festplatte reseted und umprogrammiert werden. Der Mensch ist ein Computer, wusste ich es doch. Lag bei meiner ersten Hypnosesitzung der Schwerpunkt darauf, den Alkohol zunächst unter der Woche zu unterlassen, habe ich in meiner letzten Sitzung den Themenschwerpunkt auf die generelle Reduzierung des Giftes gesetzt. Und siehe da: Bis auf ein paar sommerliche Gläser Weißweinschorle und einen Abend im Club mit vier Gin Tonic habe ich in den letzten Wochen keinen Tropfen Alkohol getrunken. Unter der Woche trinke ich gar nichts mehr. Ich kann den Hausmüll herunterbringen ohne lautes Flaschenklappern im Sack und meine Freunde können neben mir sitzen und Alkohol trinken während ich mir ein kaltes Malzbier aufmache. Prost!
Gleichzeitig wichtig: Dies ist keine generelle Empfehlung für diese Methode. Bei mir hat die Hypnose-Technik sehr gut funktioniert, doch natürlich ist sie kein Patentrezept gegen problematischen Alkoholkonsum.
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