Wer hat sich noch nie gefragt, ob das eigene Leben Sinn macht? Während manch schlafloser Nacht, wenn die Arbeit nur Last ist, wenn unsere Mitmenschen oder gar die eigenen Kinder gehörig auf die Nerven gehen, wenn alles kaum zu ertragen ist, fragen wir uns dann nicht was das Ganze soll?
Lange Zeit hat der Glauben, die Religionen, einem einen tieferen Sinn vermittelt; wenn schon keine unmittelbare Hilfe im Jetzt, so die Aussicht auf „Wiedergutmachung“ im Jenseits. Allerdings gibt es berechtigte Zweifel in der Moderne, ob ein Leben voll Leid dadurch leichter zu ertragen ist, weil wir womöglich ein Teil von einem größeren Plan sind.
Ein Leben ist dann sinnvoll, wenn es, so wie wir es leben, uns Erfüllung bringt. Wir sollten uns mit unserem Leben identifizieren können. Wir können noch so viel Gutes tun, noch so viel Hilfe leisten, wenn das, was wir tun, nicht aus unserem Innersten kommt, uns nicht erfüllt, dann agieren wir oft aus Pflichtgefühl, gar aus Eitelkeit. Daraus kann sich der Sinn unseres Lebens nicht erschließen.
Wir suchen immer nach Gründen, ja nach Ausreden, warum wir gerade das tun, was wir tun. Wir sollten manchmal lieber das Leben sich entfalten lassen, und offen sein für neue Wege. Wir sollten Mut haben und uns darauf einlassen, wohin uns unsere Ideen und unser Wirken hinführen.
Es ist nämlich so, dass das individuelle Leben sich über die Zeit entfaltet. Das Leben ist nicht eine willkürliche Aneinanderreihung von Handlungen, Projekten, Zuständen und Umständen. Das Leben läuft auf einer Zeitschiene. Auch, wenn man das Gefühl hat, dass alles entkoppelt ist, davon fliegt, scheinbar ohne Zusammenhang geschieht, entfaltet sich das Leben in einer Kontinuität.
Das menschliche Leben ist wie ein Geschichte oder eine Serie von Geschichten, die mehr oder weniger verwandt sind, sich überkreuzen, überlappen. Schon Aristoteles erwähnt es in seiner Ethik.
Wenn wir die Wertigkeit, die Bedeutung unserer Geschichte spüren, dann ist es, weil es einen objektiven Wert hat und nicht nur weil wir nach außen hin ein moralisches Leben führen. Der Sinn unseres Lebens besteht nicht nur daraus „glücklich“ zu sein, oder unsere subjektiven Gefühlen Platz zu geben.
Warum wollen wir überhaupt wissen, was unserem Leben Sinn verleiht? Warum nicht einfach nur leben? Mehr als alles andere ist es weil wir so gestrickt sind – die Meisten von uns zumindest. Wir hören als Erwachsene nicht wirklich auf Fragen zu stellen. Deshalb haben wir schlaflose Nächte, getrübte Tage.
In dieser Zeit der Optimierung und Selbstoptimierung ist die Frage nach dem Sinn des Lebens akuter denn je. Wie können wir sinnvoll leben? Die Philosophie tröstet uns und macht uns darauf aufmerksam, dass wir nicht allein sind. Nicht hier und jetzt. Wir waren es nie in den letzten 2500 Jahren. Sie gibt uns keine einfachen Lösungen an die Hand, aber sie schenkt uns einen Rahmen, innerhalb dessen wir Fragen stellen können. Sie ist weise und hilft uns zu verstehen, wie wir über unser Leben reflektieren sollen. Sie lässt uns jedoch die Freiheit unser selbstreflektiertes und manchmal unreflektiertes Leben selber zu leben.
Julia Kalmund, Juli 2017
Was gibt Ihrem Leben Sinn? Was bewegt Sie dazu morgens aufzustehen? Wir freuen uns über Ihre Kommentare!