Meine Challenge für 2016 lautete: Keine Kleidung kaufen! Wie das gelaufen ist und was ich daraus gelernt habe.
Wie bist du denn darauf gekommen?
Für letztes Jahr hatte ich mir viel vorgenommen: Ein Blog zum Thema finanzielle Unabhängigkeit für Frauen starten, 33 Prozent meines Einkommens sparen, 10 Kilometer unter 45 Minuten laufen. Und: ein Jahr lang keine Kleidung kaufen. Besonders Letzteres hat in meinem Umfeld und der Community einige Fragen aufgeworfen. Jetzt, nachdem 2016 hinter uns liegt, ist es Zeit für die Beantwortung der meist gestellten Fragen.
Ihr Frauen kennt das: Für viele ist der liebste Zeitvertreib das Shoppen. Da liegt die Vermutung nahe, dass man ohne dieses erfüllende Hobby vor Langeweile und Bedeutungslosigkeit … stirbt. Warum sollte man dieses Risiko eingehen?!
Meine Beweggründe waren folgende:
Sparpotenzial: Kleidung war immer eine meiner Hauptausgaben. Schuhe, Pullis, Jacken, T-Shirts – ich war schon recht weit vorne mit dabei. Natürlich alles Markenkleidung. Da kostet eine Hose mal eben zwischen 90 und 120 Euro. Besonders, als ich anfing Geld zu verdienen, fungierte mein Konto lediglich als Schleuse von Arbeitgeber zu Klamottenshops. Als ich dann Anfang 2016 beschloss, 33 Prozent meines Einkommens zu sparen, bot dieser Posten unheimlich viel Sparpotenzial.
Mäßigung: In meinen Augen habe ich wahnwitzig viele Klamotten besessen. Klamotten, von denen ich geschätzt 80 Prozent nicht mehr als zwei Mal getragen habe. Das finde ich mittlerweile ziemlich verrückt und grenzt an Maßlosigkeit. So möchte ich nicht mehr sein. Ich möchte wieder ein Gefühl für das richtige Maß entwickeln und nur das besitzen, was ich tatsächlich – nach meiner Definition – brauche.
Außenwahrnehmung: Warum kauft man sich immer den neuesten Kram? Damit das Umfeld sieht, wie stylisch man ist. Dass man sich die 120-Euro-Hose leisten kann. Dass es einem mehr als gut geht. Dass man Erfolg hat. Es geht um Status. Davon wollte ich mich lösen.
Herausforderung: Ja, ich mag Herausforderungen. Und natürlich stellte dieser Konsumverzicht eine Herausforderung für mich dar. Es würde notwendig sein, Gewohnheiten zu durchbrechen (auf Shop-Seiten surfen, Newsletter lesen), der Versuchung durch andere zu widerstehen („Ach, komm, heute gehen wir mal schön shoppen!“) und Impulse zu unterdrücken.
Wie willst du das schaffen?
Anfangs bekam dieses Thema in meinem Umfeld und bei mir persönlich große Aufmerksamkeit. Fragen, wie „Na, bist du schon schwach geworden?“ häuften sich gerade zu Beginn des Jahres. Auch nahm ich die großen SALE-Schilder in den Läden weiterhin sehr deutlich wahr. Natürlich habe ich mich sofort von allen Newslettern abgemeldet und mir selbst verboten, auf Shopping-Seiten zu surfen. Dennoch musste ich weiterhin Shopping-Beraterin spielen und wurde in die Läden mitgeschleppt. Eine konsequente Vermeidungsstrategie war also nicht angesagt. Das wäre ja zu einfach.
Über die Monate hinweg hat sich meine Einstellung zu Kleidung und Konsum stark geändert. Nach recht kurzer Zeit ging es nicht mehr nur darum, keine neue Kleidung zu kaufen sondern zusätzlich die, die ich besaß, drastisch zu reduzieren. Das Buch „Magic Cleaning: Wie richtiges Aufräumen Ihr Leben verändert“ half mir dabei, erst meinen Kleiderschrank und dann meine komplette Wohnung zu entrümpeln. Ohne Sportklamotten würde meine Kleidung jetzt locker in einen 60 x 190-Schrank passen. Zu Spitzenzeiten war ein 200 x 230-PAX-Monster nötig. Für mich alleine. Ohne Schuhe.
Zudem hat sich der Fokus meiner Wahrnehmung stark verändert. Ich sehe H&M nicht mehr. Ich sehe SALE nicht mehr. Und wenn doch, denke ich „Oh ja, im Sale lässt sich ja soooo viel Geld sparen ,,, “ Tz. Ja, ich kann sagen: Ich hasse shoppen. Ich will da nicht rein, ich will das nicht kaufen, ich will das nicht besitzen.
Hast du dir WIRKLICH nichts gekauft?
Euch kann ich’s ja erzählen: Ich habe mir einen Bikini für den Urlaub gekauft (war für alle das Beste) und Badelatschen (hatte meine Zuhause vergessen). Kosten: 17,80 Euro.
Wie viel hast du dadurch gespart?
Gute Frage. Meine Sparrate von 33% in 2016 habe ich jedenfalls erreicht. Um euch und mir aber eine genaue Zahl kommunizieren zu können, habe ich mal meine Kontoauszüge aus 2014 hervorgekramt. In den Hauptrollen: Sneakers, Hosen, T-Shirts, Jacken. Das Ergebnis: 1.223,57 Euro!
Was geht ab?! 1.223,57 Euro! Für Sachen, die ich nicht brauchte. Ich meine, ich bin ja vorher auch nicht nackt herumgelaufen. Vor der genauen Berechnung hätte ich den Betrag so auf 650 Euro geschätzt, aber nicht auf über 1.200 Euro. Das zusätzliche Geld habe ich übrigens nicht nur gespart sondern direkt wieder in meinen ETF-Sparplan investiert. Dort arbeitet es nun für mich und vermehrt sich fleißig.
Warst du wenigstens am 02. Januar ordentlich shoppen?
Ähm, nein. Ich habe mir eine neue Hoodie-Jacke schenken lassen, weil ich meine irgendwo habe liegen lassen. Außerdem gab’s neue Laufschuhe und ein weiteres Badeutensil, damit ich mit meinen Flüchtlingspatenkindern schwimmen gehen konnte. Das war’s bis heute.
Meine Learnings aus dieser Challenge
Weniger ist mehr: So ist es. Ich habe erkannt, dass ich das alles nicht brauche. Es geht nicht um Quantität sondern um Qualität. Anstatt 15 Hosen besitze ich nun noch fünf. Fünf Hosen, die ich aber wirklich mag.
Befreiung pur: Ich bin jede Menge Ballast losgeworden. Und es fühlt sich toll an. Und das Beste: Es kommt kein neuer Ballast dazu!
Zeit- und Nervenersparnis: Ich verbringe keine Zeit mehr in Läden und auf Shopping-Seiten. Ich muss nicht mehr vorsichtshalber zwei verschiedene Größen bestellen, um dann eine wieder zurückzuschicken. Ich muss keine Pakete mehr abholen, wegschicken und überprüfen, ob ich die Gutschrift erhalten habe. Ich muss mich nicht mehr zwischen blau und schwarz entscheiden und überlegen, zu welcher Hose der Pulli passt und ob ich nicht schon genug in blau habe. Das spart Zeit und Nerven.
Platz für Neues: Mein Körper hat sich eine Ersatzdroge besorgt: Bücher. Ja, das klingt nerdig. Ist es auch. Aber die Vorfreude auf ein neues Buch ist mittlerweile viel höher als die Vorfreude auf das Zalando-Paket. Bonus: Gut fürs Köpfchen und steuerlich absetzbar!
Instant Gratification: Ich hab gelernt Impulsen, Werbebotschaften und Einflüssen aus meinem Umfeld zu widerstehen. Ich habe gelernt dem Wunsch nach direkter Belohnung standzuhalten, um später ein größeres Ziel erreichen zu können. Mein Zukunfts-Ich hat mein Gegenwarts-Ich (zumindest auf diesem Gebiet) geschlagen. Sprich: Schuhe nicht kaufen, die 100 Euro stattdessen investieren, um schneller finanziell frei zu werden.
Fazit
Auch wenn die Challenge vorbei ist, werde ich mein bewusstes Verhalten und meinen reduzierten Konsum beibehalten. Aus einer 12-Monats-Challenge ist eine Lebenseinstellung geworden und ich fühle mich äußerst wohl dabei. Vielleicht gibt es ja auch einen Bereich in deinem Leben, in dem du dein Konsumverhalten überdenken könntest? Gut fürs Konto, den Geist und die Umwelt 🙂
Mehr bei EDITION F
So wenig Besitz wie möglich – wie mein Leben durch Einfachheit Fülle bekommt. Weiterlesen
Milena Glimbovski: „Zuletzt habe ich meine Termine aussortiert!“ Weiterlesen
So schafft ihr Ordnung, für immer – der 19-Punkte-Plan der Aufräum-Königin Marie Kondo. Weiterlesen