Was ist deine Position? Sagst du deine Meinung auch, wenn sie auf Gegenstimmen treffen könnte? Mut zu mehr Meinung ist zentral, und hier kommt wieso.
Weichgewaschene Meinungen?
Die Zeiten, in denen Frauen gar keine Stimme hatten und sich auch nicht getraut haben in der Öffentlichkeit etwas zu einer Diskussion beizutragen sind – zum Glück – schon lange vorbei. Die meisten von uns führen ein recht aktives Sozialleben und bringen sich an vielen Stellen ein: Paneldiskussionen, Netzwerkabende, Vorstandsposten im Verein, Social Media. Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Guter Status Quo – sollte man meinen.
Aber habt ihr euch schonmal gefragt, ob die Beiträge, die ihr einbringt, echte Meinungen sind und ob es wirklich eure Meinungen sind, die ihr äußert? Bildet ihr euch in öffentlichen Diskussionen überhaupt eine Meinung? Sind es rundgewaschene Meinungen?
Mit echten Meinungen meine ich nicht die sozial verträgliche Form der eigentlichen Gedanken, die man zu einem Thema hatte und denen man die Ecken und Kanten in der Formulierung genommen hat, damit man eben nicht anstößt und unangenehm auffällt. Mit der echten Meinung meine ich die Gedanken, die sich aus eigenen Überlegungen und der Auseinandersetzung mit einem Thema ergeben und nicht die Wiedergabe der Gedanken der anderen zu diesem Thema, die ich für zumindest soweit richtig halte, dass ich sie nicht ablehne.
Nur wer Position bezieht, wird ernst genommen
Die Wenigsten von uns bilden sich bewusst echte Meinungen zu Themen, die uns betreffen, obwohl wir alle es könnten. Noch viel weniger Menschen äußern ihre Meinung und wiederum noch weniger trauen sich, auch einmal polarisierende Meinungen zu äußern, die eventuell auf Gegenstimmen und Diskussion stoßen. Warum? Der ewig währende Wunsch der Frauen nach Harmonie und die Angst, Beziehungen durch einen Diskurs zu stören oder gar nicht erst aufbauen zu können.
Doch auch hier lohnt wieder ein zweiter Blick, gerade für diejenigen, die gerne führen oder perspektivisch führen möchten und für diejenigen, die ein Netzwerk aufbauen möchten. Eine echte Meinung zu haben bedeutet Beziehungen zu knüpfen, weil echte Meinungen auffallen und Anknüpfungspunkte liefern.
Menschen mit einer eigenen Meinung hört man zu – man geht in den Austausch mit ihnen – auch wenn man anderer Meinung ist. Nur so können echte Gespräche, fernab des Smalltalks über das Wetter oder den nächsten Urlaub entstehen und nur so wird man ernst genommen. Wer eine Meinung hat, stiftet einen Wert und gerade beim Netzwerken ist es wichtig, einen Wert beizutragen – und dieser entsteht eben nicht immer durch eine konkrete Transaktion, sondern meist auf viel subtilerem Weg.
Meinungen sind die Basis für Entscheidungen
Eine Meinung zu haben, bedeutet zu führen und führen zu können. Nur Menschen, die eigene Meinungen entwickeln, folgt man, weil eine Meinung zu haben, Stärke bedeutet. Es bedeutet eine klare Richtung vorzugeben, auf deren Basis andere eine Bewertung vornehmen können, ob sie folgen wollen oder nicht. Wer keine eigene Meinung entwickelt, kann selten gute und schnelle Entscheidungen treffen und wer sich nicht traut eine Meinung zu entwickeln, kann maximal managen, aber niemals führen. Und das sollte nicht unser Anspruch sein.
Traut euch also, eure eigene Meinung zu haben und traut euch vor allem sie genau so in euer Netzwerk zu spielen. Formuliert sie nicht ‘rund’ bevor ihr sie äußert und habt keine Angst vor Diskurs. Meinungen helfen: immer. Dem eigenen Beziehungsaufbau, im Anstoßen von Diskussionen und damit beim Auslösen von Veränderungen – kein geringeres Ziel sollten wir haben und etwas anderes will keiner hören. Ihr werdet merken, dass es nur am Anfang etwas schwerer fällt und man sich schnell daran gewöhnt. Warum? Weil nichts Schlimmes passieren kann und sich ein Feld neuer Erfahrungen auftut.
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