Foto: Vera Bitterer

“Neujahrsvorsätze sind Bullshit!”

Zum Jahresende rekapitulieren viele nochmal die vergangenen Monate: Was ist an schönen, überraschenden Dingen passiert? Was hätte ich gerne anders gemacht? Bin ich mit dem jetzigen Zustand glücklich? Für das neue Jahr werden daraufhin Pläne und Vorsätze geschmiedet. Es soll noch besser laufen als im letzten. Oder überhaupt einfach nur besser. Doch tust du dann auch das, was du dir vorgenommen hast? Oder weißt du überhaupt, was du wirklich, WIRKLICH willst?

 

Von Christina Bender

Alexandra Matzke ist systemischer Coach für positives Mindset. Ihre Meinung: „Vorsätze sind Bullshit!“ Egal, wie gut durchdacht sie sind. Der Grund: Vorsätze sind oftmals nichts anderes als Wünsche – und damit unverbindlich. Darüber hinaus nehmen wir uns häufig viel zu viele Baustellen gleichzeitig vor oder die Ziele sind viel zu hoch gesetzt. Vor lauter Frust, nach den ersten beiden Wochen nicht mehr alle zwei Tage das Fitnessstudio aufzusuchen oder wieder Süßes gegessen zu haben, werden die Vorsätze wieder fallen gelassen und die Gewohnheit siegt. Ein weiterer Grund: Nicht immer folgen wir unseren Werten. Oder der Vorsatz ist eigentlich gar nicht das, was wir wirklich, wirklich wollen.

Nerv- und Wunschliste: Priorisiere!
Wie kannst du dir aber sicher sein, was du wirklich willst? Und wie sorgst du dafür, dass du diesen Wunsch auch konsequent verfolgst? Hierfür hat Alexandra Matzke eine simple Übung parat: Notiere alles, was dich im Leben nervt. Und zwar wirklich alles! Setze dir hierfür ein ausreichendes Zeitlimit, zwischen 5 und 10 Minuten. Hast du das geschafft, folgt eine weitere Liste: die deiner Wünsche. Hierfür schreibst du alles auf, was du im Leben haben und erreichen möchtest. Wie weit du dabei nach den Sternen greifst, ist völlig dir überlassen.

Vollgespickt mit unterschiedlichen Baustellen, kannst du wahrscheinlich beobachten, dass sich die Notizen auf dem ersten Zettel genau gegenteilig von denen auf der zweiten Liste verhalten. Gut so. Wenn nicht: auch nicht schlimm. Wichtig ist nur, dass du wirklich alles notiert hast, was dir in den Sinn gekommen ist. Denn im nächsten Schritt gilt es, zu priorisieren! Hierzu streichst du auf beiden Zetteln jeweils drei Punkte an – die, die dich am meisten nerven und die, die du dir am meisten wünschst. Die Auswahl triffst du möglichst intuitiv. Für den finalen Schritt fasst du deine Themen nun auf einem separaten Blatt Papier zusammen. Springt dir nun eine Baustelle besonders ins Auge? Super, dann ist das dein Thema! Wenn nicht, kannst du dich auch nach und nach heranangeln und immer wieder einen Punkt streichen, bis du deinen finalen, eigenen Wunsch gefunden hast.

Pläne klar und positiv formulieren
Die Übung legt nahe, sich nicht zu viel auf einmal vorzunehmen. Setze dich daher zuerst mit dir selbst auseinander und fühle in dich hinein, was dir wirklich wichtig ist. Erst im nächsten Schritt gilt es, konkrete Pläne zu machen: Was, wann, wo und wie möchte ich mein eigenes, persönliches Ziel erreichen? Soll es tatsächlich das traditionelle Vorhaben sein, mehr Sport zu machen, kann dies heißen: „Ich gehe gut gelaunt zwei Mal in der Woche, am Dienstag und Donnerstag, für jeweils 90 Minuten zum Spinningkurs in mein Fitnessstudio“. Klingt gar nicht mehr so utopisch, oder?

Für die Durchsetzung deines Ziels solltest du dir schließlich folgende Fragen stellen:

  • Macht mich dieses Ziel zufriedener und glücklicher?
  • Ist das Ziel konkret und klar formuliert?
  • Weiß ich genau, woran ich erkenne, dass ich das Ziel erreicht habe?
  • Ist das Ziel wirklich attraktiv für mich? Motiviert es mich?
  • Welche Vorteile habe ich davon, wenn ich dieses Ziel erreicht habe? Was hat mein Ziel für wunderbare Folgen für mich und andere?
  • Ist das Ziel positiv formuliert?
  • Ist das Ziel mit einem Termin versehen?
  • Ist das Ziel realistisch und erreichbar?
  • Kann ich es unabhängig von anderen erreichen?

Lassen und Tun: Visualisiere!
Mit einer „Tun“- und „Lassen“-Übersicht kannst du dir auch visuell vor Augen führen, wie du dich in Zukunft verhalten möchtest, um deinem Ziel näher zu kommen. Mache dir hierfür bewusst, welche Gefühle dich in deinem Vorhaben bestärken und überlege dir, wann du diese empfindest. Alle Möglichkeiten, in denen du diese häufiger fühlst, wandern auf die „Tun“-Seite. Alle Tätigkeiten und Situationen, die diese Gefühle verhindern, und von deiner Seite aus vermeidbar sind, wandern auf die „Lassen“-Seite. Sollte dir unklar sein, welche Gefühle dich fördern, frage dich, welche Werte dir im Leben wichtig sind. Der Weg und das Ziel, das du dir vornimmst, sollten diesen niemals entgegenstehen.

Dieser Artikel ist im Blog #ChanceStudium der Deutschen Bildung erschienen.
  

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