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Die Chinesin Lucy Peng steht an der Spitze des bald wertvollsten Startups der Welt

Ein chinesisches Finanz-Startup ist auf dem besten Weg, das wertsvollste Startup der Welt zu werden. An seiner Spitze steht die Milliardärin Lucy Peng.

Ein Startup auf dem Weg nach ganz oben

120 Milliarden Dollar – so hoch könnte die Bewertung des chinesischen Finanz-Startups Ant Financial laut einem Bericht der „Financial Times” in einer kurz bevorstehenden Finanzierungsrunde steigen. Gegenüber der vorigen Runde vor zwei Jahren würde das Unternehmen seinen Wert verdoppeln, aber auch andere „Einhörner” aus China wie den Fahrdienst Didi oder den Smartphone-Hersteller Xiaomi weit hinter sich lassen – den Ende 2017 abgewerteten bisherigen Spitzenreiter Uber sowieso.

Der Schritt dient einem allerdings erst für das nächste Jahr erwarteten Börsengang, ebenso wie ein aktuell geplanter Wechsel der Eigentümerstruktur. Der Mutterkonzern Alibaba Börsen-Chart zeigen, aus dem Ant Financial (zum Unmut der damaligen Alibaba-Großaktionäre Yahoo und Softbank) 2011 ausgegründet wurde, wandelt seinen Anspruch auf regelmäßige Lizenzgebühren in ein Drittel der Ant-Financial-Aktien um. Bisher gehört die Firma mehrheitlich Alibaba-Managern und -Beschäftigten, zu einem kleineren Anteil auch institutionellen Investoren aus China.

Lucy Peng ist das Gesicht des Startups

Das Gesicht des Startups ist Alibaba-Mitgründerin Lucy Peng, die bereits durch den Alibaba-Börsengang zur Milliardärin wurde und seit jeher den Aufbau des Finanzdienstes verantwortete. 2016 gab sie den CEO-Posten an Eric Jing ab, behielt aber Verantwortung als Executive Chair – unter anderem für die Firmenkultur, Talentförderung und die Globalisierungsstrategie.

Bekannt ist vor allem Alipay, der Bezahldienst, der das Mobiltelefon zumindest der jungen, urbanen Chinesen zum Portemonnaie gemacht hat – eine im Westen lange erwartete und nie durchgesetzte Innovation. Alipay zählt nach eigenen Angaben 520 Millionen registrierte Nutzer. In dieser Hinsicht ist der Rivale Wepay vom Internetkonzern Tencent Börsen-Chart zeigen sogar noch um einiges größer. Doch Alipay hält mehr als die Hälfte des Marktanteils der in China geleisteten mobilen Zahlungen, die für 2017 auf knapp 100 Billionen Yuan (13 Billionen Euro) geschätzt werden – Tendenz weiter stark wachsend.

Davon kann die Firma zwar nur einen kleinen Prozentsatz Gebühren als eigene Umsätze verbuchen, doch auch das dürfte noch für rund 3,5 Milliarden Euro reichen – und ein gutes Viertel davon bleibt laut Bernstein Research als Gewinn hängen. Renditen, von denen die meisten Banken nur träumen können, erst recht im margenschwachen Zahlungsgeschäft.

Peng ist noch lange nicht fertig

„Die Bezahldienste sind nur die Spitze des Eisbergs”, sagte Peng in einem „Bloomberg”-Interview. Tatsächlich hat die Firma, die mit der Ameise im Namen an die Kraft der zahlreichen Nutzer anspielt, ihre Reichweite zur Expansion in Finanzdienste aller Art genutzt. Die Ant-Firma Jiabei vertreibt Verbraucherkredite, Sesame Credit sorgt für ein netzbasiertes Schnell-Scoring, und die Vermögensverwaltung Ant Fortune hat es mit ”Yu’e Bao” zum weltgrößten Geldmarktfonds (verwaltetes Vermögen: 205 Milliarden Euro) gebracht.

Gerade diese Größe ruft jetzt jedoch die Aufseher auf den Plan. Nicht nur in den USA, wo die Übernahme des Transferdienstes Moneygram in Texas zu Jahresbeginn untersagt wurde. Auch die chinesische Zentralbank weist die Ameisen aus Hangzhou seit dem vergangenen Jahr immer wieder an, mehr Kapital vorzuhalten, weniger Kredite zu verbriefen und die Maximalsumme für die Geldanlage zu senken. In manchen Zweigfirmen ist das irre Wachstum bereits gestoppt.

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