Marissa Mayer steht unter Druck, seit sie 2012 zum angeschlagenen Internetkonzern Yahoo wechselte – jetzt steht ihre bisher wichtigste Entscheidung an.
Yahoos größter Trumpf: Die Beteiligung an einem chinesischen Internetgiganten
Die Meinungen zu Marissa Mayers Performance als CEO gehen bereits länger auseinander. Kinderbuch-Lesestunden, Mitarbeiter-Verwirrung. Vor allem in diesen Tagen möchte man nicht in Marissa Mayers Haut stecken (zumindest die eher Zögerlichen nicht): Mayer steht vor der „wichtigsten Entscheidung ihres Berufslebens“, seit sie vor zweieinhalb Jahren von Google zu Yahoo wechselte, wie amerikanische Wirschaftsmedien titeln.
Konkret geht es um die Frage, wie Mayer mit Yahoos wertvollster Anlage, der Beteiligung am chinesischen Internetgiganten Alibaba, verfahren soll. Momentan hält Yahoo noch 15 Prozent an dem Unternehmen, das die „New York Times“ als eine Mischung aus Google, Amazon und Ebay beschrieb und das im vergangenen Jahr einen fulminanten Börsenstart hingelegt hat. Der Wert von Yahoos Beteiligung an Alibaba liegt bei 37 Milliarden Dollar.
Mayer muss sich schon länger mit renitenten Aktionären herumschlagen – die verlangen nämlich, dass Mayer aus dieser chinesischen Goldgrube etwas macht. Die meisten Investoren hoffen, dass Mayer die Alibaba-Anteile abstößt, um Steuern für Yahoo zu sparen, außerdem erwarten sie von Mayer, dass sie die überraschend hohen Gewinne aus den Beteiligungen am asiatischen Markt an die Aktionäre weitergibt und nicht durch weit gestreute Ankäufe kleiner Firmen verschwendet, wie ihr das von Anteilseignern vorgeworfen wird. Der Investor Jeffrey Smith hat angedroht, einen Aktionärsaufstand zu initiieren mit dem Ziel, Mayer abzulösen, falls sie das Alibaba-Geld nicht im Sinne der Aktionäre nutzt. Smith kontrolliert durch eine New Yorker Beteiligungsgesellschaft laut „Business Insider“ 7,7 Millionen Yahoo-Aktien, das macht einen Anteil von 0,8 Prozent. Smith wünscht sich eine Fusion von Yahoo mit dem ebenfalls angeschlagenen ehemaligen Internetpionier AOL, von Mayer ist bekannt, dass sie nichts von diesem Deal hält.
Keine Impulse für die angeschlagene Firma?
Anfang Januar hat der Wirtschaftsjournalist Nicholas Carlson ein Buch veröffentlicht, die “New York Times” brachte einen längeren Vorabdruck. In „Marissa Mayer and the Fight to Save Yahoo!“ beschäftigt er sich mit Mayers Straucheln bei Yahoo. Sein Fazit: Sie habe die in sie gesetzten Erwartungen bisher nicht erfüllen können und keine maßgeblichen Impulse für das angeschlagene, behäbige Unternehmen setzen können – er entwirft das Bild einer orientierungslosen, verunsicherten Firma. Dabei seien die Voraussetzungen für Mayer eigentlich richtig gut gewesen, wie Carlson schreibt: Ein paar Wochen vor ihrem Start bei Yahoo verkaufte das Unternehmen Aktien im Wert von 7,1 Milliarden Dollar an Alibaba zurück und verhandelte mit den Chinesen einen Börsengang, der fulminant glückte. Die Yahoo-Aktien standen dank Alibaba gut da, und die Gewinne aus den Anteilen an Alibaba konnte Mayer nutzen, um in Yahoos Kerngeschäfte zu investieren. Trotzdem ist es nicht unbedingt brilliant gelaufen bisher:
Die Werbeeinnahmen auf mobilen Geräten sind zwar auf 1,25 Milliarden Dollar gewachsen, der Umsatz stagniert allerdings bei etwa fünf Milliarden Dollar. Zudem der Anstieg eher auf den grundsätzlichen Trend zu Mobile verbucht werden kann. Auch teure Ankäufe wie etwa der von „Tumblr“ konnten nicht zum angestrebten Wachstum beitragen. Die Beteiligung an Alibaba funktionierte quasi wie ein Rettungsanker für das angeschlagene Unternehmen: Im dritten Quartal 2014 sprang der Gewinn von 296,7 Millionen vor einem Jahr auf 6,77 Milliarden Dollar. Der Grund für diesen riesigen Gewinnsprung: Natürlich Alibaba, von dessen fulminanten Börsendebüt Yahoo natürlich profitieren konnte.
Am 27. Januar nun veröffentlicht Yahoo seine Bilanz des vierten Quartals 2014, bis dahin will Mayer ihre Pläne für Alibaba präsentiert haben – nicht nur die Aktionäre sind gespannt.
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