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Neun Tipps für einen souveränen Umgang mit Besserwissern

Man trifft sie überall, niemand arbeitet gerne mit ihnen zusammen, und mit der Zeit bringen sie jeden auf die Palme: Besserwisser. Kein Thema, in dem sie sich nicht hervorragend auszukennen glauben. Kaum etwas bleibt unkommentiert. Keine Meinung, der sie nicht ihren Senf hinzugeben. Grundsätzlich ist es schön, wenn jemand sein Wissen mit anderen teilt, doch der Besserwisser strapaziert mit seinem Verhalten die Nerven seiner Mitmenschen. Wie geht man damit richtig um, und was steckt dahinter, wenn jemand ständig nörgelt oder alles besser zu wissen glaubt?

 

Sicher hat jeder ein Quäntchen Besserwisser-DNA in den Genen – die meisten in gesunden homöopathischen Einheiten, manche jedoch leider derart überdosiert, dass es nur noch nervt. Es ist vollkommen normal, dass wir über unterschiedliches Wissen und verschiedene Informationsstände verfügen. Dieses Wissen mit anderen zu teilen ist grundsätzlich gut und wünschenswert. Die Frage ist allerdings, wie das Wissen vermittelt wird – kommt es ungefragt oder sogar überheblich? Beschleicht einen das Gefühl, man werde belehrt oder der andere halte einen für dumm oder unfähig? 

Das Problem mit der Besserwisserei

Oftmals geht es dem Besserwisser nicht um die Sache selbst, sondern um die eigene Darstellung. Da werden dann gerne die Beiträge der anderen nur genutzt, um die eigenen Gedanken zu präsentieren. Das stoppt jedes Gespräch, denn seine besserwisserischen Einwürfe sind nicht auf einen Dialog angelegt. 

Tatsächlich verfügen viele Besserwisser über einen grossen Wissensschatz. Die nervige Besserwisserei beginnt jedoch in dem Moment, wenn der Wissensvorsprung falsch eingesetzt wird. Bekommen wir eine besserwisserische Erklärung, vielleicht sogar einen „Bestwisser-Monolog“, fühlen wir uns oft angegriffen oder gedemütigt, auf jeden Fall genervt. „Hält der mich für dumm?“ oder „Was denkt die sich eigentlich?“ sind Gedanken, die uns innerlich eskalieren lassen. Die negative Spannung in der (auch nonverbalen) Kommunikation führt oft zu Gegenangriffen oder Fluchtversuchen. Beides ist aber niemals zielführend. 

Kleine Charakterkunde

In einem Besserwisser verschmelzen die Eigenschaften eines Perfektionisten und eines Nörglers. Er ist ein Mensch, der gerne und andauernd andere korrigiert. Besserwisser erklären nicht nur Ihnen, sondern allen Menschen die Welt. Für sie ist Recht zu haben und mit Wissen zu punkten ein Grundbedürfnis. Einen Irrtum zuzugeben ist für sie schier unmöglich. Sie sind nicht offen für Ideen und Meinungen anderer und geben ihrem Gegenüber häufig das Gefühl, dumm und unfähig zu sein.  

Die Gründe liegen in der Kindheit

Die Gründe für das Bedürfnis, mit Wissen zu glänzen, liegen in der kindlichen Prägungsgeschichte des Besserwissers. Er hat die elterliche Botschaft „Wir haben dich besonders lieb, wenn du etwas besser weisst oder besser kannst” derart verinnerlicht, dass er davon überzeugt ist, automatisch die Anerkennung der anderen zu bekommen, wenn er sein Wissen einbringt. Leider merkt er oft nicht, dass ihm die Besserwisserei genau das Gegenteil beschert.

Mit der Überzeugung, nur dann von anderen anerkannt zu werden, wenn er mit Wissen trumpft, kann ein geringes Selbstwertgefühl einhergehen. Um die eigene Unsicherheit zu überspielt, werden andere gerne abgewertet, auf Fehler hingewiesen oder ständig verbessert.

Etwas anders verhält es sich, wenn der Besserwisser ein Narzisst ist. Auch dieser Besserwisser ist auf der Suche nach Anerkennung, jedoch nutzt er sein Wissen, um sich aufzuspielen. Bei ihm geht es primär um seine Selbstdarstellung und nur sekundär um das Thema oder die Sache. Ziel der selbstverliebten Dauerdarstellung ist die Gier, seinem ohnehin schon grossen Ego noch mehr zu schmeicheln. 

Neun Tipps für einen souveränen Umgang mit Besserwissern

  1. Bloss nicht persönlich nehmen! Dem Besserwisser fehlt leider ein alternatives Handlungsrepertoire, um sein Bedürfnis nach Wertschätzung zu befriedigen. Sich bewusst zu machen, dass die Besserwisserei für den anderen der einzige ihm bekannte Weg ist, um Anerkennung zu bekommen, hilft oftmals, Abstand zur aufsteigenden Empörung zu bekommen. Diese Distanz gibt Dir die Möglichkeit, besonnener zu reagieren. Denke daran, dass die Besserwisserei des anderen nichts mit Dir, Deinem Wissen und Deiner Erfahrung zu tun hat. Es ist nur sein Verhalten. 
  2. Ignoriere die Kommentare. Biete dem Besserwisser weder eine Angriffsfläche noch eine Plattform, um sich aufzuspielen. So schwer es sein mag, ignoriere die Einwände, und liefere keinen Anlass zu weiteren Diskussion. Um ruhig zu bleiben und Zeit zu gewinnen, kannst Du Dir vornehmen, ab sofort eine Strichliste zu führen: „Wenn der Besserwisser mit einem Kommentar stört, dann mache ich erst mal einen Strich auf meiner Liste und fahre dann ungerührt fort.“ 
  3. (Dauer)nörgelnde Besserwisser: Geht man davon aus, dass für den Nörgelnden sein Gemeckere etwas Positives ist, da er überzeugt ist, damit gewissermassen die Welt zu retten, dann kann man die Nörgelei getrost nicht mehr persönlich nehmen. Einfach mit einem „Aha“ zur Kenntnis nehmen und dann mit dem Tagesgeschäft fortfahren.
  4. Freundlich-bestimmt sein. Beschreibe dem Besserwisser ganz nüchtern und sachlich, was Du an ihm beobachten und welche Wirkung sein Verhalten auf Dich hat. Wenn dieser dann versucht, sich zu rechtfertigen, dass er es ja nur gut meint und doch Recht hat, dann lasse Dich nicht auf diese Diskussion ein. Bleibe beim Thema seines Verhaltens. Erkläre ihm, dass Du zwar an einem Austausch interessiert bist, aber in Zukunft von seiner Art der „Unterstützung“ absehen möchtest. 
  5. Fordere sein Wissen heraus. Auch ein Besserwisser kommt einmal an Grenzen. Ohne hämisch oder gemein zu sein, kannst Du die Aussagen des Besserwissers bis ins kleinste Detail hinterfragen: woher er die Information hat, ob er noch ein paar Beispiele hat, wie denn der Ausblick ausschauen könnte? Kurzum, fühle dem selbst ernannten Experten auf den Zahn. 
  6. Gute Vorbereitung. Besserwisser erwischen ihr Gegenüber oft in einem Moment der Unsicherheit. Oftmals überrumpeln sie ihren Gesprächspartner derart, dass er keinen fachlich-schlüssigen Einwand vorbringen kann. Deswegen ist eine gute Vorbereitung wichtig. Je detaillierter Du Dich auskennst und je mehr Fakten Du weisst, desto eher behältst Du in einer Diskussion die Oberhand. Je nach Relevanz des Gesprächs oder des Meetings ist es von Vorteil, wenn Du Dir die Situation mit allen möglichen Facetten vor Deinem inneren Auge vorstellst. So merkst Du, wo Du mögliche Wissenslücken hast, oder kannst Dich in Schlagfertigkeit üben, indem Du Dir ein paar entkräftende Gegeneinwände überlegst. 
  7. Klar die eigene Rolle wahrnehmen: Sofern Du ein Meeting moderierst, kannst Du ihm als Letzten das Wort erteilen – wenn alle sich ohne Unterbrechung geäussert haben. Stellt er dann nur seine Ideen vor, ohne auf die anderen Beiträge einzugehen, kannst Du nachhaken, inwieweit diese Vorschläge mit denen der Vorredner konform gehen. 
  8. Nimm es mit Humor. Frei nach Sokrates „Der Kluge lernt aus allem und von jedem, der Normale aus seinen Erfahrungen, und der Dumme weiss alles besser“ kannst Du dem Besserwisser für seinen Einwand danken und dann ohne darauf einzugehen weitermachen. Lass Dir nicht Deine gute Laune verderben oder Dich vom Dauergenörgel runterziehen. 
  9. Besser nicht! Auch wenn die Verführung gross ist, lass den anderen nicht auflaufen – auch wenn Du etwas besser weisst, vielleicht sogar Expertin bist. Das wird ihn nur kränken. Der kurze Moment der Befriedigung weicht schnell der Erkenntnis, dass die Situation danach noch verfahrener ist.

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