Foto: Unsplash | Mason Wilkes

Vier Job-Situationen, die zeigen: Dir fehlt es an emotionaler Intelligenz

Du schiebst eine Überstunde nach der anderen, aber niemand scheint sich dafür zu interessieren? Dann fehlt es dir vielleicht an einem wichtigen Soft-Skill: der emotionalen Intelligenz.

 

Hallo, sieht mich jemand?!

Tag für Tag, Stunde für Stunde. Du arbeitest so hart wie du kannst, investierst jeden Funken Kraft und hoffst, damit aufzufallen und zu punkten – und zwar nicht nur bei deinen Team-Kollegen, sondern vor allem ein paar Etagen höher, bei deinen Vorgesetzten.

Doch nichts. Du wirst weder irgendwelchen Managern vorgestellt oder zu wichtigen Meetings eingeladen, noch erhälst du Zuspruch in irgendeiner Form. Aber dem einen Kollegen, der einige Wochen nach dir eingestellt wurde, wird von allen Seiten auf die Schulter geklopft und er hat jetzt sogar eine Beförderung angeboten bekommen. 

Warum er und nicht ich?

Moment mal, wirst du dich wahrscheinlich fragen, warum er und warum nicht ich? Was hat er, was ich nicht habe?

Die Antwort lautet: Emotionale Intelligenz. Emotionale Intelligenz wurde erstmals 1990 als Terminus von zwei US-amerikanischen Psychologen eingeführt. Sie beschreibt die Fähigkeiten, die eigenen Gefühle wahrzunehmen, zu akzeptieren und zu beeinflussen. Insbesondere im beruflichen Kontext ist die emotionale Intelligenz zu einer der wichtigsten Personalanforderungen geworden. 

Schön und gut, doch gelernt, was emotionale Intelligenz wirklich bedeutet und wie sich diese in unseren Taten und Entscheidungen widerspiegelt, haben wir nie. Im Folgenden stellen wir dir, inspiriert von diesem Artikel auf themuse.com, vier Situationen vor, anhand denen du deine emotionale Intelligenz messen kannst.  

1. Du hast keine Ahnung, was du kannst, und wo du hin willst

Momentaufnahme: Du sitzt deiner Vorgesetzten gegenüber und sie fragt dich, welches Karriereziel du als nächstes verfolgst. Die Frage läuft ins Leere, denn du weißt nicht, was du antworten sollst. Du bist nicht sicher, auf welche deiner Eigenschaften du weiter bauen solltest, wohin die Reise für dich geht. 

Und jetzt stell dir mal im Gegensatz vor, du könntest auf die Frage deiner Vorgesetzten mit Selbstsicherheit antworten und ihr würdet euch am Ende in einer angeregten Diskussion über deine Stärken und Schwächen wiederfinden, in der ihr gemeinsam nach Möglichkeiten sucht, deine Stärken weiter auszubauen. 

Die zweite Version dieses Gesprächs setzt allerdings eines voraus: Selbstbewusstsein. Und zwar nicht, einfach nur sicher aufzutreten, sondern ganz im Sinne der emotionalen Intelligenz sich im wahrsten Sinne des Wortes selbst bewusst zu sein: sein Können, seine Bedürfnisse und Ziele realistisch einzuschätzen, die eigenen Gefühle zu akzeptieren sich mit ihnen auseinanderzusetzen. 

Denn, je mehr du dir selbst, inklusive Stärken und Schwächen, bewusst bist, desto bewusster kannst du dein Leben leben und desto weniger kannst du enttäuscht werden – schließlich weißt du ja, was du hast und was nicht, und kannst auch daran arbeiten. 

2. Du verlierst die Kontrolle über deine Emotionen

Der ganze Tag ist bereits ein absolutes Chaos: Deine Deadline rückt immer näher, du musst bis abends ein Angebot an einen Kunden rausschicken, dir fehlen dafür aber noch wichtige Angaben und du kannst die entsprechenden Leute nicht erreichen. Deine Geduldsfaden reißt und du bist genervt von jedem Kollegen, der auch nur versucht dich anzusprechen. 

Kurzum: Deine Emotionen nehmen überhand und sie kontrollieren dich, anstatt dass du sie kontrollierst. Und das wird dir, sobald es zu Gesprächen bezüglich einer Beförderung kommt, mit Sicherheit zum Verhängnis werden. Manager, auf die kein Verlass ist, sobald unter Stress Entscheidungen gefällt werden müssen, stellen für ein Unternehmen vielmehr eine Belastung als eine Hilfe dar. Denn schließlich sollen sie die Mitarbeiter anleiten und nicht andersherum. 

Es gibt verschiedene Techniken, die dir dabei helfen, deine Emotionen zu zügeln. Beispielsweise kannst du ein Wut-Tagebuch führen, in dem du einfach deine Gedanken für dich aufschreibst und die Situation schilderst. Mit etwas Abstand kannst die Situation am Abend noch mal rekapitulieren und überlegen, was du in Zukunft anders machen kannst. Wenn es akut ist, hilft es vielleicht auch, bis zehn zu zählen, und die stärkste Welle der Emotionen abzuwarten – dann tief durchzuatmen und weiterzumachen. 

3. Du kannst die Reaktionen deiner Kollegen nicht richtig deuten

Du stellst in einem Meeting eine Idee vor, für die du brennst, gehst von einer Folie zur anderen und machst auch dann noch weiter, wenn deine Kollegen schon längst abgeschaltet haben, aus dem Fenster schauen und ihr Smartphone in der Hand haben. Denn: du merkst es nicht. Du merkst nicht, dass du mit deiner Idee vielleicht weit über das Ziel hinaus schießt, bist geblendet von deiner eigenen Begeisterung für das Thema und verfehlst die Reaktionen der anderen, die dir eigentlich in dieser Situation schon genug Feedback geben.  

Du solltest lernen, auch die Reaktionen, die nur non-verbal passieren, zu verstehen, zu deuten und darauf einzugehen. Andererseits wirkst du arrogant, egoistisch und unnahbar – und du steckst vielleicht viel Arbeit in ein Thema, das keine große Zukunftschance hat. Und in diesem Fall kann man es keinem übel nehmen, wenn er mit dir nicht zusammenarbeiten will. 

Was du dagegen tun kannst? Gehe in das nächste Meeting ohne eine Präsentation oder einer Pitch-Idee, sondern versuch dich einfach an zweierlei Dingen: zuhören und beobachten. Hör zu, was deine Kollegen vorzutragen haben, denn wenn du es bei ihnen machst, werden sie dir in deiner nächsten Präsentation automatisch mehr Gehör schenken. Und beobachte anschließend, wie deine Kollegen auf das Gesagte reagieren. Auf diese Weise lernst du die Reaktionen deiner Kollegen besser einzuschätzen und deine Interaktionen daran anzupassen. 

4. Dir fällt es schwer, eine Beziehung zu deinen Kollegen aufzubauen

Egal, wie sehr du dich anstrengst, du kannst deine Arbeit nicht machen, ohne mit deinen Kollegen zusammenzuarbeiten. Du kannst nur dann Erfolg haben, wenn deine Team-Mitglieder dir vertrauen, ihr euch gegenseitig unterstützt und auf diese Weise euren Schwächen ausgleicht, du offen und klar kommunizierst und weißt, wie du mit Konflikten umzugehen hast. 

Beziehungen zu führen, ist nicht unbedingt schwer, erfordert allerdings Kontinuität, Ehrlichkeit, Offenheit und Neugierde. Zeig Interesse an deinen Kollegen, erkundige dich nach ihren Projekten, ihren Familien. Und sei offen genug, dass sie dir die gleichen Fragen stellen können. 

Nimm dir jeden Tag ein paar Minuten Zeit und räume der Pflege deiner Arbeitsbeziehungen den Raum ein, den sie verdienen. 

Wenn du also merkst: du arbeitest und arbeitest, aber niemand scheint sich dafür zu interessieren, solltest du das als Warnzeichen wahrnehmen und an dir arbeiten. Emotionale Intelligenz ist nicht so schwer zu erlernen, dass man sich von ihr Chancen auf Beförderungen nehmen lassen sollte. Viel Glück dabei!

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