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6-Stunden-Tage als Selbständiger – Der Plan

“Selbst und ständig” – Wenn man sich selbständig macht, hört man das ziemlich häufig. Ich kann das nicht nur nicht mehr hören, ich will erst recht nicht, dass das tatsächlich meine Zukunft ist.

 

Als würde jeder denken, dass das das Wesen einer jeden Selbständigkeit ist. Das ist seltsam, denn wenn man einen Selbständigen fragt, warum er so arbeitet, wird er wohl kaum sagen: „Ich wollte mich endlich mal so richtig selbst ausbeuten.“

Selbständigkeit sollte nicht Selbstversklavung sein. Jenny und ich wollten natürlich gründen, weil wir von unserer Idee überzeugt sind. Aber darüber hinaus möchten wir unsere Arbeitsweise selbst gestalten und Leben und Beruf in Einklang bringen. Arbeiten bis zum Umfallen stand irgendwie nicht ganz oben auf unserer Liste. Eine Gründung ist viel Arbeit. Richtig viel Arbeit. Vielleicht musstdu bei Null anfangen und dir Rüstzeug zulegen, das erstmal nichts mit deiner Idee zu tun hat. Alles ist neu, es fehlt an Expertise und Erfahrung, du musst dir auf einmal Gedanken machen über Webseiten, Buchhaltung und Marketing, was mindestens genauso wichtig wie deine Idee ist. Und noch wichtiger: Wo das Geld herbekommen?

Klar fühlt man sich da mal überwältigt, ohnmächtig oder erschöpft. Oder alles zusammen.

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#dolessfocusmore

Mein erster Mechanismus in stressigen Wochen ist, helikoptermäßig über der ganzen Baustelle zu kreisen und an jeder Ecke rummachen zu  wollen. Mein Gehirn arbeitet in verschiedenen Ebenen alles gleichzeitig  durch. Während ich den Newsletter vorbereite, lade ich die gerade gemachten Fotos in Lightroom, schreibe eine Mail, plane das nächste Meeting und kontrolliere die Bestellungen, esse nebenher noch schnell eine Suppenterrine, es muss ja alles heute noch fertig werden! Muss es das? Wird es das?

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Bei uns hat sich in den letzten Wochen enorme Erschöpfung breit gemacht. Die ist nicht nur blöd, weil sie die Kreativität blockiert, die so notwendig für uns ist. Sondern auch, weil man dauernd müde ist und manchmal sogar denkt: “Puh, heut will ich lieber nicht zur Arbeit.” Halt, Stop! Wir haben doch auch gegründet, weil wir immer gerne zur Arbeit gehen wollten! Außerdem sorgt diese ständige Überlastung dafür, dass wir mehr Fehler machen. Da kommt ein Flyer mit falschen Bildern aus dem Druck oder man vergisst, die Bürofenster beim Feierabend zu schließen. Not cool.

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Wenn du es eilig hast, lass dir Zeit

Und dann ist da ja noch diese Work-Life-Balance. Die fällt häufig hinten runter. Ich krieg schon Schweißausbrüche, wenn ich nur an zu machende Arzt-Termine oder meinen Wäschekorb denke. Für all das ist irgendwie gar keine Zeit übrig. Ganz zu schweigen von Quality Time mit Partner, Familie und Freunden. Man hat nie Zeit und ist dann auch noch unentspannt.

Genau das war letztlich auch der Auslöser für unser Experiment. Wir verständigen uns häufig über unsere Arbeitsweise und wie sich die Qualität der Arbeit verändern lässt. So ein Gespräch habe ich zum Anlass  genommen, meinen Vorschlag zu machen. Überall liest man gerade von Arbeitstagen, die nur 6 statt 8 Stunden umfassen. Ich war Feuer und Flamme, das selbst zu versuchen. Wie wirkt sich das für uns aus? Wie verändert sich das Arbeiten, wie die Zeitwahrnehmung? Schafft man alle Aufgaben genau so gut oder viel weniger? Hat die vermehrte Freizeit, die dann hoffentlich entspannter ist, einen positiven Einfluss auf unseren Arbeitstag?

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Natürlich mussten wir uns klar machen, dass wir das jetzt tatsächlich dürfen. Es ist unsere Firma und wir wollen so arbeiten, wie wir es für richtig halten. Klar haben wir auch etwas Bammel: Was, wenn es total nach hinten losgeht und der Aufgaben-Berg einfach nur weiter anwächst und die Zeit immer weniger wird? Außerdem hat man gerade in der Anfangszeit häufig den Gedanken, man müsste noch viel mehr machen. Von diesem Gedanken müssen wir uns verabschieden und uns auf die positiven Auswirkungen konzentrieren. Und wir wissen ja: Von einer Woche 6-Stunden-Experiment werden wir ja nicht gleich pleite gehen?!

Eine Woche 6-Stunden-Tage

Denn unser Versuch sollte zunächst nur eine Woche gehen. Wir haben uns wahnsinnig auf die Zeit gefreut, die wir als Freizeit dazu bekamen. Wir haben uns ausdrücklich vorgenommen: keine Überstunden machen und vor allem, auch nicht zu Hause weiter zu arbeiten. Spoiler-Alarm: Das hat nicht so hundertprozentig geklappt. Über unsere Erfahrungen kannst du dann bald hier nachlesen!

Dieser Text erschien zuerst in unserem Blog, dem mo-niversum von muckout.de.

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