Jedes Jahr zeichnet die Internationale Vereinigung professioneller Geburtsfotografen die schönsten Fotografien von den faszinierenden Momenten während der Geburt eines neuen Menschen aus. Wir zeigen euch die Bilder des Jahres 2017.
Ein immer neues Wunder
Jede Geburt ist anders. Die wenigsten verlaufen so, wie eine Frau, ein Paar oder die Hebamme es erwartet haben. Ich selbst zum Beispiel plante die Geburt meines ersten Kindes zu Anfang im Geburtshaus und entschied mich mit der Zeit und dem Vertrauen, das ich in mich und die Hebammen fasste, für eine Hausgeburt. Am Ende bekam ich meine Tochter dann im von Hebammen geleiteten Kreißsaal eines Krankenhauses, weil die Geburt eingeleitet werden musste. Ich hatte Glück, denn es war eine kurze, leichte Geburt und ich fühlte mich bei der begleitenden Hebamme gut aufgehoben, obwohl ich sie vorher nicht kannte. Ich würde dieses Ereignis gern irgendwann noch einmal erleben. Vielleicht dann sogar Zuhause.
Die Gewinner-Fotos des Wettbewerbs der „International Association of Professional Birth Photographers“ 2017 zeigen auf beeindruckende Art und Weise die Vielfalt von Geburten und Emotionen, die dieses Ereignis begleiten. Ob Wassergeburt, in Anwesenheit von Geschwisterkindern oder Kaiserschnitt, die Auswahl des diesjährigen Wettbewerbs zeigt, dass es keine „richtige“ Art und Weise gibt, wie ein Kind zur Welt kommen kann, sondern sehr viele. Wir hoffen, diese Bilder machen euch neugierig, schenken Mut und Selbstvertrauen und bauen Vorurteile ab.
Gewinnerin des Wettbewerbs
Road to Deliverance
Jaydene Freund – Cradled Creations
Natürlich hat jede Frau und ihre Familie ganz eigene Präferenzen, wie sie sich ihre Geburtserfahrung vorstellt: Es ist völlig okay, sich für einen geplanten Kaiserschnitt zu entscheiden. Oft sind diese medizinisch notwendig und retten das Leben von Müttern und Babys.
In Deutschland wird aktuell die Versorgung mit Hebammen und Geburtsstationen immer schlechter und in vielen Kommunen schließen Kreißsäle, weil die Krankenhäuser sich wirtschaftlich gegen sie entscheiden. Inselbewohnerinnen müssen daher schon einige Tage vor Geburtstermin aufs Festland, wiederum andere Familien (zu) lange Wege in Kauf nehmen, so dass Kinder dann auch einmal im Auto zur Welt kommen – oder ungeplant in der eigenen Wohnung.
Der Mangel an Hebammen behindert die freie Wahl des Geburtsortes und führt dazu, dass Frauen und Familien zum einen eine gute Beratung und Begleitung vor, während und nach der Geburt fehlt, Hausgeburten nicht möglich sind und Geburtshäuser schließen müssen. Obwohl Hebammen und Eltern seit Jahren auf diese Entwicklung hinweisen, die oft die Versorgung von Babys und ihren Eltern verschlechtert, sind politische Lösungen bislang nicht in Sicht.
Konntet ihr so gebären, wie ihr wolltet?
Gewinnerin in der Kategorie: Wehen
Determination
Katie Mathis Photography
Wenn die Geburt ganz anders verläuft als erwartet oder die Gebärende sogar während der Geburt Gewalt erlebt, weil das Krankenhauspersonal ihre Selbstbestimmung missachtet, sie nicht ausreichend informiert und der Frau nicht die nötige Sicherheit gibt, die sie während dieser Zeit bräuchte, kann die Geburtserfahrung eine schmerzvolle sein – auch im psychischen Sinne – und es können sogar Traumata entstehen. Daher ist die Geburt nicht immer das schönste vorstellbare Ereignis, sondern eines, nach dem eine Frau auch seelisch heilen muss. Sich in diesem Fall Hilfe zu suchen und zu wissen, dass man mit dieser Erfahrung nicht allein ist und viele Familien ähnliche Erfahrungen machen, ist wichtig. Postpartale Depressionen können jede Frau treffen, auch ganz unabhängig davon, wie die Geburt war.
Gewinnerin in der Kategorie: Geburt
With A Splash
Elizabeth Farnsworth Photography
Mein Tipp: Sei offen und versteife dich nicht darauf, dass du eine „Traumgeburt“ haben wirst, die in einer bestimmten Art und Weise verlaufen wird. Der Einfluss, den man als Frau selbst auf eine Geburt hat, ist sehr begrenzt, weil viele Faktoren absolut außerhalb der eigenen Kontrolle liegen.
Es ist völlig okay, darüber traurig zu sein, wenn die Geburt ganz anders war, als du vielleicht vorher gehofft hast – die Art und Weise, wie dein Kind auf die Welt gekommen ist, macht dich aber nicht zu einer besseren oder schlechteren Mutter.
Gewinnerin in der Kategorie: Nach der Geburt
Straight from Heaven
Natasha Hance – Birth Unscripted
Geht achtsam miteinander um, wenn ihr über Geburten sprecht und verurteilt andere Mütter nicht dafür, wenn sie eine ganz andere Wahl treffen als ihr selbst. Wichtig für selbstbestimmte Geburten ist jedoch, dass es weiterhin genügend Hebammen und Geburtsstationen mit ausreichend Personal gibt, die Gebärenden und Babys ihre Unterstützung anbieten. Nutzt die Möglichkeit, euch für dieses Anliegen zu engagieren, zum Beispiel dann, wenn ihr im Kontakt mit Bundestagsabgeordneten eures Wahlkreises seid oder den zuständigen Menschen in den Kommunen.
Gewinnerin in der Kategorie: Geburtsdetails
Pieces of Me
Kourtnie Scholz – KEDocumentary
Neben den beeindruckenden Gewinner-Fotografien sehr ihr nun die weiteren Auszeichnungen des Wettbewerbs. Viel Freude mit den Bildern!
Ehrenvolle Erwähnungen des Wettbewerbs
Diese Frau nimmt ihr Baby, das eine Leihmutter ausgetragen hat, in ihre Arme
Catching Her Baby, Born Via Surrogacy, Leilani Rogers, Photographer
A Sister Is Born
Rebecca Coursey Photographer + Doula
Three’s Not A Crowd
Snap Life Photography
Honoring the Temple
Elliana Gilbert Photography
Entangled in the cord that ties us
Cat Fancote – Capturing Birth
Gentle Caesarean Birth
Belle Verdiglione Photography
Birth of a Mother
Cat Fancote – Capturing Birth
Droplets of Mercy
Elliana Gilbert Photography
She believed she could
Little Plum Photography by Stephanie Entin
17 Years of Waiting: A Non-Fertility Miracle
Ker-Fox Photography
Hello Before Goodbye
Sarah Boccolucci Photography + Birth Services
En caul, posterior, nuchal hand surprise babe
KimBerly E. Photography
Rapture
Katie Mathis Photography
Approaching life
Deborah Elenter
Alondra´s Birth – Future big sister
Public Kiss Photography
Joyful Finale
Elise Hurst Photography
Auf den Websites der Fotografinnen und Fotografen sowie der International Association of Professional Birth Photographers könnt ihr noch viele weitere tolle Bilderstrecken sehen, die die Diversität von Geburten in all ihrer Schönheit und Kraft zeigen.
Die Rechte an den Bildern liegen bei den jeweiligen Fotografinnen und Fotografen. Wir bedanken uns bei der International Association of Professional Birth Photographers für die Erlaubnis, die Fotos hier veröffentlichen zu dürfen.
Mehr Texte für (werdende) Eltern findet ihr bei uns im Magazin im Familien-Ressort.
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