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5 Fragen, die du dir stellen solltest, bevor du ein Jobangebot annimmst

Hurra, gerade kam der Anruf: „Wir haben uns für Sie entschieden“? Erstmal natürlich: Glückwunsch! Bevor man einen Job fest zusagt, lohnt es sich aber, auf ein paar Dinge zu schauen, die jenseits der neuen Aufgabe entscheidend sein können.

 

Ist es die richtige Entscheidung?

Eins ist natürlich klar: Nicht alle,
die einen neuen Job suchen, können dabei wählerisch sein; das
werden die meisten von euch aus leidvoller Erfahrung womöglich
kennen, außer ihr seid zufällig Programmiererin oder Arzt oder habt
ein anderes tolles MINT-Fachs studiert. Es wird also nicht zwingend
so sein, dass man sich die folgenden Gedanken machen kann, wenn ein
neues Jobangebot vorliegt. Sollte es aber so sein, dass du nicht
unter Zugzwang bist, weil du vielleicht ein finanzielles
Polster angespart hast, noch Arbeitslosengeld bekommst oder dich
bewirbst, während du noch deinen alten Job machst, dann solltest du
dir unbedingt Zeit nehmen, um ganz genau zu überlegen, ob es auch
wirklich die richtige Entscheidung ist, das Angebot anzunehmen.

Für viele von uns fühlt sich der
Anruf mit der ersehnten Botschaft „Wir haben uns für Sie
entschieden“ erstmal an wie ein Sechser im Lotto. Yippieh! Gerade
wenn der Bewerbungsprozess langwierig war, sich womöglich über
mehrere Runden oder Assessment Center zog, ist es ein Gefühl der
riesigen Erleichterung und des Stolzes, wenn ausgerechnet man selbst
diese eine einzige Person ist, für die sich das Unternehmen
entschieden hat. ,Entscheiden’ ist
hier übrigens ein gutes Stichwort, denn: Was vielen Bewerbern gar
nicht so sehr in den Sinn kommt: Es geht nicht nur darum, dass ein
Unternehmen eine Entscheidung trifft; dazu gehören immer zwei, die
genauso wichtige Frage lautet: Will ich mich als Bewerberin für
dieses Unternehmen entscheiden?

Und dabei ist nicht nur wichtig, dass
das Gehalt stimmt, dass die Position der eigenen Qualifikation
entspricht und die Inhalte interessant sind; das gehört noch mehr. Hier haben wir einige Fragen gefunden, die es sich zu
stellen lohnt, bevor man einen Vertrag unterschreibt:


1. Werde ich mich an meinem
Arbeitsplatz wohlfühlen?

Du bist eher der Typ, der in einem
abgetrennten Büro-Miniwürfel aufblüht und dort nur ungern Besuch
von anderen Menschen bekommt? Dein neuer Arbeitsplatz aber wird im
Großraumbüro sein, ohne eine einzige Mauer oder Trennwand? Wenn
sonst alles stimmt, sollte das kein Grund sein, ein Angebot
abzulehnen, aber es ist eine gute Idee, früh genug etwas über die
Arbeitsbedingungen herauszufinden. Im Vorstellungsgespräch kann man
schon fragen: Einzelbüro oder Großraum? Wie kommunizieren die
einzelnen Abteilungen miteinander? Gibt es im Falle eines
Großraumbüros Rückzugsorte, wenn man mal absolute Ruhe braucht,
sei es für ein Interview oder einen wichtigen Text? Wenn es
Einzelbüros gibt und es dir wichtig ist, in einem Team
zusammenzuarbeiten, statt dich zehn Stunden am Tag allein zu fühlen:
Versuche herauszufinden, ob es Bereiche gibt (jenseits der Kantine),
wo die Kollegen sich treffen können. Am allerbesten bittet man um
eine kurze Führung durch die Räumlichkeiten. Dann kannst du dir
einen Eindruck machen, ob es sich nach einer erträglichen
Vorstellung anfühlt, dort um die 40 Stunden pro Woche zu verbringen.

2. Wie sieht es mit Transparenz aus?

Grob gesagt gibt es zwei Arten von
Unternehmen: Jene, die sämtlich Mitarbeiter in ihre globale
Unternehmensstrategie einweihen und verlangen, dass alle Mitarbeiter
ihren Job mit Blick auf die Gesamtziele machen; und es gibt jene, bei
denen nur ein kleiner Führungszirkel über die Strategie und die
Ziele des Unternehmens informiert sind und in denen es der
Führung lieber ist, wenn die Mitarbeiter jeweils an ihren Projekten
herumwursteln, die gerade sie und ihr Team beschäftigen; beides hat
Vor- und Nachteile: Wenn du mal wieder gelangweilt über die tägliche
Routine deines Jobs bist, mag es hilfreich sein, daran zu denken,
dass du mit deiner Arbeit zu einem übergeordneten Ziel beiträgst;
andersherum kann es auch angenehm sein, sich auf seine Projekte
konzentrieren zu können, ohne ständig darauf schielen zu müssen,
ob die Arbeit im Sinne der Unternehmensziele gut läuft. Bevor du
einen neuen Job antrittst, lohnt es sich also, dich zu fragen, ob
dich eher der Blick auf die kleinen oder die großen Ziele motiviert
– und herauszufinden, welche Linie das Unternehmen in dieser Frage
verfolgt. Das kann schon im Bewerbungsgespräch passieren, oder du
zapfst, falls möglich, dein Netzwerk an.

3. Mag ich die Unternehmenskultur?

Immer mehr jungen Menschen ist es
wichtig, wofür das Unternehmen steht, für das sie arbeiten; es geht
dabei um Werte, um Normen, um die Art, wie mit Mitarbeitern und
Ressourcen umgegangen wird. Studien, für die Mitarbeiter von Unternehmen befragt wurden, kommen zu dem Ergebnis, dass besonders diese Werte für Mitarbeiter interessant sind:
Bietet das Unternehmen mir Sicherheit? Ist das Unternehmen fair? Habe
ich Kontrolle darüber, wie ich mich in dieser Firma entwickle, kann
ich Einfluss nehmen? Wie wird mit Fehlern umgegangen? Adam Grant zieht in der „New York Times“ ein eher nüchternes Fazit: Nachdem gute
Unternehmenskulturen weitaus schwieriger zu finden seien als schlechte, solle
man ganz pragmatisch Unternehmen aussortieren, in denen eine
schlechte Unternehmenskultur herrscht; aber wie findet man heraus, welche Kultur in einem Unternehmen herrscht, für das man noch nie gearbeitet hat? Auch hier kann es nützlich
sein, das eigene Netzwerk anzuzapfen. Grant empfiehlt, auf keinen
Fall bei einem Unternehmen anzufangen, dem ein schlechter Ruf vorauseilt
– die Hoffnung, man selbst werde es besser haben, sei eine Illusion. Und er hat noch einen letzten Tipp, wenn man nicht
sicher ist, was von der Kultur einer Firma zu halten ist: Finde etwas heraus über den Ruf von Meetings –
denn Meetings nähmen in großen Firmen bis zu 50 Prozent der
Arbeitszeit ein: Wenn Mitarbeiter sie als produktiv und angenehmen
empfinden: Gutes Zeichen! Und er endet mit einem Zitat, das gerne
dem amerikanischen Autor und Pulitzer-Preisträger Dave Berry
zugeschrieben wird: „Wenn man mit einem einzigen Wort zusammenfassen müsste, warum die Menschheit bis heute nicht all ihre Potenziale
entfaltet hat und das auch niemals schaffen wird, dann wäre dieses
Wort: ,Meetings
“.

4. Kann ich dazulernen?

Wir alle müssen während unserer
gesamten Berufslaufbahn dazulernen; täten wir das nicht, wir wären
wir angesichts der sich ständig ändernden Anforderungen unserer
Arbeitswelt wohl kaum in der Lage, bis Mitte Sechzig einen Job zu
machen. Bevor du einen neuen Job antrittst, lohnt es sich, zu prüfen,
wie das Unternehmen es mit diesen Fragen hält: Wird Wert darauf
gelegt, dass die Mitarbeiter sich weiterentwickeln? Welche Maßnahmen
gibt es , wie sieht es mit Weiterbildungen aus? Das kann auch die
Möglichkeit sein, öfter mal weg sein zu dürfen, um an einer Konferenz
teilzunehmen. Hier lohnt es sich, schon im Bewerbungsgespräch
nachzufragen.

5. Wie sieht es mit Specials aus?

Klar, manches klingt erstmal super,
wenn man zum ersten Mal davon hört: Gegen die Ping-Pong-Platte oder
kostenlose Getränke lässt sich natürlich gar nichts sagen, bei
manchen anderen scheinbaren Benefits lohnt es sich, ein bisschen
genauer hinzuschauen: Ist das im Unternehmen befindliche Fitnessstudio
wirklich eine so super Sache oder führt es vielmehr dazu, dass die
Mitarbeiter noch mehr Zeit im Unternehmen verbringen? Unbegrenzter
Urlaub? Ein Traum. Vielleicht aber keine schlechte Idee, sich
umzuhören, wie viel Urlaub die Angestellten tatsächlich nehmen und
ob es nicht doch versteckten Druck gibt, das Wort ,unbegrenzt nicht
ganz wörtlich zu nehmen.

Es geht also bei all diesen Punkten
immer um die übergeordnete Frage: Was brauche ich, um mich in meinem neuen Job wohlzufühlen? Diese Liste muss natürlich nicht komplett abgearbeitet sein, damit du ein Jobangebot akzeptierst; aber sie kann eine
gute Orientierung bei der Beantwortung der Frage sein, ob der Job in
Aussicht der richtige ist – oder nicht.

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