Foto: bohed / pixabay

Bizznizz-Frühstück? Nein, danke!

Es grassiert in diesem Lande eine Unsitte, berufliche Dinge bei einem Frühstück zu besprechen. Damit werden Randgruppen, wie extreme Morgenmuffel komplett vom Dialog ausgeschlossen. Integrationsmaßnahmen schlagen fehl, wie der folgenden Artikel zeigt.

 

Ich strenge mich an

Wie ihr ja wisst, bin ich im echten Leben
eine sehr erfolgreiche Bizznizz-Frau. Nicht. Aber zumindest die
Anstrengung gibt es, irgendwie. Ich mache so Sachen. Und manchmal trage
ich Blazer und gehe auf so Veranstaltungen. Blazer spreche ich aber
Blatzer aus.

Nun, unter diesen
Menschen, die denken, sie müssten andere Menschen davon überzeugen, dass
sie wichtige Geschäfte machen, gibt es die Unsitte,  sich zu einem sogenannten Business-Frühstück zu treffen. Bitte, was sind das für Menschen, die
sich zum Frühstück treffen, um über Arbeitszeugs zu reden? Nun, bisher
mussten sie auf meine Gesellschaft verzichten.

Ich
bin einfach kein Morgenmensch. War ich noch nie und werde ich niemals
sein. Bis ca. 9 Uhr bin ich quasi hirntot, nur die lebenserhaltenden
Aktivitäten des Körpers funktionieren.  Erst gegen etwa 10 Uhr setzt
das Denken ein: „Wer bin ich? Ach, ja, ich bin eine Mutter, das war mein
Kind, das ich gerade in den Kindergarten brachte. Das war doch der
Kindergarten? Und warum liegt hier Stroh rum?“ Nach nur fünf Kaffee
später, so gegen 11 Uhr, fühle ich mich bereit, mich der Menschheit
für Interaktion zur Verfügung zu stellen. Am besten, man fängt mit dem
Wetter an: „Und? Wie findest du das Wetter heute?“

Kann man Müdigkeit wegschminken?

Nun,
bislang manövrierte ich mich irgendwie an geistig fordernden
Zusammentreffen vor 11 Uhr vorbei, aber dann ergab sich, dass
Menschen, mit denen ich unbedingt sprechen wollte, sich ja unbedingt zu
einem „Startup-Frühstück“ ankündigen mussten.

Ich
habe schon länger Visionen und anstatt zum Arzt zu gehen, wie einst ein
kluger Mensch empfahl, und wollte ich unbedingt meine Ideen mit diesen
Frühstücksmenschen besprechen. An dem Morgen hatte ich leider keine Zeit
dazu, mein Gesicht abquellen zu lassen, ich ging einfach so hin. Um von
den ballonartig aufgedunsenen Augen abzulenken, hatte ich großzügig
Farbe auf die Lippen aufgetragen. Im Badezimmer bei uns leuchten so Zwei-Watt-Birnen, weswegen ich morgens experimentelle MakeUp-Kunst betreibe.
Erst wenn ich im Innenspiegel des Autos einen müden Clown sehe, weiß
ich, ich habe es wieder zu gut mit der Farbe gemeint.

Nun,
der müde Clown macht sich also auf den Weg zu diesen frühmotivierten
Menschen, kämpft sich fluchend und beleidigend durch die Staus von
Düsseldorf bis nach Köln und kommt sogar aufgrund geschickter
Fahrmanöver pünktlich an. Aber was ist das? Bestimmt 40 Menschen stehen
da, völlig abgequollen, gut gelaunt Kaffee trinkend und sich
unterhaltend. Was stimmt mit denen nicht? Es ist gerade mal 9 Uhr!
Ich bahne mir den Weg frei zur Kaffee-Station und zapfe mir mein
Lebenselixier ab, nehme mir den ersten Schluck: Aaah, tut das gut!

Was passiert, wann man noch im Halbschlaf ist

Ich
werfe einen Blick in die Runde, es sind die üblichen Verdächtigen da.
Da kommt ein Kumpel auf mich zu. Er organisiert eine Veranstaltung, es
gibt nur ein Problem, ein Referent hat abgesagt, ob ich nicht
einspringen könne. Ich denke nicht lange nach, denn ich kann noch gar
nicht denken, es ist vor 10 Uhr. „Ja, klar!“ höre ich mich sagen, „Kein Problem!“, „Super!“ sagt der Kumpel! „Ich schicke dir heute Abend
die Bestätigung.“

Meine Zusage
kümmert mich nicht weiter, ich lausche andächtig den Worten der
Referenten und stehe leider in der ersten Reihe. Ich gerate ungewollt in
den Fokus eines Fotografen und wegen sehr langen Baucheinziehens habe
ich eine kurze Sauerstoffunterversorgung und mir wird schwindelig. Ich
rette mich in einen Ausfallschritt, der kaum auffällt. Nur ein bisschen.

Später
führe ich noch Gespräche, in denen ich mich als Koryphäe in vielen
Bereichen präsentiere. Ich spreche über meine Visionen und im Nachhinein
denke ich, in den Augen der Gesprächspartner eine gewisse Skepsis
gesehen zu haben. Vielleicht sollte ich doch zum Arzt gehen.

Spät
am Abend, endlich zuhause, lese ich meine E-mails. Wie es
aussieht, habe ich zugesagt, vor 400 Leuten einen Vortrag über
unternehmerischen Erfolg zu halten.

Nie wieder werde ich an einem Business-Frühstück teilnehmen, das ist mir jetzt klar.


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