Wie werden wir glücklich, wenn negative Erlebnisse der Vergangenheit uns nicht loslassen wollen? Life-Coach und Podcasterin Laura Malina Seiler teilt in ihrem Buch „Mögest du glücklich sein“ Tipps, wie man es schafft, sich mit den Geistern der Vergangenheit auszusöhnen.
Du hast dein Leben in der Hand
Wie werden wir glücklich? Besonders diejenigen, die in ihrem Leben schlimme Dinge durchstehen mussten, werden oft den Geistern ihrer Vergangenheit eingeholt. Doch können wir glücklich leben, wenn wir immer noch voller Wut auf Erlebnisse unseres Lebens zurückschauen?
Laura Malina Seiler ist eine von Deutschlands erfolgreichsten Podcasterinnen, arbeitet als Life-Coach und versucht Anderen durch Mediation und Spiritualität zu einem erfüllten Leben zu verhelfen. Vor Kurzem ist ihr Buch „Mögest du glücklich sein. Entdecke dein höheres Selbst und verbinde dich mit deiner inneren Kraft“ erschienen. Wir veröffentlichen hier einen Auszug, in dem es um die Frage geht, wie wir es schaffen, uns mit unserer Vergangenheit zu versöhnen:
Raus aus der Opferrolle – Get your power back!
Es gibt zwei Gründe, aus denen wir leiden. Entweder weil etwas nicht so ist, wie wir es uns gewünscht hätten, oder weil etwas genau so ist, wie wir es uns gewünscht haben, und wir jetzt aber Angst haben, es wieder zu verlieren. Vor allen Dingen leiden wir, weil wir meinen, die eigene Vergangenheit hätte anders sein sollen, als sie war. Die meisten Menschen sind heute unglücklich, weil sie ihr Gestern nicht mögen. Anstatt das Gestern ruhen zu lassen, holen sie die Vergangenheit jeden Tag in die Gegenwart zurück. Die Bedingung, um im Hier und Jetzt erfüllt zu sein, ist, dem zuzustimmen, was war. Wenn wir unserer Vergangenheit zustimmen und Menschen, die uns verletzt haben, vergeben, ermöglichen wir uns selbst eine erfüllte Gegenwart.
„Vergebung verändert nicht die Vergangenheit. Aber sie bereichert die Zukunft.“
Ich habe vor ein paar Jahren den Satz gelesen: „Zu vergeben, bedeutet, jede Hoffnung auf eine bessere Vergangenheit aufzugeben.« Ich musste für einen Moment über diesen Satz nachdenken, weil er mir so hart erschien, aber nach einigen Minuten verstand ich, wie viel Wahrheit er beinhaltete. Halten wir an Vorwürfen und Schuldzuweisungen fest, sagen wir damit gleichzeitig immer, es hätte anders sein sollen! Wir sind nicht bereit, zu akzeptieren, dass wir verletzt, verlassen oder vielleicht sogar emotional oder physisch missbraucht worden sind. Wir erhalten uns ein Stück weit die Illusion in unserem Kopf, dass, solange wir wütend, enttäuscht oder voller Vorwurf sind, die Vergangenheit sich vielleicht doch noch mal ändern wird.
Das wird sie jedoch nicht. Die Vergangenheit ist vorbei. Was du aber ändern kannst, ist deine innere Einstellung deiner Vergangenheit gegenüber. Du kannst hier und jetzt neu wählen, wie du über dich und deine Vergangenheit denken und fühlen möchtest. Du kannst dich entweder weiterhin selbst als Opfer der äußeren Umstände sehen, oder aber du machst heute den vielleicht wichtigsten Schritt deines Lebens: Du stimmst all deinen bisherigen Erfahrungen zu und gibst deine Hoffnung auf eine bessere Vergangenheit auf. Denn der Satz müsste eigentlich so weitergehen: „Zu vergeben bedeutet, jede Hoffnung auf eine bessere Vergangenheit aufzugeben und sich dafür eine erfüllte Zukunft zu schenken.“
Zustimmen und loslassen
Mit jeder negativen Erfahrung, mit jeder Verletzung, mit jedem Scheitern, mit jeder Zurückweisung, mit jedem Verlassenwerden und mit jeder Enttäuschung haben wir begonnen, uns vom Leben zurückzuziehen. Wir sind plötzlich nicht mehr ganz so lebensfroh aufgewacht wie früher, haben uns begonnen zu fragen, ob vielleicht etwas mit uns selbst nicht stimmt, und haben uns langsam in uns selbst zurückgezogen. Wir haben aufgehört zu scheinen, aufgehört, groß zu träumen, sind Kompromisse eingegangen und haben angefangen, Vorwürfe zu
sammeln und Begründungen zu finden, warum jetzt eh alles zu spät ist. Und plötzlich fühlt sich das Leben irgendwie so schwer an. Kein Wunder – bei dem Gepäck, das wir uns im Laufe des Lebens aufladen!
Gepäck in Form von Vorwürfen, Schuldzuweisungen, verletztem Stolz, unerfüllten Wünschen und zerplatzten Träumen. All diese negativen Erfahrungen packen wir nach und nach in einen riesen Koffer, den wir dann mit uns herumziehen, als wäre es das Normalste der Welt. Gern packen wir den Koffer auch bei jeder passenden Gelegenheit aus, um allen zu zeigen, wie viel Leid wir schon erfahren mussten, und dies als Begründung zu nutzen, warum wir heute nicht mehr voller Freude am Leben teilnehmen. Und obwohl es sich nicht gut anfühlt, ein Leben lang einen Koffer voller negativer Gefühle hinter sich herzuziehen und ihn wie einen Bauchladen jedem vor die Nase zu halten, sind nur die wenigsten Menschen bereit, den Koffer endlich abzustellen.
Das Leben schuldet dir nichts
Ich packte meinen Vorwurfscontainer nach der Scheidung meiner Eltern so richtig schön voll. Ich war enttäuscht und wütend aufs Leben, auf meine Eltern, auf meine Schule, auf meine Geschwister, eigentlich so ziemlich auf alles und jeden – und vor allen Dingen auf mich selbst, dass ich es einfach nicht hinbekam, glücklich zu sein. Durch die Vorwürfe gab ich meine Energie, meine Kraft und meine Power, um mein Leben erfüllt und glücklich zu gestalten, nach außen weg. Ich sendete all meine schöpferische Energie in die Vergangenheit und bekam dadurch nur noch mehr schlechte Gefühle in der Gegenwart zurück.
Ich war davon überzeugt, dass mir das Leben etwas für den Schmerz schuldete, den ich erfahren hatte, und war dadurch blind für all die Geschenke, die mir das Leben bereits gemacht hatte. Wie viele Menschen kennst du, die wegen einer schmerzhaften Erfahrung in ihrem Leben ihre komplette Gegenwart und ihre Zukunft ruinieren, weil sie emotional in diesem Moment hängen geblieben sind?
Dadurch, dass wir unsere Vorwürfe und Schuldzuweisungen nicht loslassen, lassen wir ein Ereignis, das vor fünf, zehn oder vielleicht sogar 20 Jahren passiert ist, bis heute unsere Gegenwart bestimmen. Wegen eines Moments, in dem wir verlassen, verletzt, beschimpft oder verraten worden sind, geben wir unser gesamtes Glück und unsere Zukunft auf und erleben diesen tragischen Moment immer und immer wieder. Wir bleiben in diesem Moment hängen, verschließen uns dem Leben und seiner ganzen Magie, weil wir nicht bekommen haben, was wir erwartet haben. […]
Stimme deinen Erfahrungen zu
Wenn du ein erfülltes und glückliches Leben erschaffen möchtest, ist der wichtigste Schritt, dass du aus der Opferrolle aussteigst und aufhörst, wegen eines Ereignisses, das Jahre, vielleicht sogar Jahrzehnte zurückliegt, deine gesamte Energie in der Vergangenheit zu halten und Menschen sowie dich selbst dafür zu bestrafen, dass du aus deiner Perspektive falsch behandelt worden bist. Dieser Moment ist vorbei, und du hast ihn überlebt. Der einzige Mensch, den du mit deiner Unwilligkeit zu vergeben verletzt, bist du selbst. Es ist dein Ego, was an der Verletzung festhält, während dein Higher Self schon längst Vergebung gewählt hätte. Vielleicht sind dir in deinem Leben jede Menge Dinge widerfahren, die dich verletzt haben, in denen du dich einsam und verlassen gefühlt hast. Vielleicht hast einen Menschen verloren, den du sehr geliebt hast.
Wir alle haben unsere Geschichte, und wir alle haben die Macht, unsere Geschichte ab einem gewissen Punkt umzuschreiben. Ganz egal, wie schlimm oder schmerzhaft die Erfahrung gewesen ist. Deine Zukunft ist nicht die automatische Verlängerung deiner Vergangenheit. Du kannst jetzt neu wählen und in deiner Verletzung die Möglichkeit für Heilung erkennen. Der erste Schritt dafür ist, dem zuzustimmen, was war. Denn solange du im Widerstand bist, lässt du nicht los, sondern hältst weiter an deiner Vergangenheit fest. Dieses Festhalten an deinen Vorwürfen und Schuldzuweisungen schwächt dich, und du hast keinen Raum, um Neues entstehen zu lassen. Nur wer loslässt, hat beide Hände frei.
Aus: Laura Malina Seiler „Mögest Du glücklich sein: Entdecke dein Höheres Selbst und verbinde dich mit deiner inneren Kraft“, KOMPLETT-MEDIA Verlag, 240 Seiten, 20,00 Euro.
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