Christian Ulmen findet es normal, sich als Vater genauso viel um sein Kind kümmern zu wollen wie die Mutter. Was er besonders männlich findet, hat er in einem aktuellen Interview verraten.
Ein gleichberechtigtes Paar
Es ist die Standardfrage aller Medien an Top-Managerinnen, die auch Mütter sind: „Wie bringen Sie Familie und Karriere unter einen Hut?” Erfolgreichen Männern wird sie nicht gestellt. Jedenfalls nicht im Wirtschaftsteil einer Zeitung. In der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung wird diese Frage nun immerhin im Gesellschaftsressort formuliert: Adressat ist TV-Produzent und Schauspieler Christian Ulmen. Immerhin. Seine Frau Collien Ulmen-Fernandes und er probieren seit der Geburt ihres Kindes das 50-50-Modell: Beide arbeiten, beide kümmern sich um den Nachwuchs. Christian Ulmen sagt: „Es ist ein permanentes Jonglieren.“
Der Schauspieler hat in seiner Vaterrolle einen neuen Blick auf Männlichkeit und Gleichberechtigung bekommen. Das hat er gelernt:
1) Von Gleichberechtigung profitieren alle
„Würden wir in einer Zeit leben, in der Frauen nicht arbeiten dürften, wäre meine Frau mit Sicherheit eine unglückliche Person“, sagt Ulmen. Für ihn ist ein Paar dann am glücklichsten, wenn beide sich um die Kinder kümmern können und einem Beruf nachgehen. „Ich kenne keinen Familienvater, der sagt, dass er in die fünfziger Jahre zurück will.“
2) Mütter werden angefeindet, wenn sie arbeiten – Väter nicht
Christian Ulmen muss jedoch einräumen, dass die gelebte Gleichberechtigung in seiner Familie nicht automatisch dazu führt, dass seine Frau und er gleich behandelt werden. Er erzählt, seine Frau werde in Kommentaren im Netz oder per Mail beschimpft, weil sie nicht für ihr Kind auf ihren Beruf verzichtet. Er bekommt solche E-Mails nicht – im Gegenteil.
3) Wer sich als Vater kümmert, wird dafür gefeiert
„Es ist noch immer nicht selbstverständlich, als Vater gleich viel für Kinder da sein zu wollen“, wundert sich Ulmen. Es gelte als Ausnahme und seine Frau bekomme als Rückmeldung, aber einen „besonders netten Mann“ zu haben. Er findet sich aber eher besonders normal, als Vater die Kinder genauso viel sehen zu wollen, wie eine Mutter.
4) Geschlechterstereotype nerven
Ulmen hält nichts von Rollenzuschreibungen und sagt: „Ich wäre auch als Frau ein guter Autofahrer.“ Wer zahlt im Restaurant? „Immer der, der gerade näher am Geldbeutel ist.” Und seinen Erziehungsstil beschreibt er wie folgt: „Ich tendiere zum Gluckenverhalten.“
5) Man muss gegen Machos die Klappe aufmachen
„Ich habe feigerweise überhaupt nichts gesagt“, erinnert sich der Schauspieler, als in einer Männerrunde geäußert wurde, bei dem „Gemetzel“ einer Geburt wolle man als Vater nicht dabei sein. Für Ulmen war das hingegen selbstverständlich. Genauso selbstverständlich muss es sein, dazu dann auch zu stehen.
6) Ein guter Vater sein zu wollen ist maximal männlich
Hart und diszipliniert muss man sein, um beruflich Erfolg zu haben und als echter Kerl zu gelten? Ulmen sieht diese Eigenschaften an anderer Stelle: „Ich musste nie stärker, härter, disziplinierter sein als in den letzten drei Jahren mit meiner Tochter. (…) Deshalb ist das Vater-Sein, ein Job der Hand in Hand geht mit den Männlichkeits-Attributen.“
Wie ergeht es euch?
Wir wünschen uns mehr von diesen Männern, für die es selbstverständlich ist, sich gleichberechtigt um Kinder und Haushalt zu kümmern und ihr Selbstbewusstsein auch aus der Vaterrolle ziehen. Auch wenn klar ist, dass Christian Ulmen und Collien es dank Unterstützung durch Großeltern, Au-Pair und ihr Einkommen bei der Vereinbarkeit leichter haben als viele, finden wir den Vorstoß von Christian Ulmen wichtig.
Wie macht ihr es als Väter? Teilt ihr euch alles so, wie ihr es möchtet? Könnt ihr genug Zeit mit euren Kindern verbringen?
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