Foto: Softclox

Cristina Mühle:„Chefs können von Müttern als Mitarbeiterinnen absolut profitieren”

Sie ist nicht nur eine erfolgreiche Unternehmerin mit einem Nischenprodukt, sondern hat auch noch eine Unternehmenskultur geschaffen, die besonders Mütter anzieht. Und davon profitieren beide Seiten, denn Cristina Mühle weiß die Arbeit mit ihnen sehr zu schätzen.

 

Ohne den Rückhalt im Team, wären wir nicht so erfolgreich

„Holzklapperl“, nennt sie die Holzschuhe liebevoll, die sie zur erfolgreichen Unternehmerin gemacht haben. Denn was sich niedlich anhört, ist das Produkt einer ausgeklügelten Geschäftsidee dreier Menschen, die vor der Gründung bereits lange Jahre in der Schuhbranche gearbeitet haben. Kein Wunder also, dass Softclox seine Schuhe mittlerweile in 18 Länder weltweit verkauft.

Wie die Anfänge aussahen, was in ihrem Kopf vorging, als sie kurz vor der Gründung schwanger wurde und warum sie heute sehr viele Mütter beschäftigt, das hat uns Mitgründerin Cristina Mühle erzählt.

Cristina, wie kam dir die Idee, einen Holzschuh zu
produzieren? Gibt es dazu eine persönliche Geschichte oder war das einfach eine
entdeckte Marktlücke?

„Als kleines Mädchen war ich überglücklich über
meine ersten ‚Holzklapperl’. Das besondere, luftige Tragegefühl werde ich nie
vergessen. Beruflich hatte ich mich auch schon lange Jahre mit Schuhen
beschäftigt, als mir vor gut zehn Jahren dann die Idee zu den Softclox kam. Mir
schwebten modische Holzschuhe mit einer leisen, flexiblen Sohle vor – die
perfektionierte Version meiner Kinderklapperl. Ich wollte diese Vision mit
Geschäftspartnern auf eigene Faust verwirklichen. Nach einiger Tüftelei konnten
wir dann 2006 unseren ersten Schuh auf den Markt bringen und haben voll ins
Schwarze getroffen.“

Wie hast du die Gründung finanziert? Hast du mit
Investoren gearbeitet? Und gibt es etwas, das du rückblickend lieber anders
geregelt hättest?

„Die Gründung habe ich zusammen mit meinen Partnern
selbst finanziert. Was ich heute anders machen würde? Ich denke, ich würde mehr
auf mein Bauchgefühl hören. Das habe ich in den Anfangsjahren nicht immer
getan, aber meine Erfahrung zeigt mir, dass ich damit eben auch in Bezug auf
geschäftliche Entscheidungen meistens Recht hatte.“

Welche Erfahrungen aus deiner Zeit als selbstständige
Marketing-Beraterin helfen dir auch heute noch?

„Hilfreich waren meine Kontakte in der Mode- und
Schuhbranche. Im richtigen Bereich war ich schon bestens vernetzt – zum
Beispiel habe ich über meinen damaligen Beruf auch meine späteren Softclox-Mitgründer
Andy Klautzsch und Tom Huber kennen- und schätzen gelernt. Außerdem habe ich Einblick
in die verschiedensten Unternehmensformen bekommen, was natürlich bei der
Entscheidung über die Struktur des eigenen Unternehmens hilft.“

Cristina mit ihrem Team. Foto: Softclox

Wann war dir
klar: Diese Idee geht auf?

„Ich glaubte von Anfang an unser Produkt. Die
Softclox waren ja eine Innovation, noch ohne Konkurrenz auf dem Markt. Für mich
war es wichtig, den Weg der Unternehmensgründung zusammen mit Leuten zu
gehen, die vertrauenswürdig sind und die auch eine hohe fachliche Kompetenz
mitbringen. Ich hatte das Glück, beides vereint in meinen Freunden Andy
Klautzsch und Tom Huber zu finden. In unserer kreativen und konstruktiven Zusammenarbeit
sehe ich auch einen der Gründe für unseren schnellen Erfolg als Unternehmer.“

Als du das Unternehmen gegründet hast, warst du
gerade schwanger. Wie erinnerst du dich an diese Situation zurück?

„Natürlich war das eine Herausforderung, so kurz
vor dem Start. Ich habe mich allerdings so auf meine Tochter gefreut, dass mich
die Schwangerschaft auch in der Arbeit regelrecht beflügelt hat. Ich denke,
dass meine Schwangerschaft das Unternehmen wie auch die Produkte zum Positiven
verändert haben. Mein Mann und die beiden frischgebackenen Omas haben mir
außerdem ganz wunderbar unter die Arme gegriffen.“

Ein funktionierendes Netzwerk ist in dieser
Situation sehr wichtig.

„Ja, so ist es. Ich hatte das Glück, dass mich mein
Gründer- und Vetriebsteam voll unterstützte. Ich hatte zu keinem Zeitpunkt das
Gefühl, mit dem Unternehmen alleine dazustehen. Wir hatten die Idee gemeinsam
zur Marktreife gebracht und ich konnte mir sicher sein, dass alle im Team
genauso wie ich ihr Bestes für unsere Marke geben.“

Auch unter deinen Mitarbeitern sind viele Mamas.
War das eine bewusste Entscheidung oder fragst du erst gar nicht danach im
Vorstellungsgespräch?

„Wir haben nie bewusst nach Mamas gesucht. Aber
anscheinend spricht unsere Unternehmenskultur Mütter und Frauen an, die mehr von
einem Job erwarten. Hinter der Marke stecken Werte, die auch unsere Mitarbeiter
teilen. Wichtig sind uns zum Beispiel eine nachhaltige Produktion und der
verantwortungsvolle Umgang mit unseren Ressourcen. Vielleicht überzeugt das insbesondere Mamas, weil sie an die nächste Generation denken.“

Warum ist das bei euch kein Problem, wovor sich
andere Arbeitgeber scheuen?

„Durch meine eigene Geschichte kenne ich die
Situation bestens, zwischen Familie und Job hin und her zu jonglieren. Wir sind
ein kleines, sehr flexibles Team und nehmen alle Rücksicht auf den anderen.
Ich sehe darin auch eine der Grundfesten unseres Unternehmens – ohne den
gegenseitigen Rückhalt wären wir heute definitiv nicht so weit.“

Gibt es vielleicht auch explizite Vorteile, wenn
man Mütter beschäftigt? Zumindest dürften alle die Frauen relativ
stressresistent und Multitasking-erfahren sein.

„Selbstverständlich, Mütter können sich in der
Regel sehr gut organisieren, was in stressigen Phasen im Job  die halbe Miete ist. Viele Mamas bringen
einfach eine gewisse Ruhe mit in die Arbeit. Sie sind im Leben angekommen und
wissen auch im Beruf genau, was sie wollen. Von dieser Lebenserfahrung kann ich
als Arbeitgeberin nur profitieren!“

Hast du einen Tipp/Rat für Frauen – oder auch
explizit für Mütter – die sich selbstständig machen wollen?

„Eine Unternehmensgründung ist sehr zeitintensiv.
Sucht euch von Stunde eins an Unterstützung und lernt, zu delegieren. Viele Gründer
scheitern, weil sie meinen, alles selbst machen zu müssen. Und verliert euch
selbst nicht aus den Augen – auch bei einem eigenen Unternehmen ist der Job nie
alles. Es ist wichtig, für genügend Zeit für sich selbst sorgen und für schöne
Stunden mit der Familie! Sonst hält man auf Dauer nicht durch.“

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