Foto: privat

Diese Software weiß mehr als der Chef

Ein künstliches Gehirn findet auf jede deiner Fragen eine Antwort.

 

Es ist mal wieder soweit. Gehetzt ruft der Chef aus Barcelona an. Ein spanischer Kunde will bis Ende der Woche, sein individuell gefertigtes Designersofa geliefert bekommen. Für dich heißt das, stundenlang am Telefonhörer hängen. Ausgang ungewiss.

Stopp, das brauchst du nicht. Stattdessen gibst du deine Frage ins Suchfeld ein und innerhalb kurzer Zeit hast du alle Daten und Fakten.
Die Wundersoftware dazu kommt aus der Schweiz. Anders als im Firmen-Wiki gibt’s keine (Informations)Löcher. Die bleiben dem Käse vorbehalten. „Der Nachteil vieler Systeme ist, dass Informationen wahllos abgelegt werden“, erklärt Panthea Sayah, Pressesprecherin der Starmind AG. Dabei bleibe oft unklar, welches Wissen tatsächlich benötigt wird. Mit dem neuen System seid ihr nicht davon abhängig, dass ein Kollege zufällig die richtige Information abgespeichert hat. Jede eurer Fragen geht auf direktem Weg an den Experten.

Einer weiß es immer

Hinter der neuen Technologie steckt folgende These: „Die besten Berater sind die eigenen Leute“, so Firmengründer Marc Vontobel. Wer in einem großen Konzern arbeitet, weiß aber, dass sich Mitarbeiter untereinander oft nicht kennen. Also keine Ahnung haben, dass der Kollege aus London die Frage schnell beantworten könnte. Dieses Problem will die Schweizer Software lösen. „Nutzer geben ihre Frage wie bei Google in ein Suchfeld ein“, berichtet Sayah. Also etwa ‚Was tun wenn das Telefon kaputt ist?‘ oder ‚Wie lange darf mein Beschreibungstext für Katalog XY sein?‘ Das Programm sucht dann die Kollegen, die helfen können.

Schneller als menschliches Gehirn

Klingt für dich nach Science Fiction? Aufgepasst, es wird noch besser. Das Starmind-System lernt mithilfe von künstlicher Intelligenz ähnlich wie unser Gehirn. Führt deine Firma die Software ein, erhalten du und andere Mitarbeiter fünf Fragen. Keine Sorge, ihr müsst darauf nicht antworten. Dafür angeben, an welchen Kollegen ihr euch wenden würdet. Sayah: „Von diesem Zeitpunkt an merkt sich das System jedes Frage-Antwort-Paar und die dazugehörigen Mitarbeiter“.

Keine Angst vor simplen Fragen

Angst haben, dich mit deiner Frage zu blamieren, brauchst du nicht. Denn wer die Frage stellt, ist nicht sichtbar. So kann jeder sein Gesicht wahren, egal ob Sekretär, Gruppenleiter oder Top-Manager. Der Name des Antworters ist dagegen öffentlich. „Die Hidden Champions kristallisieren sich schnell heraus“, weiß Kommunikationsexpertin Sayah. Für manchen ist die Software ein richtiger Karriere-Booster. Endlich sieht der Chef, was du wirklich drauf hast. Das Prinzip funktioniert. Aktuell liegt die Antwortrate bei 93 Prozent. Laut Sayah freuen sich Mitarbeiter, wenn das System ihnen eine Frage stellt, sie als Experte identifiziert. Innerhalb von zwei Stunden sind die meisten Probleme bearbeitet. Distanzen spielen keine Rolle mehr. So antworten zu zwei Dritteln Kollegen aus anderen Nationen.

Drei Stunden mehr Zeit

Mehrfach gestellte Fragen erkennt das künstliche Gehirn und liefert sofort die gespeicherte Antwort. Schon beim Eintippen bekommst du den ersten Lösungsvorschlag. Du fragst dich, wer prüft, ob die Antworten stimmen? Das gesamte Personal. Nach jedem Frage-Antwort-Paar darf der Fragesteller bewerten. War die Antwort hilfreich oder hat’s trotzdem nicht geklappt. Die Skala reicht von null bis fünf Sterne.
In Summe spart das drei Stunden Zeitaufwand pro Frage. Netter Nebeneffekt: Du schonst deine Nerven. Rund 30 Betriebe mit jeweils mehr als 1000 Angestellten nutzen die Vorteile der neuen Technologie bereits. Zugriff haben meist alle – vom Vorstandsvorsitzenden bis zum Praktikant. Vielleicht zieht ja auch bei euch schon bald ein künstliches Gehirn ein? Bis dahin: Gute Nerven!

Anzeige