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„Das kann ich nicht!“ – Warum andere Fähigkeiten haben, die wir nicht besitzen

Das könnte ich nicht! Ein Satz, den wir alle kennen und wahrscheinlich auch schonmal gesagt haben. Aber was steckt dahinter? Unsere Community-Autorin Antje Hirt schreibt darüber, warum wir uns dazu entscheiden, bestimmte Fähigkeiten zu haben oder eben nicht.

Jedes Können entsteht aus einem Nicht-Können

Mein ganzes Berufsleben lang höre ich immer wieder einmal den Satz: „Dass du das kannst! Ich könnte das nicht.“ Anfangs habe ich das als Floskel abgetan und nicht weiter darüber nachgedacht. Das lag wohl hauptsächlich daran, dass ich nicht so recht glaubte, dass ich etwas kann, was mein Gegenüber nicht könnte. Doch der Satz blieb. Irgendwann merkte ich dann, dass das nicht nur so dahingesagt, sondern er durchaus ernst gemeint ist  – und ich tatsächlich etwas kann, was andere eben nicht könnten.

Bleibt die Frage: Warum kann ich, was ich kann?

Grundsätzlich kommt jedes Können aus einem Nicht-Können heraus. Aber bleiben wir beim Beruf: Kaum jemand weiß, was ihn oder sie tatsächlich erwartet, wenn man sich für eine Ausbildung entscheidet – selbst der beste „Schnuppertag“ bereitet uns darauf nicht vor und nicht selten schafft das auch ein Praktikum nicht. Oft war die Entscheidung bei der Berufswahl noch nicht einmal eine eigene, sondern richtete sich stark nach den Vorstellungen der Eltern. Und dann stürzt man sich in etwas, das man eigentlich gar nicht kann. Aber wie entstehen bestimmte Fähigkeiten – und wieso können andere, was ich nicht kann?

1. Anfangen

Und dann fängt man einfach einmal an. Man macht was andere sagen, hört zu, kopiert Verhaltensweisen, eignet sich spezielles Wissen an. Man fühlt sich gewappnet, mit Rüstzeug versehen und glaubt alles bewältigen zu können, was die Welt einem so zu bieten hat. Man wagt sich selbstständiger zu agieren und macht Fehler.

2. Fehler machen

Und hier kommt dann die Entscheidung ins Spiel, denn an dieser Stelle entscheiden wir uns bewusst dafür, wie gut wir etwas können wollen. Unsere Fehler tragen dazu bei, dass wir es besser machen wollen, dass wir nochmal Anlauf nehmen. Dass wir nicht einfach machen was wir machen, um zu können, was andere nicht können – sondern wir beginnen, bewusst darüber nachzudenken, ob und wie gut wir etwas können wollen.

3. Gründe finden

Wenn wir Gründe dafür finden, warum wir etwas tun, warum wir es über längere Zeit tun und warum wir es können wollen, dann beantworten wir uns selbst die Frage, die der Satz: „Dass du das kannst! Ich könnte das nicht.“ enthält.

4. Warum machst du das? Und wie bist du so gut darin geworden?

Die Entscheidung für oder gegen etwas, kommt im Leben meist erst im zweiten Schritt. Denn das Leben bietet uns zunächst einmal den Schauplatz, eine Situation, und zwingt uns so häufig dazu, Fähigkeiten zu lernen, die andere vielleicht gar nicht so sehr brauchen – und das machen wir nahezu unbewusst.  Deshalb können wir häufig Dinge, die wir uns nicht selbst ausgesucht haben.

5. Bewunderung

Nicht zuletzt steckt Bewunderung in diesem Satz. Die Bewunderung dafür, dass wir uns entschieden haben anzunehmen, was immer das Leben uns bietet und das Beste daraus zu machen. Und genau das kann Fähigkeiten in uns wecken, von denen wir zuvor gar nichts geahnt haben.

6. Krisen meistern

Dieses Wissen hilft, wenn wir an unsere Grenzen geraten. Denn wenn wir uns bewusst sind, dass wir Einfluss nehmen können, indem wir Entscheidungen treffen, dann werden wir das auch tun. Und genau dann kann man die Kraft spüren, die in der Tatsache steckt, dass wir selbst bestimmen, welche Problemlösung zu uns passt. Es ist letztlich das Bewusstsein darüber, dass es in unserer Hand liegt, welcher Weg unserer ist – und dass wir diesen eben mit anderen Mitteln und Fähigkeiten bestreiten, als es unser Gegenüber machen würde.

Und wir werden stolz damit leben können, dass andere uns dafür bewundern, dass wir unseren Weg gehen – auch wenn sie ihn vielleicht anders gegangen wären. Aber dann wäre das ihr Weg. Es geht also letztlich nicht darum, ob man etwas kann oder nicht, sondern ob man für sich die Entscheidung trifft, dass diese Fähigkeit gar nicht so wichtig für einen ist.

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