Foto: Kapturing

Alex: „Die Verantwortung loszulassen, wird mir schwerfallen – aber auch das wird klappen“

Alex ist die Mitgründerin des Online-Magazins Très Click. Nachdem im vergangenen Jahr ihre Mitgründerin Ninon Mutter wurde, ist nun auch sie schwanger. Wir haben sie gefragt, ob und wenn ja welche Herausforderungen es mit sich bringt, wenn beide Gründerinnen innerhalb einer kurzen Zeitspanne Mutter werden.

 

„Es kommt immer anders und doch so wie es soll“

Ein Unternehmen, zwei Gründerinnen, und bald zwei kleine Kinder – als Selbstständige, die auch ein Team unter sich hat, ist Mutter zu werden häufig mit ganz eigenen Herausforderungen und Organisationsfragen verbunden. Wie das Alex Springer und Ninon Götz, die beiden Gründerinnen des Online-Magazins Très Click für sich lösen, das haben wir Alex am letzten Tag vor ihrem Mutterschutz gefragt.

Die 32-Jährige sagt, grundsätzlich gelte erstmal: „Am Besten macht man sich nicht zu genaue Vorstellungen, sondern lässt alles ein wenig auf sich zukommen.“

Alex, wie läuft’s bei euch mit Très Click? Ihr habt euch im vergangenen Jahr im Team vergrößert, richtig?

„Genau, wir sind mittlerweile zehn Leute. Wir haben uns vor allem auf den Bereich Marketing konzentriert und hier Britta Kröpke mit an Board geholt, die zuvor bei der Grazia die Beautyleitung innehatte. Sie hat eine Doppelfunktion und vermarktet fleißig, gerade auch im Bereich Beauty, wo noch ganz spannende neue Sachen bei uns passieren werden und sie ist auch stellvertretende Chefredakteurin – das war sowieso spannend für uns und wird nun mit meiner Pause natürlich noch relevanter.

Ansonsten haben wir noch einen Schwerpunkt auf Social Media gelegt und haben Isa Daur, die Schwester von der bekannten Influencerin Caro Daur, als Instagram-Expertin mit ins Team geholt. Sie arbeitet vor allem an Strategien, macht Postings und überlegt gemeinsam mit Britta, wie wir da noch weiter vorankommen können. Und wir haben Georgina eingestellt, die unsere Social-Media-Redakteurin ist und ganz viel Facebook-Live und Insta-Stories macht. Anfang des Jahres ist auch noch Mareike Freier von OK online zu uns gekommen – sie ist unsere Redaktionsleitung, und hält uns den Rücken im Alltag großartig frei, so dass wir uns mehr auf die Weiterentwicklung und Strategie von Très Click konzentrieren können. Da arbeiten wir mit Catarina von Koschitzky, unserer Digital Managerin, Tag und Nacht dran. Die Online-Welt schläft nie.“

„Gute Kommunikationsprozesse zu schaffen, ist ein Dauerprojekt“

Was ist denn die größte Herausforderung unternehmensintern, wenn das Team wächst?

„Wir sind ja wie ein D-Zug durchgestartet und dieser Zug fährt immer noch sehr schnell – Ninon und ich sind nun aber mehr hinter dem Steuer als in der Operative. Das ist schon einmal eine große Veränderung, die sich einspielen muss. Strukturen zu schaffen ist immer eine große Herausforderung, auch da Ninon und ich eher die Kreativen sind. Aber das haben wir uns angeeignet und uns Leute mit an Board geholt, die ihre Spezialgebiete haben. Das erfordert sehr viel mehr Kommunikation, was natürlich anstrengend sein kann, aber anders geht das eben nicht. Diese Kommunikationsprozesse zu schaffen, ist ein Dauerprojekt.“

Bild: Privat

„Traut euch mehr zu, das Schiff wird nicht sinken und hinterher ist man definitiv stärker als vorher.“

Es geht ja auch langsam aufs Jahresende zu – wenn du zurückdenkst, was war denn für dich als Gründerin und dich persönlich das größte Learning in 2017?

„Ehrlich gesagt hat das was mit dem Mama-Thema zu tun und mit meiner Geschäftspartnerin Ninon. Da sie im vergangenen Jahr Mutter wurde, habe ich ja ganz viele Aufgaben von ihr übernommen als sie Pause gemacht hat – etwa die verstärkte Kommunikation mit unseren Partnern. Und da habe ich gelernt, dass man vor neuen Aufgaben einfach keine Angst haben sollte, denn sie bringen einen immer weiter! Ich hatte einen großen Respekt davor, aber ich bin bin daran total gewachsen. Das wäre mein Tipp für alle: Traut euch mehr zu, das Schiff wird nicht sinken und hinterher ist man definitiv stärker als vorher.“

Wurden die Geschäftspartner eigentlich nervös, weil nun auch die zweite Gründerin Mama wird? Oder sind diese Zeiten mittlerweile vorbei?

„Nach außen hin sind sie entpannt, sie haben sich zumindest nichts anmerken lassen (lacht)! Aber seit mehreren Wochen ist Ninon wieder in der Redaktion und aus dem Home-Office zurück, es passt perfekt als hätten wir es abgesprochen. Was wir natürlich nicht haben – eine Schwangerschaft lässt sich ja nicht planen – da gehört einfach Glück dazu. Sie ist jetzt wieder halbtags da und war auch zuvor von zuhause wahnsinnig aktiv. Außerdem haben wir jetzt ja mit Britta eine weitere Ansprechpartnerin vor Ort.“

„Wir sind beide Frauen und beste Freundinnen, das ist bestimmt anders als im klassischen Konzern.“

Den „Präzedenzfall“ gab es bei euch ja schon damit, dass Ninon im vergangenen Jahr Mutter geworden. Macht es das einfacher, weil ihr schon wisst, wie ihr gewisse Dinge regelt?

„Ja, das entspannt mich total – sowohl privat als auch beruflich. Auch weil ich sie als eine Art große Schwester sehe und gesehen habe, wie sie das alles hinbekommt und sowohl für das Team und Geschäftspartner ansprechbar war als auch sich Auszeiten für sich als Mutter und ihr Kind genommen hat. Dass sie die Balance geschafft hat, was ich sehr bewundere und was man sich sicherlich hart erarbeiten muss, zeigt mir, dass es geht. Da kann ich mir einiges abgucken. Aber natürlich gilt auch: Jede Mutter und jedes Kind ist anders. Außerdem weiß ich, dass Verständnis für bestimmte Themen da sein wird. Wir sind beide Frauen und beste Freundinnen, das ist bestimmt anders als im klassischen Konzern.“

Hast du schon geplant, wie lange du in Elternzeit gehen möchtest?

„Der Plan ist, ein halbes Jahr komplett rauszugehen und ab dann wieder einen Tag pro Woche im Büro sein zu können. Aber erreichbar für wichtige Absprachen bin ich wahrscheinlich schon wieder nach etwa acht Wochen. Doch ich wünsche mir auch, dann bald wieder physisch im Büro anwesend zu sein, da ich merke, dass das mein Team auch braucht.“

Wie löst du das für dich, dass du bald zwei Babys hast – Très Click und dein eigenes. Kannst du da gut loslassen oder stehen die Chancen gut, dass es dir eher schwerfallen wird, dich erstmal zurückzuziehen?

„Ja, diese Chancen stehen sehr gut!“ (Lacht)

Hast du da denn eine Strategie?

„Sehr gute Frage. Ich würde jetzt zu gerne eine sehr schlaue Antwort darauf geben, aber die gibt es vielleicht nicht. Ich habe nun auch den Sonderfall, dass ich die letzten eineinhalb Jahre die Hauptverantwortliche im Büro war und auch unser tolles Team noch kleiner war. Da loszulassen, fällt sicher noch einmal schwerer. Aber ich glaube, ich werde das doch gut hinbekommen. Ich habe auch das Glück, dass mein Mann sehr involviert sein wird und sein will und drei Monate Elternzeit nimmt. Zum Glück hat sein Arbeitgeber auch toll auf seinen Wunsch reagiert, das ist im Journalismus ja auch nicht immer so, und zusammen können wir das wuppen.

Wir haben leider keine Großeltern vor Ort, aber versuchen das so zu gestalten, dass er dann auch in Zukunft zumindest an manchen Tagen vielleicht etwas flexibler arbeitet. Aber den komplett Masterplan gibt es noch nicht – das kommt auch darauf an, wie das Kind drauf ist und was es braucht. Wenn es so drauf ist wie wir, wird es viel essen und schlafen (lacht).“

„Im Grunde lasse ich alles einfach auf mich zukommen.“

Hast du noch einen Tipp, wie man (als Selbstständige) entspannt durch die Schwangerschaft kommt?

„Ja, ich glaube die beste Idee ist, von nichts eine zu genaue Vorstellung zu haben. Also ich habe mir weder versucht vorzustellen, wie ich als Schwangere aussehen werde, wie ich mich fühlen werde und ich habe auch keine genaue Vorstellung von der Geburt. Ich habe Freundinnen, die wollten unbedingt eine natürliche Geburt und es kam anders und andersherum genauso. Die Natur macht einfach, was sie will und wenn man offen auf sie zugeht, dann wird man auch nicht enttäuscht. Das habe ich sowieso im Leben gelernt: Es kommt immer anders und doch so wie es soll. Ich versuche einfach über alles, was mich beschäftigt, offen zu reden, etwa, dass ich großen Respekt vor der Geburt habe. Aber im Grunde lasse ich alles einfach auf mich zukommen.“

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