Warum zweifelte sie an sich? Was hat sie vor, was will sie ändern? Die Schauspielerin Lena Dunham traf Hillary Clinton für ein Interview und erfuhr dabei, was Clinton in ihren 20ern bewegte.
Zwei Frauen mit Charakter
Lena Dunham, die wir eigentlich aus der Serie „Girls“ kennen, sitzt auf der einen Seite. Hillary Clinton ihr gegenüber. Während die Schauspielerin mit einem Karo-Kleid, ihrem Tattoo auf dem Oberarm und dem Kurzhaarschnitt eher „casual“ auftritt, überstrahlt die Präsidentschaftskandidatin die Szene mit einem royalblauen Hosenanzug. Die Haare, Welle um Welle perfekt gestylt, der Schmuck und das Outfit aufeinander abgestimmt.
Im Hintergrund stehen Stative, die Kameraausrüstung liegt kreuz und quer im Studio herum. Als wäre das nicht schon Stilbruch genug, ziert den Boden ein orientalisch angehauchter Teppich. Eine komische Konstellation, könnte man jetzt denken – stimmt! Aber dafür auch umso interessanter: Denn bei der Zusammenkunft der beiden Frauen treffen zwei Generationen aufeinander, die aus ganz unterschiedlichen Welten stammen. Lena Dunham gilt als „Stimme ihrer Generation“, Hillary Clinton will diese jungen Frauen erreichen. Das Interview hat Dunham dann heute exklusiv über ihren „Lenny-Letter“ versandt.
„Natürlich hatte ich in meinen 20ern Zweifel“
Lena Dunham befragte Hillary Clinton nicht nur über ihre politischen Pläne, sondern auch über die Dinge, die sie als junge Frau umtrieben. Ihre politische Biografie kennen wir: Von 1993 bis 2001 spielte sie an der Seite ihres Ehemannes Bill Clinton die Rolle der First Lady, im Jahr 2008 stellte sie sich selbst zur Präsidentschaftswahl, unterlag bei den Vorwahlen jedoch Obama. 2016 nimmt sie nun den zweiten Anlauf. Eine Frau mit starkem Willen, das ist klar. Doch auch sie plagten in ihren 20er Jahren, wie sie Dunham im Interview erzählt, jede Menge Unsicherheiten: Möchte ich den einen jungen Mann wirklich daten, wenn er doch bald nach Arkansas geht? Ist es wahrhaftig in meinem Sinne, die „Law School“ zu besuchen? Kann ich mir vorstellen, einen Mann zu heiraten, der Präsident von Amerika werden will?
Letztlich beantwortete sie all diese Fragen mit Ja. Zwar nahm sie den Heiratsantrag von Bill Clinton erst – das wussten wir vorher auch noch nicht – beim dritten Anlauf an, bereut habe sie es jedenfalls nicht.
„Meine 20er waren nachhaltig prägend, aber keinesfalls ein gerader Weg.“
Sie habe sich davor gefürchtet, neben Bills Persönlichkeit ihre eigene Identität oder gar sich selbst zu verlieren. Es sei eine Phase der Ambivalenz gewesen, und der Sorge, dass sie nicht gewusst habe, wer sie sei oder was sie machen würde, wenn sie jemanden heiratet, der einen Weg bestreitet, über den er sich ganz klar war.
Eine Frau wie wir: Hillary Clinton. Quelle: Lennyletter | Politico
Hätte ihr jemand während ihrer 20er vorhergesagt, dass sie einen Mann aus Arkansas heiraten, dort hinziehen, Jura an der Universität unterrichten und ihre einzige Tochter großziehen würde, so Clinton weiter, hätte sie es nicht geglaubt. Sie hätte niemals in Erwägung gezogen, dass genau das eintrifft.
Was will Clinton verändern?
Als eines der größten Probleme für junge Menschen sehe sie die Studienkredite sowie die damit verbundenen Zinsen, so Clinton. Diese seien kontraproduktiv und hielten die jungen Leute davon ab, ihre eigenen Träume zu verwirklichen. Zum anderen stellte Clinton das Thema Polizeigewalt heraus und sagte, man müsse man die Beziehung zwischen den Schwarzen und den Polizeikräften verbessern. Da die Polizisten unterschiedlicher Herkunft seien und verschiedene Hintergründe haben, sei es nicht nur eine Angelegenheit zwischen schwarz und weiß, so Clinton. Es sei eine Frage, wie die Kraft genutzt werde, wie die Strafverfolgung in den USA ausgerichtet sei und mit welcher Mentalität Polizisten in ihren Joballtag verfolgen würden.
Feministin? Klar!
Clinton ist eine Frau, die sich nicht einschüchtern lässt, weder von der Karriere ihres Mannes, dem Skandal noch ihren Kritikern. Sie nimmt einen zweiten Anlauf und hat ein klares Ziel vor Augen: Sie will die erste Präsidentin der Vereinigten Staaten werden. Ob sie sich denn selbst als Feministin sehen würde, fragte Dunham .
„Auf jeden Fall. Ich bin immer ein bisschen verdutzt, wenn eine Frau, egal welchen Alters, aber vor allem eine junge Frau, etwas sagt wie ,Ja, ich glaube an Gleichberechtigung, aber ich bin keine Feministin‘.“
Aber das, so Clinton, wäre ja genau die Definition. Sie hoffe, dass Frauen keine Angst mehr haben, den Begriff für sich zu nutzen. Es bedeute ja nicht, dass man Männer hasse.
Natürlich ist es eine wichtige Frage, wie viel des Interviews Teil einer Inszenierung ist, und wie viel Ehrlichkeit Hillary in das Gespräch einbrachte. Denn Wahlkampf ist Wahlkampf und da wird jeder Schritt einer Kampagne geplant. Während Lena Dunham, so nehmen wir an, in Clinton vor allem eine inspirierende Frau sieht, interessiert mich jedoch: Was sieht Clinton? Wittert sie hier vor allem die Chance, bei ihrer Zielgruppe Sympathiepunkte zu sammeln? Wirken ihre Worte nur ehrlich – und sind in Wahrheit haarklein durchdacht – oder sind sie es wirklich? Hat sie womöglich auch Dinge von Lena Dunham gelernt? Und was sind ihre nächsten Schritte, um die Millennial-Generation zu erreichen – jenseits der Girls-Fans?
Wenn ihr das gesamte Interview lesen wollt, müsst ihr hier den Lennyletter abonnieren: Ein Newsletter über Feminismus, Politik, Style & Co. Von Lena Dunham höchstpersönlich!
Den Trailer des Interviews seht ihr hier.
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