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Trockener Mund und zittrige Stimme? Mit diesen Tipps meistert ihr jeden Vortrag

Es liegt dir einfach nicht, vor Publikum zu sprechen? Quatsch mit Soße, findet Community-Autorin Anke und teilt ihre Tipps für einen sicheren Auftritt als Speakerin.

 

Lampenfieber ist nichts schlechtes

Ein gewisses Maß an Lampenfieber gehört zu jedem Auftritt dazu, denn durch den Hormoncocktail werden wir aufmerksam und bekommen eine Portion Energie sozusagen frei Haus von der Natur geliefert. Wenn es Dir aber so wie mir geht, dann kann dieser Hormoncocktail je nach Anlass manchmal auch über das Ziel hinaus schießen und zu Tunnelblick, Steifheit im Körper, flacher Atmung, Schwitzen, zittriger Stimme oder einem Blackout führen. Unangenehm, oder?

Einfache Übungen helfen

Doch es gibt Möglichkeiten, diese unerwünschten Begleiterscheinungen zu reduzieren. Versuche zum Beispiel, kurz bevor Du auf die Bühne gehst, ein paar Mal tief zu seufzen. Am besten funktioniert das, indem Du es wirklich laut machst – vielleicht auf der Toilette? Aber auch stimmlose Seufzer dazu, dass die üblicherweise einsetzende Flachatmung wieder nach unten rutscht.

Für manche ist auch folgende Übung wirkungsvoll: Stelle Dich vor eine Wand und versuche diese kräftig mit beiden Händen weg zu drücken. Dabei kommt die Kraft aus dem unteren Bauch. Hierbei sind auch Stöhnen und Seufzen erwünscht – falls die Räumlichkeiten das zulassen natürlich.

Du kannst dem Publikum so viel bieten

Ich kombiniere diese beiden Dinge dann zusätzlich gerne noch mit der Vorstellung, dass ich gleich dem Publikum ein Geschenk überbringen darf. Ich habe es vorher sorgfältig ausgesucht und eingepackt. Und ich darf es gleich endlich dem Publikum überreichen, worauf ich mich schon seit Tagen und Wochen freue. Ich bin so gespannt auf die Freude in ihren Gesichtern, denn ich weiß genau, dass sie damit nicht gerechnet haben!

Kontakt aufbauen und halten

Das Wichtigste bei jeder Darstellung auf der Bühne ist der Kontakt zum Publikum – und zwar der echte Kontakt von Mensch zu Mensch. Wie oft schleichen wir uns auf die Bühne und verpassen die Chance, direkt am Anfang diesen Kontakt herzustellen? Die Menschen im Publikum wollen Dich als Mensch sehen und auch den Eindruck bekommen, dass sie von Dir gesehen werden. Jede inhaltlich noch so gute Rede wird langweilig, wenn wir uns nicht zeigen und das Publikum nicht wirklich erreichen.

1. Blickkontakt

Egal, ob Du das Publikum erkennst oder es durch die Lichtverhältnisse und die Scheinwerfer auf der Bühne für Dich nur als schwarzes Loch erscheint: Hier sitzen echte, einzelne und individuelle Menschen. Beachte dies bei jedem Blickkontakt, den Du mit Deinem Publikum eingehst. Im Alltag hast Du bereits ein feines Gespür dafür, wie lange Du einem Fremden in die Augen schauen kannst, um ihn zu begrüßen, so dass es für beide angenehm ist. Dies ist auf einer Bühne nicht anders. Schaue immer mal wieder einzelne Menschen gezielt an – direkt, offen und ehrlich. Das Publikum erkennt dies sofort und fühlt sich als Ganzes angesprochen, auch wenn Du immer nur eine Einzelperson im Blick hast.

2. Heiße das Publikum willkommen

Bevor Du mit Deiner Rede startest, solltest Du den ganzen Raum einmal begrüßen, indem Du Dir je eine Person in der Mitte, am linken Rand und am rechten Rand aussuchst und diese mit dem unausgesprochenen Gedanken ansprichst: „Schön, dass Du da bist!“ Dies führt dazu, dass Du von Anfang an das ganze Publikum einbeziehst und Dir gleichzeitig des gesamten Raums bewusst wirst. Oft verleitet nämlich unser Tunnelblick dazu, dass wir nur noch auf das eigene Papier, über das Publikum hinweg oder auf die Mitte der ersten Reihe starren. Die Öffnung der Aufmerksamkeit auf den gesamten Raum weitet dagegen unsere Wahrnehmung und das Publikum fühlt sich zu einem echten Dialog eingeladen.

3. Vertraue auf dein Können

Mache unbedingt genügend Sprechpausen in Deinem Vortrag. Bedenke, dass das Publikum sich nicht in der Intensität mit dem Inhalt befasst hat wie Du. Du bist Expertin für den Inhalt – und dieser kommt kraftvoller und wirkungsvoller rüber, wenn das Publikum zwischendurch immer wieder Zeit bekommt, Deine Aussagen zu verdauen. In einem persönlichen Gespräch bekommst Du oft von Deinem Gesprächspartner eine Quittierungsreaktion, dass er Dir folgen konnte. Auf der Bühne wirst Du diese wahrscheinlich eher nicht erhalten – und dennoch ist es wichtig, den Menschen dafür innerlich die Zeit zu geben. Nutze diese Zeit dafür, den Blickkontakt, wie in Punkt zwei beschrieben, wieder aufzunehmen und schaue gezielt 2-3 Menschen verteilt auf den Raum direkt in die Augen.

Umgang mit dem Mikrofon

Mikrofone können manchmal ganz schön verstörend wirken, wenn man nicht allzu viel Erfahrung mit ihnen hat. Die eigene Stimme verstärkt im gesamten Raum zu hören, wirkt oft befremdlich. Falls Du also nicht so viel Erfahrung mit Verstärkung hast, dann empfehle ich Dir, dies vorher zuhause mal auszuprobieren um Dich daran zu gewöhnen. Dafür reichen ein Computer, ein paar Boxen und ein preiswertes Handmikrofon.

1. Headset

Zum einen kann es sein, dass Du ein Headset bekommst. Dies ist die unkomplizierteste Technik für Dich, da Du beide Hände frei hast und der Abstand zum Mund fest eingestellt ist. Frage nach, ob Du vor der Veranstaltung einen kurzen Soundcheck machen kannst, damit dieser Abstand für Deine Stimme auch passend ist. Falls es einen Tontechniker gibt, sprich ihn am besten vor der Veranstaltung schon an, stelle einen guten Kontakt her und bitte ihn, ggfs. während Deiner Rede von seinem Pult aus nachzusteuern.

2. Pultmikro

Falls Du vor einem Rednerpult mit fest montiertem Mikro sprichst, dann hat das zwar ebenfalls den Vorteil, dass Du Deine Hände frei hast, allerdings solltest Du dann sehr darauf achten, dass Du mit dem Kopf möglichst im gleichen Abstand zum Mikro bleibst. Für das Publikum ist es nämlich sehr unangenehm, wenn Deine Stimme immer wieder verschwindet oder sie plötzlich zu laut wird. Stelle Dir das Mikro zunächst auf die richtige Höhe ein (auf den Mund gerichtet; nicht auf Hals oder Stirn…), versuche in den ersten Sätzen heraus zu finden, was der richtige Abstand ist – und bleibe dabei. Falls Du jemanden dabei hast, der Dir Zeichen geben kann vom Publikum aus, dann überlegt gemeinsam ein Handzeichen, welches diese Person macht, falls Du Dich zu weit oder zu nah positioniert hast. Manche fragen auch einfach das Publikum, ob sie gut hörbar sind – allerdings kann das je nach Anlass passend sein oder nicht.

3. Handmikro

Solltest Du ein Handmikro bekommen, dann gilt hier oft die Regel: Nimm es näher an den Mund als Du glaubst! Diese Mikros, egal ob mit Kabel oder kabellos, funktionieren nach dem sog. dynamischen Prinzip und haben den Vorteil, dass der Nutzer den Abstand selber regulieren kann. Spricht man also leiser, kann das Mikro näher herangeführt werden – wird Deine Rede lauter, solltest Du den Abstand etwas vergrößern, damit Deine Zuhörer nicht vom Stuhl fallen. Wichtig ist außerdem, dass Du mit einem Handmikro nicht vor die Boxen trittst oder es in Richtung Boxen hältst, denn dann kann der für alle unangenehme, laute Rückkopplungseffekt entstehen. Grundsätzlich braucht der richtige Umgang mit Handmikros am meisten Erfahrung, so dass es sich eventuell sogar lohnt, sich für zuhause eins zu kaufen und damit zu experimentieren. Handmikrofone sind bereits relativ günstig zu bekommen.

Die Stimme richtig pflegen

Oft werde ich gefragt: „Anke, was kann ich tun, damit meine Stimme freier und nicht so piepsig klingt?“ Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es dabei nicht nur um die Stimme an sich geht, sondern dass dies meistens damit zusammenhängt, dass durch die Aufregung die Atmung flach wird und nach oben rutscht. Im Körper entstehen Spannungen, so dass die Luft nicht mehr frei fließen kann und die Stimme dünn wird. Neben den bisherigen Tipps gegen Aufregung hilft dann auf der Bühne folgendes:

Stelle Dir vor, Du hast einen Dino-Schwanz. Dieser ist richtig dick und schwer und Du kannst Dich zwischendurch immer wieder darauf setzen. Wenn Du dies, zum Beispiel in Deinen kurzen Sprechpausen, immer wieder machst, rutscht Deine gefühlte Körpermitte automatisch wieder nach unten und bekommst Du die Erdung und Entspannung innerhalb von ein bis zwei Sekunden wieder, die für den kraftvollen Ausdruck Deiner Stimme so wichtig ist.

Geheimtipp: Lax Vox

Last, but not least verrate ich Dir an dieser Stelle noch meinen besten Tipp, den ich Dir für Deine Stimme geben kann: Lax Vox. Diese Technik sieht lustig aus, weil man mit einem dicken Strohhalm / Schlauch in eine Flasche blubbert – allerdings ist es nach meiner Erfahrung die allerbeste Methode, um die Stimme zu pflegen und für einen Auftritt vorzubereiten. Seitdem ich diese Methode selber anwende, kenne ich keine Heiserkeit mehr und kann mich zu hundert Prozent auf meine Stimme verlassen.

Habt Ihr noch mehr Tipps und Tricks? Was hat sich für Euch bewährt? Teile gerne Deine Erfahrungen im Kommentar.

Dieser Artikel ist zuerst auf www.anke-beeren.de erschienen. Wir freuen uns, dass wir ihn auch hier veröffentlichen dürfen.

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