In seiner Golden-Globe-Rede hat Ryan Gosling einem einzigen Menschen gedankt: seiner Frau – der Grund ist einerseits wahnsinnig schön, andererseits auch ziemlich ernüchternd.
„Wenn es dich nicht gäbe, hätte ich das nicht machen können“
Die diesjährigen Golden Globes stehen vor allem im Zeichen der wunderbar schlauen Meryl Streep, die sich in einer starken Rede gegen Trump wendete und daran erinnerte, wie gefährlich der Machtmissbrauch eines Einzelnen für uns alle sein kann. Aber auch ein anderer tut sich mit einer besonderen Rede hervor: Ryan Gosling. In seiner Dankesrede für die Auszeichnung als bester Darsteller mit dem Abräumer des Abends, dem Musical Film „La la Land“, wendete er sich an eine einzige Person: seine Frau Eva Mendes. Was er ihr zu sagen hatte? Nicht weniger, als dass er nur machen kann, was er macht und all die Erfahrungen sammeln darf, weil sie ihm Zuhause den Rücken freihält. Und genau dafür wollte er ihr an diesem Abend danken:
„I just would like to try and thank one person properly and say that while I was singing and dancing and playing piano and having one of the best experiences I’ve ever had on a film, my lady was raising our daughter, pregnant with our second and trying to help her brother fight his battle with cancer. If she hadn’t have taken all that on so that I could have this experience, it would surely be someone else up here other than me today.”
Einerseits ist es großartig, dass er sie und ihre Arbeit Zuhause (denn ja, Familienarbeit ist richtige Arbeit) so honoriert, dass er nicht seinen Kollegen dankt, die mit ihm diesen Film zu dem gemacht haben, was er eben geworden ist, sondern seiner Frau, ohne deren Hilfe es ihm gar nicht möglich gewesen wäre, die Rolle anzunehmen und sich so in seine Arbeit hinein zu schmeißen. Das ist wunderbar und eine wichtige Message an alle Frauen und Männer da draußen, die ihren Partnern den Rücken freihalten – also die unbezahlte Familienarbeit machen, die das Rentenkonto nicht interessiert.
Andererseits muss man aber eben auch sagen, dass es ernüchternd ist, dass es ohne diesen Support, diese Aufteilung in einer Partnerschaft noch immer nicht geht. Einer muss in seine berufliche Entwicklung in der Regel hintenanstellen, um eine Familie am Laufen und zusammenzuhalten. Sogar in Ehen, wo das Einkommen für die Entscheidung, wer wie viel arbeitet und Zuhause auf die Kinder aufpasst, nun wirklich keine Rolle spielt. Vereinbarkeit? Ganz gleich ob in Buxtehude Ost oder in Hollywood, ist das noch immer Wunschdenken. Und hier geht es nicht darum, dass es nicht schön ist, und eine richtige sowie tolle Entscheidung, für seine Kinder Vollzeit da zu sein, wenn man den Wunsch danach verspürt. Sondern es geht darum, dass zwei arbeitende Eltern ein Kraftakt sind, ein Spagat, der kaum möglich ist – und wieder einmal die Frau die Person ist, die ihre Ambitionen hinten anstellt. Und das in 2016.
Nichtsdestotrotz: Danke, Ryan! Dein Dank ging an die richtige Person raus!
Artikelbild: Rafi Asdourian | Wikimedia Commons | CC by 2.0
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