Foto: Unsplash

Nein, nicht jede Frau kann die Zeit der Schwangerschaft genießen

Alle schwärmen von dem unglaublich tollen Gefühl, schwanger zu sein. Aber was ist, wenn die Schwangerschaft nicht als schön empfunden wird, man sich einfach nur wünscht, dass es vorbei ist?

 

Endlich schwanger! Doch dann…

Alle schwärmen von dem unglaublich schönen Gefühl schwanger zu sein, das Netz ist voller Tipps zur Verewigung der Schwangerschaft und in jeder Anzeige strahlen Frauen mit runden Bäuchen um die Wette.  Aber was ist, wenn die Schwangerschaft nicht als schön empfunden wird, man sich einfach nur wünscht, dass es vorbei ist und man nicht vor Glückseligkeit strotzt? Denn genau so ist es mir ergangen. Aber von vorne:

Ich bin in einer glücklichen Beziehung mit einem außergewöhnlichen Mann, ohne Statusansprüche und Karriere-Egoismus. Ich habe einen Job, der mir Spaß macht und mich jeden Morgen gerne aufstehen lässt. Hobbys, die mich fordern und körperlich auslasten. Und dann kam der Wunsch nach einem gemeinsamen Kind.

Die Schwangerschaft lies länger auf sich warten als meine Geduld es mir erlaubt hätte und dennoch lag alles im absolut normalen Rahmen. Welch ein Gefühl, den positiven Test dann in den Händen zu halten – und ich war schon seit knapp sieben Wochen schwanger!

Am Anfang steht die Qual

Das schöne Gefühl wurde jedoch schnell getrübt. Da ich bei der nächsten Dienstreise merkte, dass mir diese bereits im jetzigen Stadium der Schwangerschaft zu anstrengend ist, habe ich das Gespräch gesucht. Und so schon in der achten Woche meinem Chef meine Schwangerschaft anvertraut. Er hat sich wahnsinnig gefreut, auch wenn ihm bewusst war, was damit auf ihn, auf die Abteilung zukommt. Und dennoch – ohne dieses Vertrauen wäre es nie möglich gewesen – mich absolut unterstützte und es vor allem für sich behalten hat.

Bereits am nächsten Tag erwischte mich die Übelkeit und sie sollte zehn Wochen anhalten. Zehn Wochen, in denen ich nicht arbeiten, teilweise tagelang nichts essen oder trinken konnte, die jegliche Kraft aus meinem Körper gezogen haben und in denen ich dreimal, irgendwann schon sehnsüchtig darauf wartend, im Krankenhaus wieder aufgepäppelt werden musste. So früh wollte ich eigentlich nicht alle Hebammen, Schwestern und Ärzte kennenlernen.

Währenddessen rückte unser Hochzeitstermin – extra in den fünften Monat gelegt, da diese Zeit die schönste der Schwangerschaft sein soll – immer näher. Wir waren schon kurz davor alles abzusagen, als sich knapp zwei Wochen vor der Hochzeit endlich Besserung zeigte. Und so war mir auf meiner Hochzeit „nur“ zwei Stunden so übel, allerdings so sehr, dass ich meine eigene Hochzeit fast verlassen hätte.

Schöne Kugelzeit: was meinen alle damit?

Damit sollte das Schlimmste überstanden sein und ich endlich die Schwangerschaft genießen können. Soweit die Theorie. Zwar plagten mich zum Glück keine weiteren körperlichen Beschwerden, dafür war jegliche Kraft, jegliche Fitness verschwunden. Selbst die paar Treppen in unserer Galeriewohnung ließen mich schnaufen als ob ich gerade einen 5.000er besteigen würde.

Es begann für mich die psychische Qual des Nicht-Mehr-Könnens. Bin ich vor der Schwangerschaft noch viel beim Wandern und Klettersteigen in den Bergen unterwegs gewesen, war Gleitschirmfliegen oder im Winter snowboarden, brachte mich nun jeder kleine Anstieg außer Atem. Während um mich herum meine Freunde ihr Leben weiterführten, weiter jedes Wochenende unterwegs waren und Gipfel bestiegen, spürte ich zum ersten Mal seit langem wieder Neid. Von Schwangerschaft genießen keine Spur. Stattdessen Tage zählen bis es endlich vorbei ist und ich hoffentlich bald wieder sportlich aktiv sein kann.

Glücklicher Zwerg, bedrückte Mama

Während all dieser Wochen fühlte sich unser Zwergerl pudelwohl. Ob wilde Purzelbäume schlagend, während ich über der Schüssel hing oder kräftig tretend, um mich aus meiner Missmutigkeit zu reißen. Und doch reichte dies nicht, um die Schwangerschaft als schön zu empfinden. Ich vermisse keinen Tag dieser Schwangerschaft und mir graut es bereits vor der nächsten.

Vielleicht liegt es daran, dass ich vorher so aktiv war und mir durch die Übelkeit schlagartig der Boden unter den Füßen weggerissen wurde. Vielleicht bin ich auch einfach nicht der Typ, der es sich in diesem Gefühl des Schwangerseins gemütlich machen kann. Vielleicht ist für mich eine Schwangerschaft einfach nur das „notwendige Übel“ auf dem Weg zum Kind. Ich bin gespannt, wie es mir bei der nächsten geht und hoffe, nicht wieder mit solch einer Übelkeit kämpfen zu müssen. Vielleicht kann ich dann die Schwangerschaft doch genießen?

Mehr bei EDITION F

Schwanger. Wie sag ich’s meinem Chef? Weiterlesen

Postpartale Depressionen: Warum viele Frauen die Symptome ignorieren. Weiterlesen

Warum mir jede neue Schwangerschaft im Freundeskreis einen Stich versetzt. Weiterlesen

Anzeige