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So beeinflusst eure Kindheit eure Karriere

Wie viel Einfluss hat unsere Kindheit auf unser späteres Leben? Business Insider gibt einen Überblick über wissenschaftlich belegte Zusammenhänge.

So viel Einfluss haben die ersten Jahre

Ihr habt keinen Schulabschluss, keinen Partner und nur miese Jobs? Daran seid gar nicht ihr selbst Schuld, sondern die Menschen und Umstände, die ihre Kindheit geprägt haben. Das sagt zumindest die Forschung.

Worauf ihr bei euren eigenen Kindern achten könnt, verraten euch diese wissenschaftlich belegten Punkte, die Drake BaerRachel Gillett und Carolin Ludwig für unseren Partner Business Insider zusammengefasst haben.

Kinder, die schon im Kindergarten eine hohe Sozialkompetenz besitzen, besuchen eher eine Hochschule und bekommen eher eine Vollzeitstelle

Wissenschaftler der Universität von Pennsylvania und der Duke Universität haben in einer gemeinsamen Studie herausgefunden, dass die Sozialkompetenz im Kindergartenalter eine wichtige Rolle für die spätere berufliche Karriere spielt. Heißt: Kinder, die schon in diesem zarten Alter mit anderen zusammenarbeiten und deren Gefühle nachvollziehen können, besuchen später häufiger eine Hochschule und haben mit 25 Jahren häufiger einen Vollzeitjob. Die Kindergartenkinder, die das nicht können, werden später hingegen häufiger verhaftet, bekommen ein Alkoholproblem oder müssen Sozialhilfe beantragen.

Kinder, die ihre Eltern nachmachen, sind später etwas aufgeschlossener

Seine Eltern zu kopieren, zeugt nicht von mangelnder Kreativität, sondern von Intelligenz. Als Kind versteht man oft nicht, was die Eltern da machen. Wenn man es aber trotzdem nachmacht, ist man bereit zuzugeben, dass manche Dinge einem verborgenen Zweck dienen, den man selbst nicht kennt. Das meinen zumindest Wissenschaftler der KwaZulu-Natal Universität in Durban, Südafrika. Mit dieser Einstellung steht man auch als Erwachsener Neuem aufgeschlossener gegenüber.

Mädchen mit berufstätigen Müttern schaffen es eher in eine Führungsposition und verdienen mehr Geld

Vor allem für Mädchen sind die Mütter ein starkes Vorbild. Studien der Harvard Business School haben gezeigt, dass Mädchen mit berufstätigen Müttern eher einen höheren Schulabschluss machen und im Berufsleben eher eine Führungsposition einnehmen. Sie verdienen laut der Studie außerdem auch 23 Prozent mehr Geld als Mädchen, deren Mütter Hausfrauen waren.

Jungs, die eine berufstätige Mutter haben, helfen mehr im Haushalt und bei der Erziehung mit, wenn sie selbst Väter sind

Die Harvard-Studie aus Punkt vier hat auch untersucht, wie sich eine berufstätige Mutter auf Jungs auswirkt. Wenn diese Jungs einmal selbst Väter sind, verbringen sie pro Woche siebeneinhalb Stunden mehr Zeit mit der Kindererziehung und arbeiten 25 Minuten mehr im Haushalt mit als Jungs, deren Mütter zu Hause blieben, um sich um Küche und Kinder zu kümmern. Die Vermutung liegt nahe, dass sie hier dem Vater nacheifern, der von der arbeitenden Mutter sicher kräftig im Haushalt eingespannt wurde.

Kinder, die in der Schule cool sein wollen, bekommen als Erwachsene öfter Probleme

Rauchen, Alkohol trinken und Partys feiern ist als Teenager unheimlich cool. Rückblickend als Erwachsener aber vielleicht nicht mehr so sehr. Denn wer sein Teenageralter so „genießt“, hat mit Anfang 20 öfter Probleme mit Alkohol, Drogen und Kriminalität, sagen Wissenschaftler der Universität von Virginia.

Kinder, die in armen Verhältnissen aufwachsen, haben ein schwächeres Arbeitsgedächtnis

Wissenschaftler der Universität von Oregon haben herausgefunden, dass ein niedriges Einkommen der Eltern mit einem schlechteren Arbeitsgedächtnis der Kinder korreliert (das Arbeitsgedächtnis ist in etwa wie das Kurzzeitgedächtnis, ist wissenschaftlich aber leicht anders definiert). Kinder, die aus armen Familien stammen, können sich weniger Dinge gleichzeitig merken, als Kinder aus besser gestellten Familien.

Kinder, die viel Gewalt im Fernsehen sehen, verhalten sich als Erwachsene selbst eher aggressiv

Gewalt in den Medien ist ein Auslöser für Gewalt im echten Leben. Da sind sich Forscher der Universität von Michigan sicher. Und mit ihnen auch der öffentliche Gesundheitsdienst der USA, das nationale Institut für psychische Gesundheit, die Vereinigung amerikanischer Psychiater und die Vereinigung amerikanischer Mediziner (das sagt, zum Glück, aber noch nichts über Ballerspiele aus).

Kinder, die früh Rechnen lernen, können besser lesen

2007 haben Forscher 35.000 Kinder im Vorschulalter untersucht und herausgefunden, dass Kinder, die bereits ein grundlegendes Zahlenverständnis besaßen, auch beim Lesen von Texten besser abschnitten als der Durchschnitt. Tja.

Kinder, deren Eltern Drogen konsumieren, sind später selbst sehr strenge Eltern

Wenn Kinder den Alkohol- oder Drogenmissbrauch ihrer Eltern miterleben, werden sie überraschenderweise nicht selbst süchtig. Stattdessen versuchen sie, zum Vorbild für die Eltern zu werden und diese zu „erziehen“. Auch wenn diese Kinder später selbst Eltern werden, sind sie sehr streng und überfürsorgliche, sagen Experten aus Portland.

Kinder, deren Mütter einen Hochschulabschluss besitzen, machen diesen wahrscheinlicher auch selbst

Wissenschaftler der Universität von Michigan haben 2014 untersucht, wie sich der Bildungsgrad der Mutter auf die Kinder auswirkt. Ihr Ergebnis: Wenn die Mutter einen Hochschulabschluss besitzt, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass auch die Kinder eine Hochschule besuchen und dort einen Abschluss machen. Hat die Mutter keinen Hochschulabschluss, machen die Kinder hingegen wahrscheinlich nicht einmal das Abitur.

Kinder, die gemobbt werden, haben es auch als Erwachsene schwer

Britische Wissenschaftler haben Kinder ab ihrem 7. bis zu ihrem 50. Lebensjahr begleitet und dabei festgestellt: Wer als Kind gemobbt wird, kämpft im Erwachsenenalter eher mit Depressionen und Angstzuständen, hat mehr Probleme in der Partnerschaft, erreicht einen geringeren Bildungsgrad und verdient weniger.

Babys, die viel fernsehen dürfen, entwickeln schlechtere Kommunikationsfähigkeiten

Forscher haben für eineStudie die Kommunikation zwischen Kindern und Eltern untersucht. Dabei stellten sie fest, dass Fernsehen die Kommunikation zwischen Eltern und Kindern beeinträchtigt (ja, um das herauszufinden wurde tatsächlich Geld ausgegeben.) Die Kommunikation nimmt aber nicht nur ab, sondern es wird sogar ein „unproduktiver Austausch geschaffen, der die Lernfähigkeit der Kinder negativ beeinflussen kann.“

Kinder, deren Eltern im Umgang mit ihnen entspannt sind, können auch selbst besser mit Stress umgehen

Diese Studie mag viele Eltern überraschen: Es ist überhaupt nicht wichtig, wie viel Zeit man mit den Kindern verbringt. Viel wichtiger ist, in welchem Gemütszustand sich die Eltern während dieser Zeit befinden. Egal ob man sich zwei oder sechs Stunden pro Tag mit den Kindern beschäftigt, wenn man als Eltern während dieser Zeit immer gestresst oder abgelenkt ist, färbt das auf das Kind ab. Und zwar so sehr, dass es noch im Erwachsenenalter genau dasselbe Verhalten zeigt.

Kinder, die keine eigenen Entscheidungen treffen dürfen, sind immer von anderen abhängig

Wenn die Fürsorge der Eltern so weit geht, dass sie Kleidung, Essen und Freunde für das Kind aussuchen, lernt das Kind nie, selbstständig zu sein. Das sagt Therapeutin Laura JJ Dessauer, die vermutlich viele dieser Kinder auf der Couch hat. Sie wachsen stattdessen zu unselbstständigen Erwachsenen heran, die immer von anderen abhängig sind und nichts alleine können.

Kinder erfüllen die Erwartungen, die Eltern an sie haben

Einige Eltern wissen schon vor der Geburt ihres Kindes, dass es irgendwann ein Spitzen-Abitur machen, anschließend Medizin studieren und dann ein gefragter Chirurg wird. Man könnte jetzt meinen, diese Erwartungen seien schädlich. Das stimmt aber nicht, sagt eineStudie der Universität von Kalifornien. Denn Kinder versuchen, die Erwartungen ihrer Eltern zu erfüllen, egal wie hoch diese sind. Und oft schaffen sie das auch. Ab sofort sollten wir uns also für alle unsere Kinder vornehmen, dass sie später Bundeskanzlerin oder Astronautin werden.

Kinder, die missbraucht werden, haben ein schwächeres Gedächtnis und können ihre Emotionen schlechter kontrollieren

Neurowissenschaftler der Harvard Universität haben herausgefunden, dass sexueller und emotionaler Missbrauch die Entwicklung des kindlichen Gehirns hemmen. Betroffen sind besonders drei Bereiche im Gehirn, die Erinnerungen und Emotionen steuern. Als Erwachsene verfügen diese Kinder daher über ein schlechteres Erinnerungsvermögen und neigen zu heftigen Gefühlsausbrüchen.

Kinder mit mehr Selbstbeherrschung sind als Erwachsene erfolgreicher

Je früher Kinder lernen, das eigene Verhalten zu regulieren, desto eher können sie als Erwachsene mit schwierigen Situationen zurecht kommen. Eine langjährige Studie zeigt, dass Kinder mit mehr Selbstbeherrschung als Erwachsene disziplinierter, unbeschwerter und auch finanziell abgesicherter sind. Roy Baumeister, Professor der Psychologie an der Universität Tallahassee, Florida, sagt daher, dass die Vermittlung von Selbstbeherrschung eine der wichtigsten Aufgaben der Kindererziehung sein sollte.

Kinder, die mehr Aufmerksamkeit bekommen, führen gesündere Beziehungen und schreiben bessere Noten

Wer als Kind von seinen Eltern immer genug Aufmerksamkeit bekommt, wird es später im Leben einfacher haben. Eine Studie von 2014 zeigt, dass die Kinder besonders aufmerksamer Eltern nicht nur in der Schule bessere Noten schreiben, sondern bis in ihre Dreißiger hinein akademisch besser abschneiden. Und auch in Beziehungen haben bessere Karten und gehen häufiger glücklichere und gesündere Partnerschaften ein.

Kinder, die eine gute Beziehung zum Vater haben, haben später eine bessere Beziehung zum Partner

Nicht nur die Mutter ist wichtig für die Entwicklung. Eine Studie der Universität Haifa wies nach, dass Kinder mit einer guten und engen Bindung zum Vater später einmal mit größerer Wahrscheinlichkeit auch gute und enge Beziehungen zu Freunden und Partnern eingehen können.

Kinder, die auch für ihre Bemühungen belohnt werden, haben später ein konstruktiveres Selbstbild

Wer als Kind immer nur für Sachen gelobt wird, die er schon perfekt kann, wird vielleicht kurzfristig mehr Selbstbewusstsein haben. Wer aber auch schon für seine Bemühungen belohnt wird, unabhängig vom Ergebnis, lernt, dass er sich immer weiter verbessern kann. Das wird im späteren Leben weit wichtiger sein, sagt Stanford Professor Carol Dweck. Denn wer alle Aufgaben nur in „kann ich“ und „kann ich nicht“ unterteilt, untergräbt dabei die eigene Lernfähigkeit. Wer aber weiß, dass auch gute Bemühungen schon zählen, wird langfristig weiterkommen, mehr lernen und sich besser weiterentwickeln.

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