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Warum deine Geschwister maßgeblich für deinen Erfolg verantwortlich sind

Natürlich gehört zum Erfolg ein wenig Glück. Studien zeigen nun aber, dass es auch maßgeblich die Geschwister sind, die bestimmen, wie der persönliche Weg verläuft – auch in Sachen Karriere.

 

Zeig mir deine Geschwister und ich sage dir, ob du Erfolg
haben wirst

Was ist wirklich wichtig, um gute Chancen auf Erfolg zu
haben? Hier nennt man meist erst einmal die Herkunft, die Förderung durch die
Eltern, und dann die eigene Persönlichkeitsstruktur. Nicht zu vergessen: harte
Arbeit
. Was aber, wenn das, was wir sind und werden, maßgeblich mit einem weiteren
Faktor verknüpft ist? Die Forschung besagt, dass es die Geschwister sind,
die besonders eng damit zusammenhängen, ob wir später mal erfolgreich
werden oder nicht. Dr. Jonathan Caspi hat für 99u
zusammengefasst, wie das verquickt ist – und wir haben uns die Argumentation
mal angesehen.

Wird man erfolgreich, nur weil die Geschwister es auch
sind?

Geschwister haben also mit dem eigenen Erfolg zu tun. Nun, auch
wenn einem das erst einmal gar nicht so in den Sinn kam, so ist es doch gar
nicht verwunderlich. Alle, die Geschwister haben, wissen, wie sehr sie einen
prägen. Sie sind Vorbild, sie geben uns das ehrlichste (manchmal auch härteste)
Feedback, sie schärfen den Blick auf uns selbst und tragen zu unserer Identitätsbildung bei – nicht selten auch durch unsere Abgrenzung von ihnen. Wenn unsere Geschwister
also andere wären, dann wären wir es auch. Und genau deshalb sind sie auch so
darin involviert, welche Lebensentscheidungen wir treffen und in welche Richtung wir uns entwickeln.

Nun heißt das aber nicht gleich, dass, nur weil der Bruder
oder die Schwester erfolgreich ist, auch du erfolgreich sein wirst, schreibt
Dr. Caspi. Es gibt sogar recht wenige Familien, in denen mehrere Kinder
besonders erfolgreich sind – und das nicht nur gefühlt, sondern auch belegbar
mit einer Studie.

Warum? Nun, weil es eben doch noch die Faktoren Glück,
harte Arbeit und Durchhaltevermögen gibt. Trotzdem, so die familienökonomische
Forschung, sind Geschwister ein enormer Faktor für unsere Erfolgschancen – und das
maßgeblich, weil sie stark mit der eigenen Persönlichkeitsentwicklung verknüpft
sind. Wichtig ist aber auch hier, dass deutlich gemacht wird, dass Erfolg nicht
zwingend eine steile Karriere bedeutet. Erfolgreich zu sein kann ebenso die
privaten Bereiche wie Freunde, Familie und Liebesbeziehungen beschreiben – und
das lässt sich eben nicht eindeutig in Zahlen wiedergeben.

Dennoch lassen sich anhand einiger Faktoren klare
Zusammenhänge feststellen.

Wie Geschwister mit unserem persönlichen Erfolg
zusammenhängen

1. Die Genetik

Die genetischen Voraussetzungen haben einen klaren Anteil an
unseren Erfolgschancen. Sie sind jedoch nicht alles. Wenn man das Beispiel der
Williams-Schwestern im Tennis heranzieht, lässt man sich schnell zu dem Urteil
hinreißen: Na klar, das liegt bei denen eben in den Genen. Aber wie bereits
erwähnt, widerlegt sich dieser Ansatz dadurch, dass dieser Doppelerfolg in
einer Familie eher selten ist. Und das liegt genau daran, dass Geschwister meist stark unterschiedlich sind, auch wenn sie Genmaterial teilen – insbesondere in Hinblick auf ihre Persönlichkeit. Identitäten entwickeln wir
nicht nur durch Vorbilder, sondern auch durch Abgrenzung. Und so kann es sein,
dass sich ein Mädchen mit einem eher genügsamen Bruder zu einer besonders
ambitionierten Person entwickelt – und sich so auch ihre Chancen auf Erfolg erhöhen.

2. Das Umfeld

Ebenso wie wir Gene mit unseren Geschwistern teilen, so
wachsen wir (in der Regel) auch in der gleichen Umgebung auf – sowohl sozial,
lokal und kulturell. Diese geteilten Voraussetzungen würden abermals nahe
legen, dass Geschwister auch die gleichen Chancen auf Erfolg haben. Aber, auch das
belegen Studien: Geschwister, die miteinander aufwachsen und ähnlich alt sind, sind in der Regel sehr
um Abgrenzung bemüht. Zudem kommen hier auch die Eltern ins Spiel. Auch wenn
die meisten Eltern ihre Kinder gleich behandeln, so verteilen sie die Ressourcen
unterschiedlich. Und das muss auch so sein, denn Kinder haben eben
unterschiedliche Bedürfnisse und Interessen. Wer hier, aus welchen Gründen auch
immer, mehr Förderung erhält, hat eben auch bessere Chancen, erfolgreich zu
werden.

Darauf, wie diese Ressourcen verteilt werden, haben aber
auch die Kinder selbst einen starken Einfluss. Denn sie entwickeln von Beginn
an unterschiedliche Strategien, um zu bekommen, was sie wollen beziehungsweise
brauchen – und besetzen in der Regel unterschiedliche Nischen. So belegen
Studien, dass sich erstgeborene Mädchen eher in Richtung Sicherheit und
akademischer Ambition entwickeln und spätergeborene eher risikobereit sind.  Und diese unterschiedlichen Interessen werden
von den Eltern in der Regel auch unterschiedlich honoriert, was ebenso zur
späteren Entwicklung beiträgt. Und, auch das wird nicht verschwiegen: Natürlich
und leider ist es immer noch so, dass Kinder aus Familien, die weiß, vermögend
sowie gut gebildet sind und über gute Kontakte verfügen, noch immer die größten
Chancen
haben – aber das alleine ist es eben nicht.

3. Die Konkurrenz

Geschwister stehen immer in gewisser Weise in Konkurrenz
miteinander und entwickeln so ganz unterschiedliche Skillsets – und das ist
etwas, womit sie sich gegenseitig weiterbringen. Kein Wunder, jedes Individuum
entwickelt sich durch eben diesen Vorgang des Konkurrierens, denn
hier lernt man viel über die eigenen Grenzen, über das Verlieren und wieder Aufstehen – und
lernt kreativ zu werden, wenn man mit den üblichen Mechanismen nicht
weiterkommt. Um durch Konkurrenz wachsen
zu können, ist es aber auch wichtig, dass es dabei um wohlgesinntes Konkurrieren geht und nicht darum, den anderen zu verletzen. Wie Studien
zeigen, neigen besonders gleichgeschlechtliche Geschwister dazu, stark
miteinander in Konkurrenz zu treten und erhöhen so ihre Chancen auf Erfolg.

4. Der Vergleich

In keiner anderen Beziehung werden Menschen so stark
verglichen wie unter Geschwistern. Oftmals beschreiben sie sich selbst und auch die
Eltern ihre Kindern durch Charakterzüge, die die Geschwister voneinander
unterscheiden, wie: „Ja, sie ist eben viel aktiver, zurückhaltender“ und so weiter.
Ob sich Geschwister erfolgreich fühlen oder nicht, hängt davon ab, inwieweit sie
sich mit ihren Geschwistern vergleichen und sich so verorten können – auch wenn
das kein objektives Bild ergibt. Eine Studie hat gar herausgefunden, dass
Menschen, die mehr Geld verdienen als ihre Geschwister, zufriedener im Leben sind.

Ebenso zeigt eine andere Studie, dass Kinder von Eltern, die häufig Vergleiche
zu ihren Geschwistern anstellen, mehr Angst vor ihrer beruflichen Zukunft haben
und Druck in Hinsicht auf ihren ökonomischen Erfolg verspüren. Auch lassen sich
Kinder von Labeln wie „Der Strebsame“ oder „Das schwarze Schaf“ wirklich
beeinflussen. Wer die Chancen seiner Kinder auf Erfolg erhöhen möchte, sollte
mit zu vielen Vergleichen also vorsichtig sein – und den Kindern lieber zeigen, ohne sie
in eine Schublade einzuordnen, wie sie ihre persönlichen Ziele erreichen können.

5. Die Beziehung untereinander

Die Forschung hat gezeigt, wie enorm positiv sich die
Unterstützung durch und eine gute Beziehung mit den Geschwistern auf Kinder
auswirkt. Enge Geschwisterbindungen helfen den Kindern so auch dabei, ihre
Chancen auf Erfolg zu erhöhen, indem aufeinander geachtet, sich miteinander
auseinandergesetzt wird und sich das Netzwerk erweitert.  Aber auch die psychische Komponente ist ein
wichtiger Faktor. So hat eine Studie ergeben, dass nicht nur Geld bis zu
einem gewissen Punkt glücklich macht, sondern auch glückliche Menschen eher zu
Erfolg neigen.

Unsere Geschwister sind also eng mit unserer Persönlichkeit,
den Ressourcen, die wir von unseren Eltern erhalten und unserer mentalen
Verfassung verknüpft – und genau das macht sie auch wichtig für die Frage, ob wir einen
erfolgreichen Weg im Leben gehen oder nicht. Ein Fakt, der es sehr interessant
macht, sich auch als Erwachsener genauer mit der eigene Beziehung zu seinen
Geschwistern auseinanderzusetzen, um sich selbst besser zu verstehen.

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