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Der Tampon der Zukunft kann mehr, als nur Blut aufsaugen

Wie könnte der Tampon der Zukunft aussehen? Dafür gibt es konkrete Ideen – und das könnte dann wesentlich mehr, als nur unser Blut auffangen, sondern auch Krankheiten im Frühstadium erkennen.

 

Was muss ein gutes Produkt können? Frag doch mal die Zielgruppe!

Tja, ein gutes Produkt herzustellen kann ja so einfach sein.
Nämlich genau dann, wenn man einfach mal bei der Zielgruppe nachhakt, was denn gewünscht ist. Genau das machte auch Lillian Gilbreth im Jahr 1920, die nicht nur die erste
weibliche Ingenieurin mit einem Titel als PhD in den Vereinigten Staaten war, sondern auf die glorreiche Idee kam, dass man sich in Sachen
Frauenhygiene auch einfach mal mit Frauen unterhalten muss. Ein Glück, denn die
restliche Industrie dachte, es sei schon ganz okay, Frauen mit windelähnlichen
Ungetümen durch die Welt laufen zu lassen.

Diese Ignoranz ist kein Wunder, denn Pagan Kennedy, die für die NY
Times
die Geschichte des Tampons sowie die Zukunftsperspektiven mal genauer beleuchtet hat, fand heraus, dass 90 Prozent der jemals eingereichten Patente für
Binden und Tampons von Männern stammen. Ein Umstand,
der sich ganz generell durch die Wissenschaft zieht und leider viel Innovation
für die weibliche Gesundheit und den weiblichen Körper verhindert hat. Ein Glück für uns, dass der Vorstoß von Gilbreth Früchte trug und ihre Ergebnisse vom US-Unternehmen Johnson & Johnson
verwendet wurden. So entstand der Tampon, den wir
heute kennen.

Endlich gibt es zum Thema Menstruation neue Entwicklungen

Nun hat sich mit der Ingenieurin Ridhi Tariyal endlich eine weitere schlaue Frau in
Zusammenarbeit mit ihrem Businesspartner, Stephen Gire, mit dem Thema
beschäftigt –  ihr Ansatz: Wie kann
eigentlich das Tampon der Zukunft aussehen und wieso sollte das nicht mehr
können, als einfach nur Blut aufzufangen, um das dann in den Abfall zu
befördern? Gute Frage, denn in diesem Blut stecken sehr viele Informationen
über unseren Körper und unseren Gesundheitszustand, die richtig verwertet einen monatlichen Gesundheitscheck ermöglichen würden. So entstand die Idee für den „Smart-Tampon“.
Und doch entschieden sich die Businesspartner gegen diese Idee, weil sie glaubten, dass ein Tampon mit Chip vielen Frauen doch etwas zu gruselig erscheinen
könnte. Wie kann man aber an die Infos kommen, ohne dass Frau sich einen Chip
einführen muss?

Ganz einfach: Es muss etwas sein, das die
Informationen außerhalb des Körpers einsammelt. Also entwickelten sie mit einem 3D-Printer einen
Prototypen für eine kleinen Maschine, welche die gewünschten Informationen aus
dem Blut des Tampons interpretieren kann und stellten dieses potentiellen
Investoren vor – leider gestaltet es sich noch immer schwierig, Innovationen
für die Gesundheit der Frauen an den Mann zu bringen, wie Stephen Gire der NY
Times erzählte.

“When
you say that you’re going to build a company around menstrual blood, people
think you’re joking,”

Zudem,
so ein anderer Investor zu den Businesspartner, würde so ein Tool ja
ausschließlich Frauen helfen, und die würden gerade mal die Hälfte der
Weltbevölkerung ausmachen – warum sollte das interessant sein? Es klingt angesichts der Möglichkeiten wie
ein schlechter Scherz. Denn mit so einem Gerät
könnten Frauen etwa Zuhause und in Eigenregie feststellen, ob eine
Chlamydieninfektion vorliegt – und das ist etwa europaweit nicht nur die
häufigste Geschlechtskrankheit, sondern auch eine, die nahezu ohne Symptome
ablaufen und so unbemerkt zu einer Unfruchtbarkeit führen kann.

Dann endlich: Der Durchbruch

Nachdem sie immer wieder vor Wände rannten, dachten Ridhi
Tariyal und Stephen Gire um und entwickelten das Gerät so weiter, dass nicht das Blut,
sondern die Zellen aus dem Uterus die Hauptrolle für die Informationsgewinnung durch das Gerät spielen – Zellen, mit
denen man etwa Krebs im Frühstadium oder eine Veränderungen der Fruchtbarkeit
erkennen könnte. Und mit dieser Weiterentwicklung konnten sie schließlich über
Umwege die renommierte Wissenschaftlerin Pardis Sabeti für sich gewinnen, die das Harvard Lab leitet, das die Mutationen
in dem 2014 ausgebrochenen Ebola Virus festgestellt hat. Mit ihr im Boot
können sie nun endlich daran gehen, den Prototypen marktreif zu machen – und wir
sind sehr gespannt, was da noch kommen wird.

Eine
Geschichte, die ebenso von großartigen Möglichkeiten erzählt, als auch von
einer noch immer erschreckend hohen Ignoranz der Industrie, gegenüber der Gesundheit
von Frauen.

Die
ganze Story gibt es auf NY Times.


Titelbild: Flickr – Christopher Michel – CC BY 2.0

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