Foto: Les Anderson | unsplash

Warum lesen Frauen Liebesromane?

Liebesromane werden von Frauen gelesen, die einsam, frustriert und naiv sind. So weit das Klischee. Doch was ist dran an diesen Aussagen?

 

Einsame, buchverrückte Single-Frauen

Warum Frauen Liebesromane lesen, ist eine Frage, die immer mal wieder hochkocht. Da schreiben Journalisten dann Artikel, dass man als Frau frustriert und einsam sei. Oder Single. Oder einfach pauschal unglücklich. Und Liebesromane verleiten uns natürlich auch dazu, das ganze Leben durch eine rosarote Brille zu betrachten. Außerdem ist es ganz allgemein bekannt, dass der durchschnittliche Mann von heute durch Liebesromane gar keine Chance mehr hat, eine Frau zu erobern. Weil die Frauen natürlich durch die Bücher alle komplett überzogene Vorstellungen von Körpern, Gefühlen und Romantik haben.

Ist ja klar, oder?

Ich oute mich mal als sehr leidenschaftliche Leserin von Liebesromanen. Ach und ich bin eine Frau. Wie vielleicht der ein oder andere von euch schon mitbekommen hat …

Aber wie einsam bin ich denn nun? Ich verrate es euch! Ich bin wahrscheinlich ebenso einsam wie jede andere Frau. Und was ist mit den ganzen anderen Vorurteilen? Ich werde sie für euch einfangen und mal ganz persönlich unter die Lupe nehmen und euch dann die Antwort geben, warum Frauen Liebesromane lesen.

Frauen, die Liebesromane lesen, sind Single

Nein, ich bin vergeben. Wer hätte das gedacht. Und das auch schon recht lange. Also, wenn ich das mal auf mein Alter beziehe. Mein Freund weiß sogar, wie mein Gesicht aussieht. Zwar hängt oft ein Buch davor herum, aber es bleibt sogar noch Zeit übrig, mich mit ihm zu unterhalten.

Frauen, die Liebesromane lesen, sind introvertierte Bücherwurmer

Nein, ich kann sogar richtig viel reden. Lasst mich erstmal anfangen und ich lege richtig los. Nur weil ich (Liebes-)Romane lese, heißt das nicht, dass mir selbst die Worte fehlen.

Liebesromane verändern die Sicht auf die Realität

Nö. Mit Liebesromanen schalte ich ab. Ich begebe mich bewusst in eine andere Welt. Genauso, wie es Thriller- und Fantasyliebhaber auch tun. Man sagt ja auch nicht, dass jeder Thrillerleser mordlüstern ist, oder? Sonst wäre die Hälfte der Leute, die das jetzt hier lesen, wahrscheinlich mit einem Messer bewaffnet. Wenn man Thriller mag, kommt man ja kaum eine Sekunde ohne Blut aus. Wahrscheinlich seid ihr alle gesuchte Serienkiller! Gebt’s doch einfach mal offen zu!

Aber zurück zur Aussage. Liebesromane lassen mich nicht denken, dass die gesamte Männerwelt aus testosteronbepackten, dominanten Zahnpastamodels besteht.  Klar, man verliebt sich sicherlich mit der Protagonistin gemeinsam in den ,Love Interest‘. Aber das habt ihr richtig gelesen: Ich verliebe mich MIT der Protagonistin. Quasi durch ihre Augen. Ich renne nicht rum und verkünde, dass ich gedenke, Edward zu heiraten und ich nur auf den Tag warte, an dem er mir seine glitzernde und makellose Haut enthüllt.

Liebesromane vermasseln „echten“ Männern die Tour?

Darf ich ehrlich sein? Was sind das für Typen, die das denken? Dass ein Buch die Chancen bei einer Frau schmälern könnte? Klar, es wäre vielleicht ein Pluspunkt, wenn Mann es gelesen hätte. Dann könnte man zusammen darüber reden. Man hätte ein Gespräch. Aber ich habe noch nie (m)einen Mann angeschaut und gedacht: Boah, das ist jetzt aber blöd. Der glitzert ja gar nicht. Schließlich ist man sich durchaus bewusst, dass in den Büchern eine fiktive Realität abgebildet wird und nicht die Wirklichkeit.

Liebesromane machen einsam

Na klar. Weil man als Frau kein Sozialleben hat, der Traummann nur in Büchern existiert und überhaupt. Die Community der Liebesroman-Leser*innen ist so unglaublich groß und sie besteht bei weitem nicht nur aus Frauen! Es gibt so viele Männer, die dem Genre ebenfalls verfallen sind.

Und wisst ihr was? Diese verrückte Gemeinschaft organisiert sich sogar in Gruppen, Foren, Vereinen und auf Veranstaltungen. Es ist irre, was für eine große Community sich da gefunden hat. Da ist, denke ich, niemand einsam. Wenn dann nur, wenn man es wirklich sein möchte.

Denn sind wir mal ehrlich: Ein bisschen Einsamkeit tut immer gut!

Liebesromane sind so banal und anspruchslos

Wer sich nicht genauer mit dem Genre beschäftigt, der wird sagen, Liebesromane seien leicht gestrickt. Vorhersehbar. Immer gleich.
Ja, viele Liebesromane sind vorhersehbar. Aber warum lesen wir sie trotzdem? Weil wir eben genau wissen, dass es ein Happy End geben wird! Gerade DAS ist für mich als Frau von heute ein wichtiges Kriterium. Ich lasse mich gerne in eine heile Zuckerwatte-Welt fallen. Klar, es gibt auch ein paar kritische Punkte, aber die werden meist sehr gut aufgelöst. Und das macht mich glücklich.

Ehrlich gesagt habe ich in meiner realen Welt schon genug Probleme zu meistern. Und das täglich. Das ist wohl bei den meisten von euch so. Und da freue ich mich, wenn ich es mir einfach gemütlich machen kann und dann ganz genau weiß, dass es für die Protagonisten gut ausgehen wird. Es hebt meine Laune. Es macht mich glücklich.

Die Liebe, die Liebesromane zwangsläufig verbreiten, ist wohltuend. Sie lässt mich seufzen, mein Herz schneller schlagen und ich kann mich entspannen.
Das Genre selbst lässt sich natürlich nicht komplett neu erfinden. Das ist mir bewusst. Aber über einen bunten Erzählstil, ausgefeilte Figuren und interessante Wendepunkte können Autoren ihre Geschichten dennoch einzigartig gestalten. Und das ist auch der Grund, warum ganz viele Liebesromane in meinem Regal stehen. Sie sind irgendwie (fast) alle anders.

Warum ich also Liebesromane lese:

Viele Gründe habe ich schon oben erklärt, aber ich fasse das nochmal knapp zusammen:

Ich möchte mich wohlfühlen

Es macht mich glücklich.

Ich möchte mich von Stress und Problemen ablenken mit einer heilen Puderzucker-Welt

An alle Frauen (und Männer!) da draußen, die ihr Liebesromane gerne mögt: Zeigt euch! Kommentiert mir Herzchen unter diesen Artikel, schreibt mir, warum ihr Liebesromane liebt!

Und alle anderen: Warum lest ihr vielleicht gerade keine Liebesromane?

Der Text erschien zuerst auf kielfeder-blog.de. Wir freuen uns, ihn auch hier veröffentlichen zu können. 

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