Ein Bewerbungsfoto oder ein Businessportrait, auf dem man sich wirklich mag? Selten! Hier gibt es zu viele Regeln und die Ästhetik ist meist viel zu streng. Aber das muss gar nicht sein, sagt Fotografin Nina Neumann – und erklärt an Beispielen, wie man die Regeln brechen kann und sich so auf dem nächsten Business-Bild auch garantiert nicht fremd vorkommt.
Das perfekte Bewerbungsbild: Von kläglichen Anfängen und einem gelungenen Ende
Auch ich (als Berufsfotografin) bin immer mit einem Magengrummeln in Foto-Termine für meine Bewerbungsfotos oder Businessportraits gegangen. Was muss ich nochmal alles vor der Kamera beachten? Wird das Foto hinterher einigermaßen aussehen? Weshalb bekomme ich ausgerechnet heute wieder diese fiesen roten Flecken im Gesicht? Und wo kommt eigentlich plötzlich dieses Doppelkinn her?
Und genau deshalb möchte ich von meinem Weg hin zu meinem perfekten Businessportrait erzählen – von meinen kläglichen Anfängen und wie ich mein Selbstbewusstsein vor der Kamera gefunden habe und wie ihr das gleiche schaffen könnt.
Aller Anfang ist schwer…
Wir alle haben uns doch irgendwann mal in dieser Situation befunden. Ich erinnere mich noch an mein erstes offizielles Bewerbungsfoto: Ich hatte mir eine Bluse und einen Blazer rausgesucht – weil man das ja so macht – und versucht mich halbwegs adrett zu schminken. Bei der Farbwahl war ich sogar schon etwas mutig und hatte nicht die typische schwarz/weiß Kombination gewählt. Im Fotostudio angekommen wurde ich vor eine Fotowand gesetzt, mit ein paar Anweisungen in die richtige Richtung gedreht und ein paar wenige Aufnahmen weiter war das Foto auch schon im Kasten. Aber seht selbst…
Oh man. Der Hintergrund war viel zu dunkel und ich schaue verkrampft in die Kamera. Der Fotograf hat noch schnell ein paar Dinge retuschiert und schon konnte ich mit den Fotos meine ersten beruflichen Schritte wagen.
Dieses Foto fasst für mich zusammen, wie ich definitiv kein Businessportrait mehr von mir sehen möchte: 0815, ich fühlte mich unwohl und man sieht absolut gar nichts davon, wer ich eigentlich bin.
Lektion 1: Überlege welche Farben zu dir passen. Achte darauf, dass dein Foto durch deine Kleidung und den Hintergrund nicht zu dunkel wird.
Auf dem Weg der Besserung
Ein paar Jahre später ging der Versuch in die nächste Runde. Aus dem zu dunklen Foto aus Versuch Nummer 1 ist ein schon viel freundlicheres Businessportrait geworden. Aber weiterhin mit Verbesserungspotenzial. Voilá:
Hier hatte ich mich getraut einen Schritt weiter weg von der Business-Standard-Kleidung zu gehen. Denn ich hasse Blusen, also warum soll ich sie auf meinem Businessportrait tragen, wenn das überhaupt nicht zu dem passt, was mich eigentlich ausmacht?
Lektion 2: Trage die Kleidung, die dich ausmacht und in der du dich auch wohlfühlst. Verkleide dich nicht für dein Businessportrait!
Am Ziel angekommen
Letztes Jahr sind nun wieder neue Fotos für meine Webseiten von mir entstanden. Und diesmal kann ich auf die Fotos schauen und sagen: Ja, das bin ich!
Zuerst einmal habe ich mich bewusst dazu entschieden keine Fotos mehr in einem kargen Studio, vor einer einfarbigen Wand, zu machen. Auf diesem Foto zeigen sowohl der Hintergrund als auch meine Kleidung und meine Haare wer ich bin.
Und weil die Umgebung eben auch eine wichtige Rolle für das Ergebnis spielt, ist mein aktuelles Businessportrait im Wald entstanden. Dazu hatte ich meinen Laptop als Requisite dabei. Ich trage die Haare offen und ein lässiges Top, das ich auch ganz normal in meinem Arbeitsalltag tragen würde. Das bin ich! Und das Beste ist: wenn ich mich für ein Foto nicht verstelle, dann kann ich auch ganz natürlich in die Kamera lächeln und muss nicht verkrampft versuchen eine Rolle zu spielen.
Lektion 3: Wähle die Umgebung und Requisiten für Dein Foto passend zu dir und deiner Arbeit.
Das Fazit
Traut dich, für dein nächstes Bewerbungsfoto aus dem vermeintlichen Regel-Käfig auszubrechen. Du musst keine Bluse oder einen Blazer tragen. Und die Haare zusammengebunden zu tragen, soll professioneller wirken? So what! Wenn du deine Haare sonst bei der Arbeit immer offen trägst, weshalb solltest du sie dann ausgerechnet für dein Bewerbungsfoto in einem Zopf tragen? Sei mutig und zeige dich so wie du bist und wie man dich in deinem Arbeitsalltag antreffen kann. OK, vielleicht nicht gerade so wie du nach einer Woche Überstunden vor Ende einer wichtigen Deadline aussiehst, aber ich denke du verstehst, was ich meine.
Also geh da raus und zeige dich! Die Geschäftswelt braucht mehr von einzigartigen Frauen, die sich auch so in ihren Fotos präsentieren.
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