Unsere Berufswelt verändert sich – und damit auch ihre Anforderungen. Was müssen Kinder also heute lernen, um auf die Berufswelt von morgen vorbereitet zu sein? Digitale und technische Kompetenzen sind es nicht.
Soziale und emotionale Kompetenzen sind zentral
Die Aussage, dass in der Bildung die Schlüsselrolle für das weitere Leben liegt, würde sicherlich niemand in Frage stellen. Wie diese Bildung aber vermittelt wird und wo die Schwerpunkte liegen sollten, um Kinder gut auf den Weg zu bringen, darüber wird immer wieder diskutiert. In Deutschland ist das zudem Ländersache, was es schwer macht, überhaupt gemeinsame Standards
festzulegen oder gemeinsame Bildungsvisionen zu erarbeiten. Die brauchen wir
aber, und das ganz besonders, weil sich unsere Arbeitswelt seit Jahren
verändert und in Zukunft durch den Ausbau der Digitalisierung noch weiter wandeln wird. Und das erfordert auch neue Schwerpunkte in Lehrplänen.
Welche das sein könnten, hat Microsoft für die aktuelle Bildungsstudie „Abschlussklasse 2030“ untersucht, für die unter anderem 500 Lehrer*innen und 500 Schüler*innen befragt wurden. Das Ergebnis: Die sozialen und emotionalen Fähigkeiten werden in Zukunft eine entscheidende Rolle spielen. Das bedeutet etwa, gut Beziehungen zu anderen Menschen aufbauen zu können, ein soziales Bewusstsein und Selbstbewusstsein – genau das, so formuliert es Michael Wittel, Leitung Forschung & Bildung bei Microsoft Deutschland, werde künftig bei Arbeitgeber*innen stärker gefragt sein als spezifische technische Fähigkeiten. Letztlich müsse es aber Hand in Hand gehen.
Keine Zeit, keine Mittel, wenig Handlungsspielraum im Klassenzimmer
Interessant ist, dass die befragten Schüler*innen das ganz ähnlich bewerten, 37 Prozent sehen in den sozial-emotionalen Kompetenzen eine Lernpriorität – aber lediglich 28 Prozent der Lehrer*innen. Und 77 Prozent der Lehrer*innen gaben gar an, das Thema sozialen Kompetenz nicht oder nur spontan in den Unterricht einzubauen. Letztlich sollte das aber kaum verwundern, wenn man sich Stichworte wie Lehrer*innenmangel oder auch Ausstattungen in Schulen in Erinnerung ruft. Wenn die Voraussetzungen weder für ein gutes Lernen, noch für ein gutes Lehren stimmen, liegt es eben nahe, sich erst dem zu widmen, was in Prüfungen abgefragt wird. Aber auch hier ist wieder eine Bildungsvision gefragt – denn soziale Kompetenzen sind ja nicht nur wichtig für den Arbeitsmarkt, sondern auch für das Privatleben und damit für uns als gesamte Gesellschaft.
Schulen sind – oder sollten vielmehr – ein Ort sein, an dem Kinder auf das Leben vorbereitet werden und nicht nur darauf, künftige Arbeitgeber*innen und Arbeitnehmer*innen zu sein. Um das aber nicht getrennt voneinander zu denken und vermitteln zu können, brauchen wir mehr Investitionen in Bildung, mehr Zeit für Inhalte und mehr Raum dafür, was wir den Kindern auch für ihre persönliche Entwicklung mitgeben wollen. Sich damit noch viel entscheidender auseinanderzusetzen, wäre in einem reichen Land wie Deutschland ja längst möglich. Aber vor allem ist es eins: notwendig.
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