Vor allem bei Nervosität rutschen sie uns immer wieder raus: Füllwörter wie „ähm” und „hm”. Meistens merken wir es selbst gar nicht – unsere Zuhörer*innen allerdings schon. Mit diesen Tricks könnt ihr das jetzt besser kontrollieren.
Hallo, ich bin ähm …
Lisa B. Marshall von unserem Partner Business Insider hat vor Kurzem einen Trainingskurs in New York absolviert und dieser begann wie jeder Kurs, mit einer Vorstellungsrunde:
Eine ältere Führungskraft, die im Kurs neben mir saß, sagte, und ich zitiere: „Ähm ich äh arbeite bei einer großen Bank, ähm einer Citibank. Ich ähm arbeite in äh der Technikabteilung und bin ähm Abteilungsleiter von äh so 500 Leuten, genau. Ich bin ähm für das Risikomanagement verantwortlich und ähm generiere Prozesse um ähm das Risiko zu reduzieren, genau.“
Ich war schockiert.
„Ähm, äh, hm“ und weitere Füllwörter zerstören deine Glaubwürdigkeit
Er war ein Fachmann, ein Profi auf seinem Gebiet, ein Senior Direktor einer großen Organisation und trotzdem konnte er sich kaum ausdrücken. Seine Sprache war so durchsetzt von Wörtern wie „hm“, „genau“, „um“ und „ähm“, dass seine Informationen ganz verworren klangen und seine Glaubwürdigkeit dadurch extrem geschmälert wurde.
Diese „Glaubwürdigkeits-Killer“ – Unterbrechungen des Sprachflusses – vermitteln Zuhörer*innen vor allem Zweifel am Inhalt des Gesagten, gerade wenn diese Störer am Ende des Satzes fallen. Als er sprach, dachte ich nur: „Weiß er denn nicht, wie viele Menschen für ihn arbeiten? Arbeitet er wirklich für die Citibank oder doch woanders?“
Was sind die Wörter, die den Redefluss unterbrechen?
Diese Füllwörter schwächen die Nachrichten, die transportiert werden sollen, ab. Sie verwirren deine Zuhörer*innen und sie lassen dich einfach schlecht klingen.
In den ersten 30 Sekunden hat er viermal „ähm“, dreimal „genau“ und zweimal „hm“ gezählt. Das Schlimmste: Ich bin sicher, dass er keine Ahnung hatte, dass seine Sprache mit diesem verbalen Virus infiziert ist. Zu seiner Verteidigung muss man sagen, dass solche Füllwörter (zum Beispiel „verstehst du“, „ähm“, „äh“, „um“, „genau“, „hm“) eigentlich recht häufig von Menschen im Alltag verwendet werden. Forscher*innen sind der Meinung, dass fast ein Fünftel der gesprochenen Sprache daraus besteht.
Rund um die Welt gibt es verschiedene Arten Sprachpausen zu füllen. In Großbritannien sagen die Menschen „uh“, Hebräer sagen „ehhhh“, Türken neigen dazu „mmmm“ zu sagen und Japaner sagen „eto“ (eh-to) und „ano“ (ah-no). In Spanien ist es üblich „esto“ zu sagen, in Mandarin wird „neige“ (NEH-guh) und „jiege (JEH-guh) verwendet. Holländer*innen und Deutsche sagen in der Regel „äh“, „hm“ oder „ähm“, die Schwed*innen eher „eh, ah, aah, m, mm, hmm, ooh, a und oh“ (das klingt langsam wie ein Erwachsenenfilm, aber ich denke die Idee kam rüber).
Als Kommunikationscoach fallen mir solche Füllwörter auf, vor allem dann, wenn Leute nervös sind. Bei manchen Leuten ist das zum Glück die einzige Situation, in der diese Störer auftreten.
Der heutige Artikel handelt also darüber, wie ihr immun gegen diese Viren werdet. Es geht darum, solche Füllwörter zu reduzieren. Ihr müsst diese nicht komplett eliminieren. Die Reduzierung, nicht die Auslöschung sollte euer erklärtes Ziel sein.
Der erste und wichtigste Schritt hin zu einer flüssigeren Sprache sollte sein, sich seine eigenen schlechten sprachlichen Angewohnheiten vor Augen zu führen. Der schnellste Weg herauszufinden, welche Füllwörter man selbst verwendet, ist es, einen guten Freund oder die Familie zu fragen (oder einen Sprechcoach, hust, hust).
Der vielleicht beste Weg ist, dich einmal aufzunehmen. Wenn du dich ein wenig mit Technik auskennst, sollte das kein Problem sein, denn du kannst kostenlose Programme wie Garage Band auf dem Mac oder Audacity für den PC verwenden. Mit diesen Anwendungen siehst du deine Worte im Audio-Format. Noch einfacher geht es, wenn du auf Utterz.com gehst – du musst nur eine Telefonnummer anrufen und dann wird deine Stimme aufgenommen.
Wenn du erst ein paar Aufnahmen von dir gemacht hast, musst du diese im nächsten Schritt ein paar Mal abspielen. Achte dabei auf die Füllwörter und mache ein Spiel daraus. Als Erstes liste sie auf und fange dann an, sie zu zählen. Solltest du mehr als drei oder vier davon zählen, weißt du, dass du ein Problem hast.
Höre dir selbst zu
Sollte dir eine Aufnahme zu stressig sein, dann konzentriere dich eine Woche lang darauf, dir selbst zuzuhören und achte auf solche Füllwörter, wenn du redest. Manche Expert*innen raten gerne dazu kleine „ähm“ und „äh“ Notizzettel an das Telefon oder den Computer zu kleben, um dich selbst daran zu erinnern, dir zuzuhören.
Glaube mir, nach einer Woche des Zuhörens und Aufnehmens wirst du dir deiner spezifischen Probleme bewusst. Und genau das braucht man auch, ein Bewusstsein für das Problem. Du musst dazu fähig sein, deine Füllwörter in deinem Kopf zu hören, bevor du sie ausplapperst.
Wie du deine Glaubwürdigkeitskiller verringerst
Wenn du deine Hausaufgaben gemacht hast, dann erkennst du, wenn ein Glaubwürdigkeitskiller gleich deinen Mund verlassen wird. Dann musst du nur eines tun: ruhig sein. Ich weiß, das sagt sich leichter, als es getan ist. Zu Beginn werden merkwürdige Pausen in deinem Redefluss kaum zu verhindern sein, das ist aber immer noch besser als, als eine Nachricht, die mit „ähm“, „äh“ und „hm“ gespickt ist. Letzten Endes werden deine Pausen kürzer und mit der Zeit sprichst du fließender und verwendest nicht mehr so oft „ähms“ und „ähs“.
Also, wenn du dich das nächste Mal irgendwo vorstellst, kann es sein, dass jemand neben dir sitzt, der deine „ähms“ und „ähs“ mitzählt. Lass nicht zu, dass diese Füllwörter, deine Glaubwürdigkeit untergraben. Es lohnt sich wirklich, sich einmal darauf zu konzentrieren. Das kann einen großen Unterschied machen, in der Art und Weise, wie du von deinen Mitmenschen wahrgenommen wirst.
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