Foto: Ali Inay

Stressig oder richtig praktisch? Familie Seeber plant ihr Essen zwölf Wochen im Voraus

Familie Seeber weiß bereits zwölf Wochen vorab, wann welches Gericht auf den Tisch kommt. Und plant schon seit acht Jahren auf diese Weise. Wie die Idee entstanden ist, haben die Eltern Karoline Amon vom „SZ Magazin“ erzählt.

 

Einkaufen nach Plan 

„Es wird gegessen, was auf den Tisch kommt.“ Das ist ein Satz,
den wir als Kind verabscheut haben – und bei der vierköpfigen Familie Seeber ist er Realität. Alle Mahlzeiten sind für zwölf Wochen vorgeplant. 
Karoline Amon vom SZ Magazin hat Familie
Seeber in Stuttgart besucht und mit ihnen über
ihre Essensplanung gesprochen.

Die Idee, so erzählt das Ehepaar Björn und Martina Seeber, sei bei einem Einkauf mit Kleinkind entstanden. Ihre damals einjährige Solveig weinte und die frisch gebackenen
Eltern waren gestresst und ratlos, was sie denn auf die Schnelle einkaufen und
für sich zaubern sollten. Gleich am nächsten Tag sei der Plan der Startschuss für ihr neues Essverhalten gewesen. 

Das „Muster für die Ewigkeit“

Der Essensplan der Familie ist vegetarisch und umfasst zwölf
Wochen. Tag eins und vier ist für Nudeln reserviert, am zweiten Tag werden
Kartoffeln gekocht, an Tag drei gibt es Reis, am sechsten Suppen. An den
übrigen Tagen werden Hülsenfrüchte oder etwas mit Eiern serviert.

Insgesamt entstehen so über drei Monate hinweg
84 verschiedene Gerichte, lediglich die Basis ist immer gleich und taucht
– die Nudeln als Ausnahme – nur ein Mal pro Woche auf. 
Da der Plan ein „Muster für die Ewigkeit“ sein soll,
wie Martina sagt, werde er regelmäßig aktualisiert.

Dass es immer ein „Tagesgericht“ gibt, erinnert stark an das Essen in der Uni-Mensa.  Das findet das Ehepaar aber nicht schlimm. Wie in der Mensa, gäbe es auch bei ihnen Gerichte, die nicht bei allen auf Zustimmung stoßen würden. Aber was, wenn man
essen geht? Oder absoluten Heißhunger auf etwas anderes hat? 

Wie soll man das als Kind durchhalten? 

Diesen Plan als Kind mitzumachen, wäre für mich
unvorstellbar gewesen. Denn das Hineinschmuggeln der überzuckerten Cornflakes in den Einkaufswagen und der darauf folgende verdatterte Blick meiner Eltern an
der Kasse – leider schon durchgezogen, zurück geht’s nicht mehr – war wirklich ein riesiger Spaß.

Familie Seeber lässt zwar keine Cornflakes zu, dafür aber alle drei Wochen ein Kinderwunschessen, meistens falle die Wahl auf Milchreis. Und jeden zweiten Sonntag geht die Familie planmäßig essen.

Acht Jahre lang hält die Familie den Plan nun schon
durch. So lange habe bisher keiner ihrer Freunde durchgehalten, erzählen sie
weiter. Vor allem anfangs seien sie mit ihrem Plan auf viel Kritik gestoßen.

Kleine Ausreißer gibt es im Hause Seeber dennoch. Vor allem, wenn ihr Mann Björn nicht Zuhause ist, schwingt Martina eher spontan den Kochlöffel.

Geld würden sie mit ihrem Plan definitiv nicht
sparen, dafür aber Zeit:

„Seit wir nach Plan einkaufen und kochen, haben wir im
Schnitt täglich 30 bis 45 Minuten mehr für andere Dinge. Dass wir diese ganze
Zeit nicht mehr sinnlos im Supermarkt verplempern, hilft uns dabei, unseren
Alltag zu meistern, der mit Arbeit, Kindern, Haushalt und Hobbys wie Sport und
Musikmachen eh schon voll genug ist.“

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